GA-Serie "Was steckt eigentlich hinter..." 800 Jahre Bergbau im Windecker Land

Windeck · In der Grube Silberhardt auf den Spuren der Kumpels an der oberen Sieg. Bis in die 1930er Jahre wurden dort Blei-, Zink-, Silber-, Kupfer- und Eisenerze abgebaut.

 Vor dem Eingang in den alten Stollen steht eine Lore als warte sie nur darauf, wieder eingefahren zu werden.

Vor dem Eingang in den alten Stollen steht eine Lore als warte sie nur darauf, wieder eingefahren zu werden.

Foto: Marie-Theres Demmer

„Grube Silberhardt“ steht es in geschwungener Schrift über dem Eingangstor des Bergwerks in Windeck-Öttershagen geschrieben. Darunter Schlägel und Eisen als Symbol für den Bergbau. Der Weg hinein in die oberste Sole des Bergwerks ist nur spärlich von Deckenlampen ausgeleuchtet. Der Gang ist schmal. Auf dem Boden schlängeln sich die Schienen für die Hunten, die Förderwagen der Bergarbeiter, weiter in die Dunkelheit. Mit einer Kopflampe und Helm ausgerüstet, führt Stephan Döring, zweiter Vorsitzender des Fördervereins zur Erhaltung der Bergbau- und Hüttentradition der Grube Silberhardt, die Besucher in den Besucherstollen. Der Windecker kennt die Gänge wie seine Westentasche.

Seit 1999 ist das 800 Jahre alte Bergwerk für die Öffentlichkeit zugänglich. Möglich machen dies rund 50 ehrenamtliche Helfer. Denn bis vor 20 Jahren war der Stollen noch gänzlich verschüttet. Auf Initiative des Historikers des Vereins, Harald Patzke, und des Verschönerungsvereins Windeck wurde die Grube wieder geöffnet. „Das Aufwältigen, also das Öffnen, eines verschütteten Stollens, bringt einen gewaltigen Arbeitsaufwand mit sich. Der Verein hat die Grube in über 15 000 Arbeitsstunden wieder ausgeräumt und gesichert“, sagt Döring.

Knochenarbeit

Mühsam war auch die Arbeit der Bergmänner, die bis in die 1930er Jahre in der Grube Silberhardt schufteten. Rund acht Stunden verbrachten die Arbeiter unter Tage und schürften Blei-, Zink-, Silber-, Kupfer- oder Eisenerze aus dem Gestein, das anschließend ins Ruhrgebiet befördert wurde. Ihr Arbeitsplatz war durch den Eintritt von Grundwasser immer feucht und kalt. Das Werkzeug war auf Schlägel und Eisen beschränkt, womit die Erze aus dem harten Gestein geschlagen wurden.

Licht gab es kaum, denn das Öl für die Öllampen war teuer. „Oft haben die Arbeiter ihre Öllampen nur für den Hin- und Rückweg in das Bergwerk entzündet. An den Schürfstellen arbeiteten sie in völliger Dunkelheit“, erklärt Döring. Augenerkrankungen waren die Folge. Die Lebenserwartung eines Bergmannes betrug damals gerade mal 35 Jahre. Belegbar ist, dass bereits im Mittelalter, um das Jahr 1200, Bergbau im Windecker Land betrieben wurde. „Oberhalb des Berges haben wir mittelalterliche Schürfstellen entdeckt, die bis zu 25 Meter tief in die Erde reichen“, sagt Döring. Über die Jahrhunderte hinweg wurde das Bergwerk immer weiter ausgebaut. Karten belegen, dass es mindestens sechs Ebenen unter Tage gab. Die tiefste Abbaustelle befand sich rund 130 Meter in der Tiefe. Die Ebenen sind mittlerweile aber verschüttet und stehen unter Wasser. „Möglicherweise gibt es aber noch weitere Stollen, die nicht verzeichnet sind“, vermutet Döring. Denn der Großteil der Akten des Bergwerks ging im Zweiten Weltkrieg verloren.

Einmal durch den Berg

Der Stollen aus dem 19. Jahrhundert, der heute für Besucher offen steht, befindet sich auf einer Ebene mit dem Tal und führt 350 Meter weit in den Berg hinein. Die Mitglieder des Fördervereins arbeiten aber schon fleißig daran, den Stollen noch weiter begehbar zu machen. „Wir bauen die Grube zur Zeit aus, sodass wir den Berg in Zukunft einmal komplett unter Tage durchqueren können und auf der anderen Seite wieder herauskommen“, sagt Döring. Auch die Ruinen der Gebäude, die sich im 19. Jahrhundert rund um die Grube befanden, will der Verein in Zukunft sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Im Besucherzentrum, das mit Unterstützung des Rheinischen Landschaftsverbandes und der Gemeinde Windeck errichtet wurde, informiert der Verein über den Bergbau im Windecker Land.

Der Förderverein lädt für Sonntag, 5. November, von 9 bis 13 Uhr zu einer Bergbauwanderung ein. Der Historiker des Vereins, Harald Patzke, erläutert auf der rund zwölf Kilometer langen Wanderung die Bergbautradition im Windecker Land. Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist bis zum 3. November unter 0 22 92/92 88 87 oder per E-Mail an grube-silberhardt@t-online.de möglich. Weitere Informationen zur Grube Silberhardt gibt es auch auf der Webseite www.grube-silberhardt.de.

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