Giftiger Riesenbärenklau So wird die Herkulesstaude an der Sieg bekämpft

Hennef · Die Stadt Hennef testet mit der Gemeinde Eitorf eine alternative Bekämpfungs-Methode der Herkulesstaude. Der Kreis sucht Freiwillige, die helfen, die Verbreitung einzudämmen.

Jörn Lohmann lässt den Blick entlang des Flussufers an der Sieg-Promenade schweifen. Es dauert gar nicht lange, da hat der stellvertretende Hennefer Umweltamtsleiter auch schon Exemplare der Herkulesstaude entdeckt. „Da sollten wir es jetzt mal testen“, sagt Lohmann. Begleitet von Josef Freiburg, Umweltschutzbeauftragter der Gemeinde Eitorf, geht Lohmann auf die Pflanzenbestände zu. In der Hand hat er eine sogenannte Schälmesser-Lanze, mit der er den Vegetationskegel der Herkulesstaude durchtrennt. „Erste Tests haben ergeben, dass die Pflanze nicht mehr entsorgt werden muss, sondern innerhalb weniger Tage von Nacktschnecken gefressen wird“, sagt Freiburg.

Sollte diese Methode, die laut Freiburg von dem ehemaligen Eitorfer Bauhofmitarbeiter und Hobbyangler Wolfgang Höhnscheid entwickelt wurde, erfolgreich sein, wäre das bei der Bekämpfung der Herkulesstaude eine fast revolutionäre Entwicklung. „Herr Höhnscheid hat das mit gesundem Menschenverstand entwickelt“, sagte Freiburg.

Sollte die „Methode Höhnscheid“ erfolgreich sein, könnten sich die Kommunen beim Kampf gegen die Herkulesstaude viel Aufwand sparen. Es müsste nämlich bei einem Großteil der Pflanzen nicht mehr wie bisher der obere Wurzelstock mindestens 15 Zentimeter tief mit einem Spaten ausgestochen und die Hauptwurzeln komplett durchtrennt werden.

Riesenbärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen

Auch die Pflanzenteile müssten nicht mehr aus dem Boden gezogen und aufwendig entsorgt werden. Die Entsorgung wird bisher so vorgenommen, dass keine Samen oder vermehrungsfähigen Pflanzenteile in die Umwelt geraten. Die Pflanzenreste werden verbrannt. „Die neue Methode funktioniert allerdings nur bei Pflanzen bis zu einer Höhe von einem Meter“, sagt Lohmann. Höhere Pflanzen würden wie bisher bekämpft.

Die aus dem Kaukasus stammende Pflanze „Heracleum mantegazzianum“ die auch als Riesen-bärenklau bekannt ist und als Gartenzierpflanze bereits im 19. Jahrhundert nach Nord-West-Europa gelangte, gilt als invasive Problempflanze und bereitet den Kommunen und dem Kreis seit Jahren Kopfzerbrechen. Sie breitet sich besonders an Flussufern rasend schnell aus. Ihre Dominanzbestände können zur Verdrängung der heimischen Flora führen.

Zudem bildet der Riesenbärenklau photosensibilisierende Substanzen, die in Kombination mit Sonnenlicht zu phototoxischen Reaktionen führen. Berührungen der Pflanze können beim Menschen zu schmerzhaften Quaddeln und Blasen führen, die wie Verbrennungen wirken. „Deshalb empfiehlt es sich auch, beim Umgang mit der Pflanze Schutzkleidung zu tragen“, sagt Lohmann.

An 1155 Standorten rund 5000 Pflanzen in Hennef beseitigt

Auch die bisherige Methode zur Bekämpfung der Herkulesstaude ist laut Lohmann zumindest in Hennef erfolgreich. Laut Verwaltung bekämpft die Stadt seit 2009 den Riesenbärenklau und investiert jährlich bis zu 10.000 Euro. Auf öffentlichen Flächen wird die Herkulesstaude vom Baubetriebshof oder einem beauftragten Gartenbaubetrieb entfernt.

Allein im vergangenen Jahr wurden in Hennef an 1155 Standorten rund 5000 Pflanzen beseitigt. „Im Hennefer Stadtgebiet tritt die Staude aufgrund der Maßnahmen in deutlich geringerer Zahl auf als beispielsweise an der oberen Sieg“, sagt Lohmann. Durch Hochwasser oder Bodenbewegungen könne es allerdings immer wieder zum erneuten Aufkeimen der Pflanze kommen.

Der Kreis hat den Kampf gegen den Riesen-Bärenklau 2017 auf sogenannten naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen wieder aufgenommen, nachdem er wegen fehlender finanzieller Unterstützung durch die Bezirksregierung seine Aktivitäten einige Jahre eingestellt hatte. Sowohl in Eitorf als auch in Hennef engagieren sich viele Ehrenamtler bei der Beseitigung der Pflanze. „Das ist allerdings nicht immer einfach, denn die Staude wächst oftmals in Naturschutzgebieten, die von den Ehrenamtlern eigentlich nicht betreten werden dürfen“, sagt Lohmann.

Die neue Methode mit der Schälmesserlanze wollen Lohmann und Freiburg nun auch einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Treffpunkt ist am Mittwoch, 16. Mai, um 16 Uhr der Parkplatz an der Kirche in Eitorf-Alzenbach. Von dort geht es an die Sieg.

Weitere Infos zur Bekämpfung der Herkulesstaude erteilt Jörn Lohmann unter 02242/888 304.

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