300 Schüler betroffen Träger des Europäischen Berufskollegs in Hennef ist insolvent

HENNEF · Der Träger des Europäischen Berufskollegs Hennef hat offenbar finanzielle Probleme: Am Bonner Amtsgericht ist das Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet worden. Wie es für die rund 300 Schüler weitergeht, ist derzeit unklar.

Der Träger des Europäischen Berufskollegs Hennef ist insolvent. Wie jetzt bekannt wurde, wurde am 12. April am Bonner Amtsgericht das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der Vesbe-Trägergesellschaft gGmbH angeordnet. Der Schulbetrieb – betroffen sind rund 300 Schüler und 21 Lehrer – soll bis auf Weiteres fortgesetzt werden. Ob der Fortbestand der Schule gesichert werden kann, war am Donnerstag unklar.

Die gemeinnützige Vesbe-Trägergesellschaft mit Geschäftsführer Udo Hermesdorf zeichnet seit zwei Jahren für den Betrieb des Kollegs verantwortlich. Davor war der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (Vesbe) der Träger. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Bonner Amtsgericht Jörg Bornheimer bestellt. „Der Betrieb des Kollegs geht derzeit weiter“, sagte Rechtsanwältin Stefanie Jacob, Sachbearbeiterin für diesen Fall, auf GA-Anfrage. Sie bestätigte, dass Bornheimer derzeit Verhandlungen mit einem möglichen Interessenten führt.

Lehrer haben angeblich kein Gehalt erhalten

Auch laut Christiane Fahrbach, Leiterin des Europäischen Berufskollegs, geht der Schulbetrieb vorerst weiter; mehr wollte sie nicht sagen. Zwar sollen die Gehälter des Kollegiums während der kommenden drei Monate durch die Insolvenz abgesichert sein, dem Vernehmen nach wurde den Lehrern aber schon seit März kein Gehalt gezahlt.

„Der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung ist von dieser Insolvenz nicht betroffen“, sagte Jürgen Lau, geschäftsführender Vorstand der Vesbe, auf Anfrage. Die Immobilien an der Schulstraße in Hennef sind nach seinen Angaben Eigentum des Vereins. Dieser hoffe, dass die Schule erhalten bleibt. „Das ist unser Wunsch“, sagte Julia Olesen, Mitglied des geschäftsführenden Vesbe-Vorstandes.

2012 war das Kolleg, das auch unter „Mein Kolleg“ bekannt ist, als Berufsschule mit 200 Schülern an den Start gegangen. Zum Angebot gehören Bildungsgänge in verschiedenen Fachrichtungen wie Sozialpädagogik, Erziehung und Soziales, Wirtschaft und Verwaltung, Ernährung sowie berufsvorbereitende Kurse.

Schule propagiert das Lernen in überschaubaren Gruppen

Zudem besteht die Möglichkeit, am Kolleg Schulabschlüsse nachzuholen. Mit einem hohen Migrantenanteil will das Kolleg sich zur gesellschaftlichen Vielfalt bekennen. In kleinen, überschaubaren Gruppen soll den Schülern zudem das Lernen erleichtert werden.

2016 hatte die Vesbe-Trägergesellschaft die Trägerschaft übernommen. Finanzielle Probleme soll es seit einiger Zeit gegeben haben.

Als Aufsichtsbehörde über Ersatzschulen ist die Bezirksregierung Köln über die Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens informiert worden. Das teilte Pressereferent Dirk Schneemann auf Anfrage mit. Eine Bewertung der Situation sei jedoch nicht möglich, ein Ersatzschulträger führe seine Schule grundsätzlich eigenverantwortlich. Auch sei eine Mitwirkung der Bezirksregierung im Insolvenzverfahren nach den Vorschriften der Insolvenzordnung nicht möglich.

Die Bezirksregierung könne bei fehlender wirtschaftlicher Zuverlässigkeit eines Trägers lediglich die Ersatzschulgenehmigung infrage stellen, so Schneemann weiter. Derartige Hinweise hätten aber in der Vergangenheit in diesem Fall nicht vorgelegen.

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