Synthetischer Kraftstoff Hennefer erfinden den "Heion-Diesel"

HENNEF · Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko haben den "Heion-Diesel" erfunden. Der neue, relativ saubere synthetische Kraftstoff, den die beiden Hennefer Tüftler entwickelt haben, steht vor der Zulassung beim Kraftfahrtbundesamt.

 Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko füllen ihren selbst entwickelten Heion-Diesel in ihr Testfahrzeug.

Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko füllen ihren selbst entwickelten Heion-Diesel in ihr Testfahrzeug.

Foto: Ingo Eisner

Der Diesel hat mittlerweile ein schlechtes Image – siehe VW-Skandal und Fahrverbote in Innenstädten. Da, wo die Automobilindustrie sich scheinbar nur mit den Symptomen beschäftigt, haben sich zwei Tüftler daran gemacht, nach den Ursachen des mutmaßlich schmutzigen Diesels zu forschen und sie haben ein Verfahren entwickelt, das sämtliche Erwartungen übertrifft. In einem gerade mal zwölf Quadratmeter großen Hennefer Reihenhauskeller tüfteln Ingenieur Anton Ledwon und Juwelier, Kunstmaler und Hobby-Physiker Waldemar Lewtschenko seit ein paar Jahren und suchen nach Möglichkeiten, den Diesel sauberer zu machen.

Das Ergebnis, das mittlerweile auch die Fachleute aufhorchen lässt, ist ein Kraftstoff, der durch einen speziellen Synthese-Prozess hergestellt wird. Im März wollen Ledwon und Lewtschenko einen neuen Reaktor bauen, der es ihnen ab sofort ermöglicht, Kraftstoff in gleichbleibender Qualität zu erzeugen. Zudem wollen sie noch in diesem Jahr den neuen Diesel beim Kraftfahrtbundesamt zulassen.

Bei Tests mit einem alten Diesel-Benz ohne Katalysator, den die beiden kürzlich kauften und mittlerweile als Testfahrzeug nutzen, stellten Ledwon und Lewtschenko vor ein paar Wochen fest, dass ihr Kraftstoff sämtliche Abgasvorschriften bei weitem übertrifft. „Das entspricht nicht Euro 6, sondern Euro 10“, sagt Anton Ledwon nach einem Testbesuch bei einer Prüfstelle. Gerade mal 0,65 betrug der Trübungswert, sprich Rußpartikelausstoß bei dem fast 30 Jahre alten Fahrzeug. Erlaubt wären 2,1.

Ledwon und Lewtschenko sind begeistert. „Mit unserer Methode ist der Diesel um das 15-fache sauberer als herkömmlicher Diesel“, so Ledwon. Auch habe der Motor des alten Daimlers eine höhere Laufruhe. Beeindruckend ist, dass diese Revolution, die den Diesel von seinem Schmutz-Image befreien könnte, im Reihenhauskeller von Waldemar Lewtschenko seinen Anfang nahm. Während der 59-jährige Anton (Toni) Ledwon Ingenieur ist und bereits eine Erdwärme-Speichersonde entwickelt hat, ist der Juwelier und Kunstmaler Lewtschenko ein Autodidakt und Naturtalent.

Kontrollierte zur chemischen Reaktion

Den aus der Ukraine stammende Tüftler, der seit 15 Jahren mit seiner Familie in Hennef lebt, hat in seiner Jugend ein Physikbuch, das er bei den Großeltern fand, mehr interessiert als eine Märchensammlung. Nach einem schweren Autounfall vor einigen Jahren, den er so gerade überlebt hat, begann der 53-Jährige, sich viele Fragen zu stellen und beschäftigte sich immer mehr mit Naturwissenschaften. Vor vier Jahren fand Lewtschenko mit Anton Ledwon einen kongenialen Partner und begab sich mit ihm auf die Suche nach Möglichkeiten, den Diesel sauberer zu machen. Nach einiger Zeit entdeckten die beiden ein Verfahren, wie sich mittels prozessgesteuerter Modulation von molekularen Verbindungen aus Alt-, Schwer- oder Heizöl und Wasser synthetischer Kraftstoff herstellen lässt.

Der Clou: Im Gegensatz zu den herkömmlichen Methoden zur Erzeugung von Diesel-Kraftstoff benötigen Lewtschenko und Ledwon weder hohe Temperaturen noch hohen Druck. Laut Ledwon werden bei diesem Verfahren die Moleküle gezielt zu einer bestimmten, mechanischen Spannungsgrenze und dann kontrolliert zur chemischen Reaktion gebracht, ohne dass die herkömmlichen Temperaturen und Drücke, die dafür normalerweise erforderlich sind, benötigt werden. Für die Modulation synthetischer Gase und Flüssigkeiten werden laut Lewtschenko die langen Kohlenwasserstoffverbindungen, etwa aus Altöl, Schweröl und Wasser, in einem kleinen Reaktor, den die beiden Tüftler entwickelt haben, analysiert und zu neuen, kurzkettigen Verbindungen synthetisiert. Dieses Verfahren nennen die beiden „Walton-Effekt“, nach ihren Vornamen Waldemar und Toni.

Auch für die Schifffahrt interessant?

Die Methode, auf diese Weise kostengünstigen und relativ sauberen, synthetischen Diesel zu entwickeln, ist so revolutionär, dass sich auch ein in den USA lehrender Universitätsprofessor davon beeindruckt zeigte. Gemeinsam mit dem im amerikanischen South Carolina lebenden und aus Schleswig-Holstein stammenden Unternehmer Andreas Heine gründeten Lewtschenko und Ledwon unter dem Namen „Heion GmbH“ ein Unternehmen und fanden bereits einige Sponsoren, denn alleine die Patentanmeldung kostete viel Geld.

Zahlreiche Tests, auch von einem in Stuttgart ansässigen britischen Messwert-Unternehmen, haben mittlerweile gezeigt, dass die Heion GmbH auf dem richtigen Weg ist. Laut Heine müsste ihr Unternehmen allerdings den Nachweis erbringen, dass der saubere Diesel auch in größeren Einheiten und über einen längeren Zeitraum als Treibstoff funktioniert. Dafür möchten die Tüftler Kooperationen mit Universitäten und der Industrie eingehen. „Unser Verfahren könnte auch für die großen Dieselmotoren der Schifffahrt interessant sein“, sagt Ledwon.

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