GA-Serie "Hennefer Köpfe" Hennefer will die Welt ein bisschen besser machen

Hennef · Bio-Bäcker David Lee Schlenker lebt und arbeitet in seiner Vollkorn-Bäckerei in Hennef für seine Lebensphilosophie. Im Jahr 1981 verschlug es den in Pennsylvania im Amish Country geborenen Amerikaner ins Rheinland.

Er ist Buddhist, Hinduist, Moslem, Jude und Christ, denn er glaubt an den einen Gott in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Er hat alle Briefe Gandhis gelesen und lebt nach dessen Philosophie: die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. So ist etwa Lebensmittelverschwendung ein Tabu für ihn. In seinem Unternehmen nehmen die Mitarbeiter die Reste mit oder sie werden an Tierhöfe verteilt. Die Rede ist von David Lee Schlenker, dem Gründer und Geschäftsführer der DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei in Hennef. Mit dieser startete er in den 1990er Jahren mit fünf Leuten. Heute arbeiten hundert Mitarbeiter in dem Unternehmen, das später mal in einer Stiftung aufgehen soll.

Im Jahr 1981 verschlug es den in Pennsylvania im Amish Country geborenen Amerikaner nach seinem Studium der Philosophie und Religionswissenschaften durch seine damalige Freundin an den Rhein. „Ich bin zwischen Köln und Bonn angelandet“, erzählt der Bäckermeister, der das Handwerk in Deutschland lernte, weil er schon als Kind gerne kochte und buk. Dass er gleich bei seiner Ankunft die Inhaberin eines Bioladens kennenlernte, wurde richtungsweisend für den Mann, der schon als Zwölfjähriger den Hunger in der Welt beklagte und mit 14 Jahren Vegetarier wurde. Im Jahr 1958 geboren, „in der Baby-Boomer-Zeit, in der sich die Menschen nur wenige Gedanken über die Ausbeutung der Erde machten“, wie er sagt, wollte er es besser machen. Als er 1983 das erste Bio-Brot buk, machte man sich über ihn lustig. Doch davon ließ er sich nicht beeindrucken und gründete 1991 die erste Bio-Bäckerei an der Siegburger Kaiserstraße, die Backstube war in Kaldauen. Weil es ihm dort zu eng wurde, kaufte Schlenker 2004 das heutige Grundstück in Hossenberg. „Es war ein Kirchengrundstück, das zuvor ein Bio-Bauer bewirtschaftet hatte“, freut er sich über die Parallelen. 2005 wurde das Gebäude errichtet, das 2017 erweitert wurde und nun schon wieder zu klein ist, wie er sagt.

Auf Nachhaltigkeit Wert legen

Natürlich legte er beim Bau Wert auf Nachhaltigkeit. Neben der Solaranlage auf dem Dach gibt es keine Heizung und keine Warmwasseraufbereitung. „Wir nutzen die Abwärme aus den Öfen in der Backstube“, erklärt der Geschäftsmann, der seit seinem Firmenumzug 2006 auch selbst dort wohnt. In der Backstube wiederum findet man noch richtiges Handwerk. „Wir haben eine Maschine zum Mischen und eine zum Teilen, den Rest machen wir mit der Hand“, sagt der Bäckermeister stolz.

Die Zutaten für die täglich 60 verschiedenen Brot-, 25 Baguette-, 40 Brötchen- und 45 Kuchensorten, die zu 85 Prozent aus Vollkorn bestehen, stammen ausschließlich von zertifizierten Demeter-Betrieben und zu 90 Prozent aus dem Umfeld. „Wir arbeiten nicht regional, sondern lokal“, betont der innovative Geschäftsmann, der schon 1994 das erste glutenfreie Brot auf den Markt brachte. Insbesondere Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten finden bei ihm eine reiche Auswahl an sortenreinen Produkten.

Neben der Filiale am Firmenstandort und dem Ursprungsgeschäft in Siegburg übernahm Schlenker den „Grünen Laden“ in Bonn, als dieser keinen Nachfolger fand. Darüber hinaus beschickt er zwei Marktwagen für die Öko-Märkte in Köln und Bonn. Die überwiegende Zahl seiner Produkte aber geht an 120 Einzelhändler. „Wir sind in jedem gut sortierten Bioladen vertreten“, so Schlenker, der von seinem Erlös bis zu 20 Prozent an gemeinnützige Einrichtungen spendet.

Einen Einblick in das traditionelle Bäckerhandwerk, auf das der Bio-Bäcker großen Wert legt und das in seinem Betrieb mit einer Ausbildungsquote von 20 Prozent aufwarten kann, erhalten Besucher bei kostenlosen Führungen. Drei Stunden nimmt sich Schlenker Zeit, um Familien, Schüler oder Studenten durch sein Unternehmen zu führen und ihnen seine Philosophie zu vermitteln.

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