Rohmilch zum Selbstabfüllen Hennefer Hof hat Milchtankstelle eröffnet

HENNEF · Auf dem Bauernhof Haus Attenbach bieten Landwirt Christian Becker und sein Team Kunden an, Milch aus einem Automaten selbst abzuzapfen. Und das 24 Stunden am Tag.

 Im Holzhaus der Milchtankstelle gibt es einen Milch- und einen Flaschenautomaten: (von links) Landwirt Christian Becker, Lebensgefährtin Lena Alda und Schwager Sebastian Jungen.

Im Holzhaus der Milchtankstelle gibt es einen Milch- und einen Flaschenautomaten: (von links) Landwirt Christian Becker, Lebensgefährtin Lena Alda und Schwager Sebastian Jungen.

Foto: Ingo Eisner

Wer aus Eitorf kommend die Siegtalstraße herunter fährt, kommt kurz vor der Ortschaft Stein an einem Schild vorbei, das auf eine besondere Tankstelle hinweist. Der Bauernhof Haus Attenbach, der von Christian Becker (29) mittlerweile in der vierten Generation geführt wird, hat seine Milchtankstelle bereits am 2. Juni eröffnet. Seitdem kommen täglich Kunden, um an einem Automaten Rohmilch zapfen. Der Clou: Das Holzhäuschen am Eingang des Bauernhofs ist 24 Stunden am Tag geöffnet.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Milchtankstelle so gut angenommen wird“, sagen Landwirt Becker und seine Lebensgefährtin Lena Alda. Auf die Idee ist Becker durch Gespräche mit Freunden und Kollegen gekommen. „In Lohmar und Much gibt es so etwas bereits, aber wir haben die erste Milchtankstelle in Hennef eröffnet“, sagt Becker. Der Bauernhof, den Becker am Fuße der mittelalterlichen Stadt Blankenberg betreibt, hat sich seit Generationen als Familienbetrieb auf Milchvieh und Ackerbau spezialisiert.

Während auf den Feldern Weizen, Ackerbohnen und Mais angebaut werden, stehen in den Laufställen insgesamt 330 Kühe, die pro Tag rund 8000 Liter Milch produzieren. „Mit der Nachzucht sind es etwa 600 Tiere“, erklärt Becker, der mit Lena Alda und seiner Familie in einer Ritterburg aus dem Jahr 1100 lebt. Drei Angestellte sowie ein Auszubildender und einige Aushilfen sorgen dafür, dass der landwirtschaftliche Betrieb läuft.

Kunden haben Interesse an regionalen Produkten

Während der größte Teil der Milch alle zwei Tage mit Tankwagen abgeholt und an die Milchindustrie geliefert wird, landet ein kleiner Teil direkt beim Endverbraucher. „Wir haben erkannt, dass die Menschen bezüglich ihrer Lebensmittel immer bewusster werden und großes Interesse an regionalen Produkten entwickeln“, sagt Alda.

Einen Euro zahlt der Kunde für einen Liter gezapfter Rohmilch, die etwa vier Prozent Fettanteil hat. Wer keine eigene Flasche mitbringt, erhält an einem zweiten Automaten für 1,50 Euro pro Stück Glasflaschen, die ein Fassungsvermögen von jeweils einem Liter haben und natürlich immer wieder verwendet werden können. „Die Glasflaschen sollte man natürlich nach jedem Verwenden durchspülen. Zudem empfehlen wir, die Milch vor dem Trinken abzukochen, obwohl wir bereits einen Filter in unserer Melkanlage haben“, erklärt Becker.

Überhaupt ist Hygiene bei diesem Naturprodukt natürlich ein großes Thema. Jeden Monat wird Beckers Melkanlage vom Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises überprüft, und auch die neue Milchtankstelle musste vor Inbetriebnahme erst einmal von der Behörde abgenommen werden. „Das Kreisveterinäramt überprüft den gesamten Betrieb zwei bis drei Mal pro Jahr“, berichtet der Landwirt. Für die Milchtankstelle musste er außerdem Reinigungspläne erstellen. „Da geht es natürlich nicht nur um die Kühlkette, sondern auch um den gefliesten Boden“, sagt der 29-Jährige.

Hygiene spielt große Rolle

Auch die Automaten werden täglich gereinigt. Nach jedem Liter Milch spült der Automat zum Säubern Wasser nach. 150 Liter Milch fasst der Tank. „Die Milch darf eigentlich 48 Stunden im Tank bleiben, aber wir wechseln die Tanks täglich“, sagt Becker. Milch, die nicht verkauft wurde, erhalten die Kälber auf dem Hof zusätzlich zu ihrer Nahrung.

„Derzeit verkaufen wir zwischen 80 und 100 Liter Milch pro Tag“, berichtet Becker. Da auch viele Schichtarbeiter den Weg zum Bauernhof Haus Attenbach finden, um Milch zu zapfen, wollen die Betreiber ihre Milchtankstelle erst einmal 24 Stunden pro Tag geöffnet lassen.

Während die Jungtiere auf die Wiese kommen, stehen die Kühe in Laufställen, in denen sie reichlich Bewegungsfreiheit haben. „Es gibt immer Vor- und Nachteile der verschiedenen Haltungsarten. In den Laufställen gibt es keine Anbindungen für die Tiere. Ihr Kraftfutter können sie nun mal nicht auf der Weide erhalten“, so der Landwirt.

„Die gute Verkehrsanbindung war natürlich auch ein Grund dafür, diese Milchtankstelle zu eröffnen“, sagt Alda. Beckers Schwager Sebastian Jungen ist zwar Berufsfeuerwehrmann, verfügt aber auch über eine Ausbildung als Fachinformatiker. „Ich habe mich um den Social-Media Auftritt des Betriebes gekümmert“, berichtet Jungen. Die drei von der Milchtankstelle sind sich sicher, dass sie Stammkundschaft gewinnen werden. „Diese Milch schmeckt einfach anders als die Milch aus dem Supermarkt“, findet Lena Alda.

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