Historisches Bauwerk Teile des Römerkanals werden vergeben

Hennef · Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Steinofen für Pizza. Es ist aber ein hervorragend erhaltenes Stück der fast 2000 Jahre alten Eifelwasserleitung. Das etwa zwei Meter lange Segment steht beim DWA in Hennef. Das Land verschenkt 26 solcher Segmente des antiken Wasserleitungssystems, das einem Straßenbau im Weg stand.

 Hennef DWQ Römerkanal

Hennef DWQ Römerkanal

Foto: Holger Arndt

Sie können kaum aufhören mit ihrer Schwärmerei. Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), Johannes Lohaus, und die Dezernentin für Denkmalschutz beim Regierungspräsidenten in Köln, Gudrun Schmitz, stehen vor einem eingezäunten, überdachten kleinen Bauwerk, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Steinofen für Pizza. Es ist aber ein hervorragend erhaltenes Stück der fast 2000 Jahre alten Eifelwasserleitung. Das etwa zwei Meter lange Segment steht beim DWA, Theodor-Heuss-Allee 17 in Hennef.

Rund 50 Meter der um 80/90 nach Christus gebauten Eifelwasserleitung standen 2016/17 dem Bau einer Bundesstraße in Hürth im Weg. „Wir waren sehr überrascht, wie gut erhalten dieses Stück des römischen Bauwerks ist“, sagte Schmitz. Denn im Mittelalter seien weite Teile der römischen Wasserleitung als Steinbruch für Kirchenbauten benutzt worden. „Deshalb ist viel verloren gegangen. Besonders haben wir uns gefreut, dass ein Teil dieses 50 Meter langen Abschnitts sogar über eine Überwölbung verfügt“, sagte die Denkmalschützerin.

Über den Römerkanal wurden damals täglich 20 Millionen Liter Wasser aus der Eifel in die neue Hauptstadt Niedergermaniens transportiert. „Das waren pro Kopf und Tag etwa 1200 Liter Wasser, rund das Zehnfache der Menge, die wir heute jeden Tag nutzen“, sagte Martin Vollmer-König vom Landschaftsverband Rheinland in Bonn.

„Es ist manchmal nicht möglich, archäologische Denkmäler vor Ort zu bewahren“, so Vollmer-König. In diesem Fall habe man sich aber entschieden, dieses Stück Wasserleitung aufwendig zu bergen, in 26 Stücke zu teilen und zu verschenken. Voraussetzung für diese Schenkungen war, dass die Schätze geschützt und öffentlich erlebbar sind. Die Resonanz sei groß gewesen. Sogar aus Bayern habe es eine Anfrage von einem Wasserverband gegeben. Das Stück außerhalb Nordrhein-Westfalens abzugeben, sei ihr schwer gefallen, so Schmitz. Man habe sich in diesem Fall für eine „Dauerleihgabe“ entschieden. Drei Stücke sind übrigens noch zu haben. Die „Paten“ müssen Transport und Sicherungskosten von knapp 10 000 Euro übernehmen.

Anhand des Bauteils lassen sich viele Geschichten erzählen

„Das haben wir gerne getan. Immerhin lassen sich anhand dieses Bauteils viele Geschichten erzählen“, so Lohaus. „Es geht um die Bedeutung des Wassers, um Technik und um Qualität. Alles Themen, die für unsere Vereinigung zentral sind.“ Schmitz ist fasziniert von der technischen Finesse und dem hohen Wissensstand der Römer. „Diese rund 95 Kilometer lange Wasserleitung war mit einer wasserdichten Feinschicht bedeckt und wies ein durchgängiges Gefälle von einem halben Prozent auf. Die Ingenieursleistungen waren enorm.“

Enorm war auch die ehrenamtliche Unterstützung von Auszubildenden zum Beton- und Stahlbauer im Bildungszentrum Butzweiler Hof der Handwerkskammer zu Köln. Zur Bergung des Baudenkmals musste dieses durch eine Stahlkonstruktion gesichert werden. Die Sockel drohten sonst wegzubrechen. Also wurde ein Kragen drumherumgebaut. Restauratoren mussten zudem den römischen Beton bewahren.

Jetzt steht ein Stück dieser Leitung als „mobiles Bodendenkmal“ bei der DWA, die besonders auch Schulklassen zur Besichtigung des Römerkanals einlädt. „Wir würden uns freuen, wenn dadurch viele Schüler ihr Interesse für das Thema Wasser entdecken“, so Johannes Lohaus.

Ansprechpartnerin für Schulen bei der DWA ist Elke Uhe, E-Mail: uhe@dwa.de,0 22 42/ 87 22 38.

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