Seniorenheim in Hennef Der Musikus im Kurhaus

Hennef · Altenpfleger Max Knetsch aus Sankt Augustin singt und spielt mit den Bewohnern des Seniorenheims und verbindet sein Hobby mit dem Beruf.

Musik ist sein Hobby: Altenpfleger und Klavierspieler Max Knetsch hat sich das Akkordeonspielen selbst beigebracht.

Musik ist sein Hobby: Altenpfleger und Klavierspieler Max Knetsch hat sich das Akkordeonspielen selbst beigebracht.

Foto: Holger Arndt

Wenn aus dem Hennefer Kurhaus am Park fröhlicher Gesang unter Begleitung von Klavier oder Akkordeon nach außen dringt, dann ist es wohl Max Knetsch, der gemeinsam mit den Bewohnern eine Musizierstunde einlegt. Der 28-Jährige stammt aus Troisdorf, lebt inzwischen in Sankt Augustin und arbeitet seit vier Jahren im sozialtherapeutischen Dienst des Kurhauses. Die Musik war seit jeher das Steckenpferd des jungen Mannes, der seine Leidenschaft und seinen Beruf gewinnbringend miteinander verbindet.

Nach dem Schulabschluss begann Knetsch eine Ausbildung im pflegerischen Bereich, wechselte dann aber in eine Demenzausbildung. Im sozialtherapeutischen Dienst betreut er die Bewohner beispielsweise beim Mittagessen, erledigt Einkäufe oder geht gemeinsam mit ihnen spazieren. In Zusammenarbeit mit dem Hospizverein fällt auch die Sterbebegleitung in seinen Arbeitsbereich. Neben den regulären Aufgaben ist Knetsch inzwischen aber auch der Ansprechpartner für alle musikalischen Projekte des Hauses.

Von seinem achten bis zu seinem 16. Lebensjahr nahm er Klavierunterricht. Für seine Arbeit begann er vor rund eineinhalb Jahren, sich das Akkordeonspielen selbst beizubringen. „Wenn man Klavier spielen kann, ist es gar nicht so schwer, ein anderes Instrument zu lernen“, so der Hobbymusiker. Zu den musikalischen Projekten im Seniorenheim gehören unter anderem die regelmäßigen Tanztees, der Tanz in den Mai, das Oktoberfest und die jährlich stattfindende „Reise ohne Koffer“. Erst kürzlich entführten Knetsch und eine Kollegin aus der Ergotherapie die Bewohner des Kurhauses mit klassischen Chansons nach Frankreich.

Neben den jährlichen Veranstaltungen leitet der Sankt Augustiner einmal in der Woche den Singkreis und einmal im Monat „Max' Klavierstunde“. „Den Singkreis gab es schon vor meiner Zeit hier, den habe ich übernommen. Die Klavierstunde wurde mit mir eingeführt“, so Knetsch. Was klein anfing, kam mit der Zeit immer besser an. „Inzwischen kommen so viele, dass wir die Klavierstunde im Speisesaal abhalten.“

Und der 28-Jährige weiß genau, was sein Publikum hören will: Vor allem Volkslieder und alte rheinische Lieder kommen gut an. Eines, das viele seiner Bewohner rührt, ist das Heimatlied „Heimweh nach Köln“: „Nach dem Krieg wurde das Lied viel gesungen, weil Köln ausgebombt war. Einige Bewohner hier können sich noch gut an diese Zeit erinnern.“ Aber auch Schunkel-Klassiker wie „Einmal am Rhein“ und „Kornblumenblau“ hören und singen seine Gäste gern. Die Musik ist für Knetsch ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit im Heim geworden: „Fast jeder Bewohner hat einen Bezug zur Musik. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie man die Leute damit in frühere Zeiten zurückversetzt.“ Gerade bei der Arbeit mit Demenzerkrankten sei das alte Liedgut oft eine Hilfe, sagt Knetsch. „Bei Demenz ist das Kurzzeitgedächtnis sehr schlecht, das Langzeitgedächtnis ist meist aber gut erhalten“, erklärt er. Darum käme man mit rheinischem Dialekt oder einem alten Volkslied an einige Leute besser ran. „Das hat mir schon das ein oder andere Mal in einer schwierigen Situation geholfen.“

Privat hört der 28-Jährige dann aber doch lieber modernere Musik, wobei er sich nicht direkt auf eine Richtung festlegen will: „Ich höre eigentlich alles, was melodisch ist, von Pop und Folk über rockige Musik bis hin zu Blues.“ Und auch außerhalb der Arbeit ist er selbst musikalisch aktiv. Nach dem Klavierunterricht und jahrelanger Mitgliedschaft in verschiedenen Chören im Umkreis tritt er heute mit einer Freundin auf Taufen und Hochzeiten auf oder auch schon mal als Straßenmusiker in der Kölner Innenstadt.

Wichtig bleibt ihm aber zu jeder Zeit der Spaßcharakter: „Ich finde es schön, dass die Musik ein Hobby ist. Sobald sie zum Stress wird, bringt sie mir nichts mehr.“ Darum muss auch sein Steckenpferd von Zeit zu Zeit Platz machen für andere Hobbys wie Wandern oder Fahrradfahren.

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