Markt in Hennef Wenn Einkaufen zum Erlebnis wird

Hennef · Jeden Donnerstag und Samstag steht Peter Schmitz auf dem Hennefer Wochenmarkt und verkauft Blumen und Pflanzen. Er weiß, was sich seine Kunden wünschen – manchmal schon, bevor sie es selber wissen. Denn in den 25 Jahren, in denen er nun schon mit dabei ist, hat er so einiges über seine Kunden erfahren.

Der Blumenhändler ist einer der insgesamt 21 Marktbeschicker, die regelmäßig auf dem Wochenmarkt in Hennef anzutreffen sind, der am Samstag sein 30-jähriges Bestehen feiert. Schmitz Blumenstand gegenüber preist Peter Glass sein Angebot an. Der Gemüsehändler aus Bad Honnef ist seit zehn Jahren an allen drei Markttagen – dienstags, donnerstags und samstags – in Hennef. Das liegt auch an seiner großen Stammkundschaft, die er auf 95 Prozent seiner Kunden schätzt. „Laufkundschaft habe ich hier kaum, obwohl wir so nah am Bahnhof liegen. Das macht mir allerdings den Wareneinkauf und die Umsätze berechenbar“, sagt der 64-Jährige. Vor fünf Jahren hat er seinen Feinkostladen in Bad Honnef geschlossen und ist vollends unter die Markthändler gegangen.

Kollege Hans Peter Schmitz fährt dagegen weiterhin zweigleisig. Er betreibt neben seinem Marktstand noch zwei Filialen seines Blumenfachgeschäfts „fiore rosso“ in Hennef und Eitorf. Auch er kann auf seine Stammkunden zählen, darunter Ulrike Schormann-Elsing. Sie kommt jeden Samstag und kauft dort ihre Blumen: „Bin ich mal zu spät dran, dann kann ich einfach telefonisch Bescheid sagen, dass ich noch komme, und er legt mir meine Blumen zur Seite“, sagt die Henneferin. Auch Marion Kullman kommt seit sechs Jahren regelmäßig mit ihrer kleinen Hündin Charlotte auf den Markt. Sie gibt allerdings zu, hauptsächlich wegen der sozialen Kontakte vorbeizuschauen, weniger wegen des Warenangebots. Dennoch schätzt sie die Händler: „Hier kann man gut einkaufen, man weiß woher die Ware kommt.“

Es fühlt sich fast wie eine kleine Familie an, dort auf dem Hennefer Wochenmarkt. Das bestätigt auch Imker Michael Driesch. Er ist dienstags und samstags vor Ort und sieht die freundschaftliche, kollegiale Beziehung zwischen den Händlern als großen Pluspunkt für Hennef. Wer an seinem Stand vorbeikommt, findet dort nicht nur verschiedene Sorten an Honig – den die Kunden immer erst probieren dürfen, bevor sie ihn kaufen –, sondern auch Pflegeprodukte oder Honigwein. „Die Lippenstifte laufen sehr gut, davon verkaufe ich 50 bis 60 Stück pro Woche. Und das alles nur durch Mundpropaganda“, sagt der Imker aus Neunkirchen-Seelscheid.

Zusätzlich zu den Waren von Hans Peter Schmitz, Peter Glass und Michael Driesch gibt es auf dem Markt an den verschiedenen Tagen noch Geflügel und Eier, Fischfeinkost, Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren, Textilien und sogar E-Bikes zu kaufen.

Es ist das Miteinander, das die Händler in Hennef so schätzen. Was ihnen allerdings sauer aufstößt, sind die Diebstähle. Hans Peter Schmitz wurde beispielsweise nicht nur in die Kasse gegriffen, sie wurde einmal gleich ganz mitgenommen. Ein Grund, warum sich die Händler an den Markttagen etwas mehr Polizeipräsenz wünschen. Stefan Birk, Pressesprecher der Polizei im Rhein Sieg Kreis erklärt: „Wir sind uns der Diebstähle in Hennef bewusst und haben das im Auge. Allerdings ist Hennef mit 27 Diebstählen in 2015 im gesamten Stadtgebiet kein Brennpunkt, wie zum Beispiel Siegburg oder Troisdorf.“

Dennoch: Die Händler sind sich sicher, auch weiterhin auf dem Hennefer Wochenmarkt zu verkaufen. Sie schätzen ihre Kunden und möchten ihnen auch in Zukunft den Service bieten, den sie kaum in einem Supermarkt bekommen. Auch seitens der Stadt sieht man positiv in die Zukunft des Wochenmarkts. „Natürlich hat der Markt eine Perspektive, die bisherigen 30 Jahre sollten erst der Anfang sein. Der Markt ist für die Attraktivität der Innenstadt enorm wichtig und nicht wegzudenken. Ein tolles Angebot für die Hennefer Bürger und eine Bereicherung für die ganze Stadt“, sagt Pressesprecher Dominique Müller-Groote.

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