GA testet das Angebot "Nimm mich mit" Wie gut läuft es mit der Mitfahrbank in Hennef-Allner?

Hennef · Seit Anfang Mai gibt es in Hennef das Projekt Mitfahrbank. Wer darauf sitzt, signalisiert, dass er mitgenommen werden möchte. Für GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo wird das zur Geduldsprobe. Kein Auto hielt an.

Wie komme ich am schnellsten von Allner in die Hennefer Innenstadt? Diese Frage dürften sich seitdem der Horstmannsteg gesperrt wurde wohl einige Bürger aus dem Hennefer Ortsteil stellen. Eine Idee der Stadt und des Vereins „kivi“ soll Abhilfe schaffen: Seit Anfang Mai steht in der Lettestraße in Allner eine sogenannte Mitfahrbank. Neben einer Sitzbank steht ein Schild auf dem „Nimm mich mit“ zu lesen ist. Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, setzt sich auf die Bank und wartet. Autofahrer, die daran vorbeifahren, können die Passagiere dann ins Hennefer Zentrum mitnehmen.

Mal sehen, wie gut das klappt. Gegen 15.30 Uhr unter der Woche setze ich mich auf die Bank und warte – leider vergeblich. Es fahren zwar immer mal wieder Autos an mir vorbei, doch keines hält an. Bei vielen denke ich: Die Fahrer haben mich wahrscheinlich nicht gesehen. Kein Wunder. Als ich die Mitfahrbank für meinen Selbsttest gesucht habe, bin ich auch zuerst an ihr vorbeigefahren, weil ich sie nicht als solche erkannt hatte. Vielleicht muss ich mich also mehr für meine Mitfahrgelegenheit einsetzen. Ich stelle mich vor die Bank und halte beim nächsten Auto den Daumen raus, wie beim Trampen. Doch keine Chance, die Autofahrerin schaut mich kurz an – und fährt an mir vorbei.

Ich frage die vorbeilaufenden Anwohner, ob sie überhaupt schon jemanden auf der Bank gesehen haben. „Einmal hat sich hier wohl jemand draufgesetzt und wurde nach vier Minuten mitgenommen. Das ist aber auch die einzige Geschichte, die es zu dieser Bank gibt“, erzählen zwei Frauen, die gerade mit ihren Hunden spazieren gehen. Sie würden sich selbst nicht auf die Mitfahrbank setzen, auch wenn sie kein Auto hätten. „Als Frau muss man auch einfach aufpassen. Bei jemanden, den ich gut kenne, würde ich mitfahren. Aber mit dem kann ich mich ja auch schon vorher verabreden.“ Würden sie denn selbst jemanden einsammeln? Auch dann wäre es ihnen mulmig, einen Fremden mitzunehmen. Für mich hätten sie vielleicht noch angehalten, aber für einen fremden Mann nicht.

Anwohner müssen besser informiert werden

2016 beschloss der Ausschuss für Generationen, Soziales und Integration der Stadt Hennef das Aufstellen der Mitfahrbänke. Initiiert hat die Aktion der Verein „kivi“ im Zusammenhang mit dem Projekt „Mitten im Leben“, in dem die strukturellen Voraussetzungen im ländlichen Raum verbessert werden sollen. Bisher sind erst zwei Bänke aufgestellt worden: in Allner und in Adscheid. Die Bank in Allner kam nach der Schließung des Horstmannstegs im April.

Wie berichtet, hatte eine Prüfung ergeben, dass die Brücke, die Allner mit dem Hennefer Zentrum verbindet, nicht mehr sicher ist. Weitere Bänke sollen noch im Hennefer Zentrum am Heiligenstädter Platz und in Uckerath aufgebaut werden. Die Bank im Hennefer Zentrum soll bald gewährleisten, dass die Bürger auch wieder von der Innenstadt nach Allner kommen, so die Stadt.

Ich komme noch nicht mal von Allner ins Zentrum. Nach einer halben Stunde stehe ich noch immer ohne Mitfahrgelegenheit an der Bank. Um 15.53 Uhr hätte mich auch ein Bus Richtung Zentrum gebracht. Die befragten Anwohner und ich sind uns einig: Die Idee der Mitfahrbanken ist nicht schlecht, sie muss nur noch besser umgesetzt werden. Die Anwohner müssen besser über das Angebot informiert werden. „Dann würde man auch aufmerksamer an der Bank vorbeifahren“, sagen die Nachbarn. Außerdem: Die Mitfahrbank müsste an einer stärker befahrenen Straße stehen. „Die Lettestraße in Allner ist eine Straße, die durch das ganze Dorf führt und daher von den Bewohnern stark genutzt wird“, begründet die Stadt den Ort für die Mitfahrbank in Allner.

Diese Begründung hat sich in meinem Selbsttest nicht bestätigt. An einer Hauptstraße wären wesentlich mehr Autos vorbeigekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort