Josef-Dietzgen-Club Verein erinnert an Arbeiterphilosophen Dietzgen

HENNEF · Mit ihrem neu gegründeten Josef-Dietzgen-Club Siegburg wollen einige Linken-Politiker das Andenken an einen "sozialen Vordenker" bewahren. Um das Leben des in Hennef geborenen Arbeiterphilosophen geht es am Freitag bei einem Informationsabend in Hennef.

 Vor seinem Geburtshaus an der Graf-Heinrich-Straße in Stadt Blankenberg erinnert eine Gedenktafel an Josef Dietzgen.

Vor seinem Geburtshaus an der Graf-Heinrich-Straße in Stadt Blankenberg erinnert eine Gedenktafel an Josef Dietzgen.

Foto: Ingo Eisner

Ein unruhiger Geist sei er gewesen, der sich laut Heimatforscher Helmut Fischer bereits früh auf geistig höchster Ebene mit dem Sozialleben der Menschen beschäftigt habe. Dass sich in Hennef überhaupt noch jemand an den „Arbeiterphilosophen“ Josef Dietzgen erinnert, dürfte vor allem Fischer zu verdanken sein.

Er wird am Freitag im Hennefer Hotel Johnel als Gastreferent das Leben des gelernten Gerbers, materialistischen Philosophen und Sozialisten Josef Dietzgen beleuchten. Zu dem Informationsabend lädt der im Juli 2016 gegründete Josef-Dietzgen-Club Siegburg ein. Dessen Ziel ist es, das „Andenken an einen sozialen Vordenker zu bewahren“, sagt der Vereinsvorsitzende und Linken-Politiker Uwe Groeneveld.

Hervorgegangen ist der Verein aus einem Debattierclub, dem weitere Linken-Politiker wie Charly Hörster, Bernd Rosbund und Uwe Jessen angehören. „Wir haben uns regelmäßig getroffen und diskutiert“, sagte Groeneveld. Der studierte Philosoph Hörster, aber auch Rosbund, Jessen und Groeneveld, gehörten allesamt mal dem Vorstand der Kreis-Linken an, beendeten allerdings laut Groeneveld dort ihre Arbeit aufgrund von „menschlichen Enttäuschungen, Cliquenwirtschaft und Intrigen“.

Der neue Verein, der laut Groeneveld keine Konkurrenz zur Kreis-Linken sei und mittlerweile 27 Mitglieder zählt, sei vor allem gegründet worden, „weil uns Dietzgens Biografie und Philosophie faszinierte“.

Gedankenaustausch in Siegburg

Josef Dietzgen wurde am 9. Dezember 1828 in Stadt Blankenberg geboren und interessierte sich bereits früh für soziale Ideen, las Marx, Engels und die französischen Frühsozialisten. Marx soll ihn später sogar zu einem Gedankenaustausch in Siegburg besucht haben.

Da Dietzgen sich allerdings, geprägt von Darwin, für die Evolution und nicht die Revolution aussprach, konnte er von späteren Kommunisten nicht für deren Ideologien vereinnahmt werden. Insgesamt drei Mal ging Dietzgen in die USA, erstmalig 1848. Er lebte dort als Lehrer, Gerber, Anstreicher und Tramp, kehrte aber immer wieder nach Deutschland zurück.

Verheiratet war er mit Cordula Finke, die ihm vier Töchter und zwei Söhne gebar. Von 1864 bis 1868 war er Leiter einer Regierungslohgerberei im russischen Sankt Petersburg, wo er das Werk „Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit“ verfasste. 1869 erbte er die Gerberei seines Onkels in Siegburg, wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und schrieb Artikel für die sozialdemokratische Presse.

1878 wurde er wegen seines Artikels „Die Zukunft der Sozialdemokratie“ verhaftet, drei Monate später aber freigesprochen. 1884 emigrierte er endgültig in die USA, arbeitete zunächst als Redakteur in New York und ab 1886 für die „Arbeiterstimme“ in Chicago, wo er am 15. April 1888 verstarb.

Gedenktafel am Geburtshaus

In Stadt Blankenberg erinnert eine Gedenktafel vor seinem Geburtshaus an ihn, und im Gewerbegebiet Stoßdorf gibt es eine Straße, die seinen Namen trägt. Nun will der neue Josef-Dietzgen-Club das Vermächtnis dieses Mannes in Erinnerung halten.

Neben Helmut Fischer referiert am Freitag ab 18 Uhr im Hotel Johnel an der Frankfurter Straße auch Charly Hörster, der sich mit den Theorien des Arbeiterphilosophen näher beschäftigen wird. Der Eintritt ist frei.

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