Nachtflugverbot Flughafen Köln/Bonn Frust über Haltung des Landes

Hennef · Mit Enttäuschung reagieren die Hennefer auf die Haltung von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) beim Thema Fluglärm. Groschek hat in einem Schreiben an die Stadt erklärt, dass er keinen rechtlichen Spielraum gegenüber dem Bund in punkto Nachtflugverbot am Köln/Bonner Flughafen sieht.

"Das ist der übliche Kanzleitrost, den man leider von ministerieller Ebene als Antwort bekommt. Wir bleiben aber trotzdem am Thema Fluglärmschutz dran", sagte Bürgermeister Klaus Pipke am Freitag.

Ähnlich reagierte Helmut Schumacher, Vorsitzender der Ortsgruppe Hennef der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn: "Es ist nicht nur desillusionierend, es ist frustrierend." Schumacher wirft der Landesregierung vor, dass sie bei der Durchsetzung des Nachtflugverbots vor Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) "eingeknickt" sei. Dieser lehnt das Nachtflugverbot ab.

Pipke setzte sich vor einigen Wochen in einem Schreiben an Groschek für ein Lärmminderungsprogramm ein, das laut Flughafen bereits im November erarbeitet worden sei. Demnach sollen neue Flugzeugtypen mit leiseren Triebwerken zum Einsatz kommen, die MD 11 gegen die Boeing 777 ausgetauscht und für laute Maschinen mehr Gebühren bezahlt werden.

Laut Schumacher sei das nur ein Mini-Programm. "Wir haben vor Jahren bereits ein Programm eingefordert. Wenn das umgesetzt worden wäre, gäbe es in Hennef keinen Fluglärm mehr", sagt er.

Groschek schreibt, dass die Entscheidung des Bundes bezüglich des Nachflugverbots für das Land bindend und laut gutachterlichen Stellungnahmen eine Klage gegen den Bund nicht erfolgsversprechend sei. Trotzdem verfolge die Landesregierung weiter das Ziel, am Flughafen Köln/Bonn eine nächtliche Kernruhezeit für Passagierflüge einzuführen.

Schumacher glaubt indes daran nicht. "Ich habe den Verdacht, dass die Landesregierung dem Flughafen nicht auf die Füße treten will und die Politiker keinerlei Interesse daran haben, sich mit den Lobbyisten anzulegen", meint er. "Die Landesregierung hätte das Nachtflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr einfach einführen sollen. Dann hätte der Bund reagieren und klagen müssen. Ob er damit dann Erfolg gehabt hätte, wage ich zu bezweifeln."

Die Hennefer Lärmschutzgemeinschaft betreibt mit den Messstellen in Happerschoß, Geistingen und an der Kurhausstraße das größte Messstellennetz im Umfeld des Köln/Bonner Flughafens. Seit Mai ist eine weitere Messstelle in Lichtenberg in Betrieb. Der Flughafen hatte dort in diesem Jahr mit einer mobilen Messstelle Messungen durchgeführt, deren Ergebnisse Schumacher nicht für repräsentativ hält. Nach diesen Messungen sei laut Flughafen das Lärmaufkommen im Zentralort höher als in Lichtenberg oder Uckerath.

"Diese Messungen werden nur alle paar Jahre für jeweils zwei oder drei Wochen vorgenommen. Je nachdem, wie der Wind steht, haben diese kurzen Messungen keinerlei Aussagekraft über das tatsächliche Lärmaufkommen", sagt Schumacher. Lichtenberg sei das Einflugstor für den Endanflug und liege höher als die Messstellen im Zentralort. Bereits erste Messungen der Lärmschutzgemeinschaft haben ergeben, dass es dort oben mehr laute Überflüge gibt als im Hennefer Zentrum.

Das sieht auch Volkmar Kreipe so, der seit 1980 in Lichtenberg wohnt. "Unterhaltungen mit Besuchern auf der Terrasse sind bei Überflügen unmöglich. Besonders störend sind jedoch Landeanflüge am Rande der Nacht, wenn man einschlafen will", sagt Kreipe.

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