Krippen aus Handarbeit Werner Lehrmann aus Hennef besinnt sich auf traditionelle Art des Baus
HENNEF · Es ist ein ganz normaler Keller eines Einfamilienhauses in Hennef. Waschmaschine und Trockner stehen da. Aber wer genau hinschaut, entdeckt wundervoll gestaltete Krippen, die sich während der Vorweihnachtszeit natürlich enormer Beliebtheit erfreuen. "Sechs oder sieben meiner Krippen sind derzeit Teil einer Privatausstellung in Much", sagt Werner Lehrmann.
Neben dem Ausstellungsraum befindet sich Lehrmanns Hobbyraum. Ausgestattet mit einer Werkbank und etlichen Werkzeugen, kreiert der sympathische Pensionär dort seit 15 Jahren in detailverliebter Handarbeit seine Krippen. "Ich mache das, seitdem ich Rentner bin", sagte der ehemalige Polsterer und Dekorateur. Wert legt der 73-Jährige darauf, dass seine Krippen handgefertigt sind. Dabei arbeitet er vor allem mit Fichtenholz, weil das besonders weich sei und sich als Werkstoff gut eigne.
Tradition sei ihm sehr wichtig, und deshalb würde er seine Krippen auch nach alter Tradition erschaffen. Krippenmörtel stellt Lehrmann aus Kreide sowie aus Schleif- und Sägemehl her. Statt Nägeln verwendet der geschickte Handwerker Schrauben und Dübel. Mit speziellen Messern schnitzt er die einzelnen Teile seiner Krippen. "Dabei schneidet man sich auch öfter mal in den Finger. Aber es macht halt wirklich Spaß, diese Krippen von Hand zu erschaffen", sagt Lehrmann.
Bestimme Maserungen des Holzes erreicht Lehrmann durch sogenanntes "Reißen", eine spezielle Technik mit dem Schnitzmesser. An seiner Werkbank entstehen wundervolle Arbeiten, die gerne für Ausstellungen geliehen, auf Weihnachtsmärkten gezeigt, aber auch von Lehrmann verkauft werden. Seine Ehefrau Hildegard kümmert sich darum. Und sie besorgt die einzigen Krippenteile, die Lehrmann nicht selbst anfertigt: die Figuren. "Die stammen aus Italien und Bayern und werden halt passend zu den Krippen gekauft", erklärt Hildegard Lehrmann.
Um die Tradition des Krippenbaus ein wenig zu beleuchten, gibt es im Kellerraum der Lehrmanns auch eine Tafel mit einem kleinen Text. Darin lässt Lehrmann noch einmal die wechselvolle Geschichte des Krippenbaus Revue passieren. Erste bildliche Darstellungen gab es bereits im vierten Jahrhundert.
Der Heilige Franz von Assisi hatte laut Lehrmann eine Krippe im Wald aufgestellt, später seien die Krippen dann in Kirchen und Klöstern zu sehen gewesen. Während der Zeit der Aufklärung um 1780 wurden die Krippen aus öffentlichen Gebäuden, also auch aus Kirchen, verbannt, hielten dann aber später wieder Einzug und sind heute fester Bestandteil des kirchlichen und häuslichen Weihnachtsschmucks.
"Meine Krippen sind sehr beliebt, weil halt alles noch Handarbeit ist und nicht maschinell gefertigt wurde", sagt Lehrmann. Besonders seine orientalische Krippe, in die er sechs bis sieben Wochen Arbeitszeit investierte, ist ein Hingucker. Lehrmann fertigt an seiner Werkbank auch Einzelteile und Zubehör für Krippen.
"Erst vor kurzem rief bei uns eine Frau an, die noch ein paar Kleinteile benötigte", erinnert sich Hildegard Lehrmann. Bald ist Weihnachten, und dann ist die Ausstellungszeit vorbei. Lehrmann: "Dann kommen alle Krippen auf den Speicher. Bis zur nächsten Vorweihnachtszeit."