Hochwasser in Lohmar Dauerregen lässt Pegel der Agger dramatisch steigen

LOHMAR · "Land unter" am Samstag an der Agger in Lohmar: Dauerregen hatte den Wasserpegel innerhalb weniger Stunden von normalen 70 bis 80 Zentimeter auf knapp 4,10 Meter am Nachmittag ansteigen lassen. Das plötzliche Hochwasser brachte massig Probleme mit sich.

 Von einer Rettungsleiter aus versuchen Feuerwehrleute ein Stahlseil an einem Stamm vor dem Brückenpfeiler anzubringen.

Von einer Rettungsleiter aus versuchen Feuerwehrleute ein Stahlseil an einem Stamm vor dem Brückenpfeiler anzubringen.

Foto: Axel Vogel

Vor allem an der Brücke an der Schiffrather Straße nahe der Gaststätte Aggerschlösschen in Wahlscheid spitzte sich die Situation fast schon dramatisch zu. Treibholz hatte sich so unglücklich vor einem Brückenpfeiler verkeilt, dass die Brücke drohte, von den Fluten weggerissen zu werden.

Vorsorglich evakuierten die Einsatzkräfte flussabwärts zwei Campingplätze. Bis weit nach Mittenacht waren die Rettungskräfte im Dauereinsatz. Laut Polizei war es an der alten Aggerbrücke an der Schiffrather Straße gegen 15.40 Uhr brenzlig geworden. Ein Zeuge hatte sich bei der Leitstelle gemeldet und berichtet, dass die Brücke in Gefahr sei.

Grund war jede Menge Treibholz, darunter ein mächtiger Stamm, der sich an einem Brückenpfeiler verfangen hatte. Dadurch entstand so großer Druck, dass die Fluten die Brücke in der Mitte bereits um 60 bis 80 Zentimeter eingedrückt hatten, sagte Polizist Ralf Berkenkötter, der vor Ort die Gefahrenstelle absicherte. Das Problem bestand nun darin, so Berkenkötter, das bei einem Einsturz Trümmer eine flussabwärts gelegene Brücke ebenfalls hätten beschädigen oder sogar wegreißen können.

Die Lohmarer Feuerwehr um Einsatzleiter Klaus Boddenberg rückte sofort mit rund 50 Wehrleuten an, um Schlimmeres zu verhindern. Insgesamt waren 120 Rettungskräfte im Einsatz. Schließlich war die Lage vertrackt, da die Brücke wegen der Einsturzgefahr nicht betreten werden durfte. Darum zogen die Einsatzkräfte kurzzeitig eine kontrollierte Sprengung des Treibholzes an dem Brückenpfeiler in Erwägung.

Da eine Flutwelle in diesem Falle nicht auszuschließen war, mussten vorsorglich drei Campingplätze flussabwärts geräumt werden: einer an der Aggerstraße in Lohmar sowie zwei in Wahlscheid. Betroffen waren laut Polizei rund 70 Dauercamper. Für die hatten die Hilfsdienste Notunterkünfte im Forum Wahlscheid eingerichtet. Da viele Wohnwagen bereits unter Wasser standen, musste die DLRG bei der Evakuierung mit Booten helfen.

Trotzdem regte sich gegen die Räumung Widerstand. Einen Camper, der wohl angetrunken war, nahm die Polizei in Gewahrsam. Helfen musste die Feuerwehr um den stellvertretenden Wehrleiter Frank Lindenberg und die DLRG-Kräfte auch am Campingplatz Aggerstraße. Zunächst hatte es geheißen, dass eine Person in ihrem Auto von den Fluten überrascht worden sei. "Doch die hatte sich dann selbst befreit."

Hartnäckiger waren da elf Personen auf dem Campingplatz, die partout ihre Wohnwagen nicht verlassen wollten. Der Eigentümer hatte versichert, dass diese Stelle mit den Wohnwagen erst ab einer Pegelhöhe von 4,50 Meter gefährdet sei. "Der Eigentümer des Platzes übernahm dafür die Verantwortung", so Lindenberg.

Zu dem Zeitpunkt stand der Pegel aber bereits bei 4,08 Meter. Doch die Polizei ging auch hier auf Nummer sicher. Mit Rettungsboten der DLRG wurden die elf Camper evakuiert. Ein Ehepaar aus Heidelberg, das von einem Campingplatz in Wahlscheid evakuiert worden war, fand die Maßnahme im Nachhinein richtig: "Da wir in der hintersten Reihe standen, fand ich das erst unnötig", sagte die Frau, die mit ihrem Mann und zwei Hunden im Auto übernachten musste.

"Aber jetzt bin ich froh darüber." Eine Sprengung des Treibgutes war letztlich nicht nötig: Mittels einer Leiter brachten die Feuerwehrleute ein Stahlseil an großen Stämmen des Treibgutes an, die ein Radlader des THW, der am Ufer stand, nach und nach wegzog. So konnte das Treibholzknäuel aufgelöst werden.

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