Fehlende Schilder, matschige Wege Der neue Agger-Sülz-Radweg im Test

Rhein-Sieg-Kreis · Naturerlebnis mit Schwächen: Kurz vor seiner Eröffnung weist der Agger-Sülz-Radweg im Test einige Mängel auf. Der Kreis will schnell Abhilfe schaffen. Strecke führt derzeit von Rösrath über Troisdorf, Siegburg und Lohmar bis nach Overath.

Fehlende Schilder, matschige Wege: Der neue Agger-Sülz-Radweg im Test
Foto: Dörsing

13 Kilometer habe ich auf dem Rad zurückgelegt, als mir an einer Straßenkreuzung in Troisdorf klar wird, dass ich mich verfahren habe. Dabei kann ich noch nicht einmal genau sagen, wo genau ich die Route des Agger-Sülz-Radwegs verlassen habe. Kein gutes Zeichen.

"Durchgängig ausgeschildert" und auch für Familien "sehr gut geeignet" soll die Strecke sein. Das jedenfalls versprechen die Organisatoren des Raderlebnistages, auf dem der 43 Kilometer lange südliche Abschnitt des Agger-Sülz-Radwegs am kommenden Sonntag feierlich eröffnet werden soll. Nur einige Tage vor der Eröffnung klaffen Anspruch und Wirklichkeit jedoch noch auseinander.

Aber von vorne: Meine Testfahrt beginnt am Schloss Eulenbroich in Rösrath. Nach einigen Metern entlang der Sülztalstraße biege ich auf einen Wirtschaftsweg ein, der mich am Rande der Wahner Heide in ein Waldgebiet führt. Neben mir fließt die prall gefüllte Sülz. Es rauscht in meinen Ohren - das liegt allerdings nicht an dem Fluss, sondern an der ebenfalls gut gefüllten A3, die sich in unmittelbarer Nähe von Nord nach Süd zieht. Ein Schild am Weg warnt vor querenden Elchen. Das Abenteuer beginnt offenbar.

Licht und Schatten bestimmen die nächsten Kilometer - im wörtlichen und übertragenen Sinne. Sonnenlicht fällt durch das Blätterdach, immer wieder öffnen sich tolle Blicke auf die Sülz, die bald in die Agger mündet. Eine Gruppe Kajakfahrer begleitet mich auf dem Weg stromabwärts. Während sie sich über den vielen Regen der letzten Tage freuen, treibt er mir den Schweiß auf die Stirn. Der Pfad, auf dem ich fahre, ist stellenweise aufgeweicht, mein Rad schlingert in tiefem Morast. Ich bin froh, auf einem geländegängigen Fahrrad unterwegs zu sein, mit dicken Reifen und Federgabel. Kämen mir hier Wanderer oder Radfahrer entgegen, müsste ich absteigen - so eng ist es teilweise.

Spannend, sportlich, naturnah sind die ersten Kilometer auf dem Agger-Sülz-Radweg, ganz sicher aber nicht familienfreundlich. Diese Einschätzung teilt auch Peter Lorscheid vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und Sprecher der Planungsgruppe. "Der Radweg weist noch zahlreiche Mängel auf", sagt Lorscheid. Neben der Qualität des Weges in der Wahner Heide kritisiert er die zahlreichen Schranken und Drängelgitter. "Ein echtes Problem für Fahrradfahrer mit Anhängern."

Zuständig für die Sanierung des Abschnitts zwischen Altenrath und Aggerstadion sei die Stadt Troisdorf gewesen, teilte der Rhein-Sieg-Kreis auf Anfrage mit. Allerdings seien Ausbesserungen nur eingeschränkt möglich. Der Radweg verläuft durch ein Naturschutzgebiet. Ein weiteres Problem: Bereits zu Beginn meiner Radtour muss ich immer wieder einen Blick auf den Streckenplan werfen, um auf der vorgesehenen Route zu bleiben. Schilder, die die Route als Agger-Sülz-Radweg ausweisen, sehe ich auf diesem ersten Teilstück keine. Kurz vor Troisdorf biege ich dann endgültig falsch ab.

Rund 20.000 Euro plant der Kreis für die Beschilderung ein, 70 Prozent davon aus Fördermitteln. Aufgrund der schlechten Witterung habe es allerdings Verzögerungen bei der Aufstellung gegeben, wie der Kreis mitteilt.

Der Agger-Sülz-Radweg im Test
10 Bilder

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Nahe der Agger-Mündung in die Sieg macht der Radweg bei Sankt Augustin die Kehre. Je näher ich nun Siegburg komme, desto öfter sehe ich die blau-grünen Hinweisschilder. Nach einer ausgedehnten Kaffeepause am Marktplatz geht es zunächst zwischen Mühlengraben und Michaelsberg, dann über den Trassenradweg Aggertalbahn weiter Richtung Norden. Ich radele vorbei an stillgelegten Gleisen, die allmählich von der Vegetation verschluckt werden. Auf einer Holzbrücke bei Donrath überquere ich die Agger erneut. Fast komme ich mir vor wie im Urwald Südostasiens, mit dem braunen Strom unter mir und den regennassen Bäumen vor und hinter mir.

Durch die Orte Wahlscheid und Neuhonrath führt mich die Route zu meinem Ziel nach Overath. Dank der Regionalbahn 25 bin ich nach wenigen Minuten Bahnfahrt wieder am Ausgangspunkt in Rösrath. Trotz langer Mängelliste begrüßt Lorscheid, dass der südliche Abschnitt des Radwegs bereits am Sonntag eröffnet wird, als klares Zeichen, dass auch der Ausbau des Weges im Bergischen Land vorangetrieben wird. "Sonst passiert da wohl gar nichts", so Lorscheid.

Der Agger-Sülz-Radweg soll nach seiner endgültigen Fertigstellung auf 115 Kilometern Städte aus drei Landkreisen, zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf einer Strecke verbinden und so Radtouristen in die Region locken.

Für die baldige Beseitigung der Mängel auf dem südlichen Abschnitt sieht der ADFC vor allem den Rhein-Sieg-Kreis als Projektträger in der Pflicht. Erste Schritte sollen noch vor der Eröffnung am Sonntag vorgenommen werden: So sollen fehlende Schilder aufgestellt werden, teilte der Kreis mit. Die matschigen Abschnitte sollen dann später in Abstimmung zwischen der Stadt Troisdorf und dem Kreis saniert werden.

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