Wochenmarkt in Hennef Das neue Konzept für den Hennefer Markt überzeugt nicht

Hennef · Der Wirtschaftsausschuss beschließt, die städtische Zusammenarbeit mit dem Betreiber Marktgilde vorsorglich zu beenden. Die Stadt will jetzt prüfen, ob sie den Wochenmarkt ab 2019 in Eigenregie betreiben kann.

 Zu viele Textilstände: Politik und Stadt kritisieren die fehlende Ausgewogenheit an Angeboten auf dem Hennefer Wochenmarkt.

Zu viele Textilstände: Politik und Stadt kritisieren die fehlende Ausgewogenheit an Angeboten auf dem Hennefer Wochenmarkt.

Foto: Ingo Eisner

In der Kritik steht der Hennefer Wochenmarkt bereits seit einiger Zeit. Zu viele Textilstände, kein ausgewogener Mix und mangelnde Attraktivität hatten dazu geführt, dass sich vor allem die SPD, aber auch die Linke eingehend mit der Thematik beschäftigt haben. Sie forderten in getrennten Anträgen, die Verwaltung möge die Zusammenarbeit mit der Marktgilde beenden und Möglichkeiten prüfen, ob die Stadt den Wochenmarkt künftig in Eigenregie betreiben kann.

Am Dienstagabend beschloss der Wirtschaftsausschuss einstimmig die vorsorgliche Beendigung der seit 30 Jahren bestehenden städtischen Zusammenarbeit mit der Marktgilde, die allerdings noch bis Ende des Jahres ihre Arbeit fortführen und unter Beweis stellen kann, ob die Veränderungen, die von ihr in einem neuen Konzept vorgelegt wurden, erfolgreich sind. Parallel wird die Stadt weiter prüfen, ob sie den Wochenmarkt in Eigenregie betreiben kann oder einen Gewerbetreibenden mit der Aufgabe betraut.

„Die Marktgilde hat sich erstmalig offen und intensiv mit der Kritik auseinandergesetzt und versucht, Lösungsansätze aufzuzeigen“, sagte Jochen Breuer, Leiter des Hennefer Amtes für Zivil- und Bevölkerungsschutz. Breuer hat gemeinsam mit dem Hennefer Wirtschaftsförderer Thomas Kirstges bereits im Februar ein eindringliches Gespräch mit Martin Rosmiarek, Niederlassungsleiter der Marktgilde geführt, das laut Breuer „hohe Wellen“ geschlagen habe. Ergebnis ist das kurzfristig von der Marktgilde erarbeitete „Konzept 2.0“.

Ein ausgewogenes Verhältnis bei den Marktbeschickern

Bei der Auswahl der Marktbeschicker soll die Anzahl der Frische- und Textilhändler künftig in einem „ausgewogenen Verhältnis“ zueinander stehen. Die Stände werden künftig am Platzrand aufgestellt. In der Mitte, neben den bunten mit Wasser gefüllten Sitzelementen, steht dann nur noch ein Crêpe-Verkäufer. Weitere Frischwarenanbieter sollen eventuell mit vergünstigten Standgebühren angelockt werden. Neue Aktionen sollen die Attraktivität zusätzlich steigern. An jedem ersten Samstag im Monat sollen Aktionen wie „Jetzt ist Einmachzeit“, „Tag der gesunden Ernährung“ und „Kürbisschnitzen für Kinder“ folgen. An einzelnen Dienstagen und Donnerstagen sollen Kita-Gruppen eingeladen werden, um die Kinder anhand von Themen wie „Rund ums Ei“ oder „Tag der Kartoffel“ an den Hennefer Wochenmarkt heranzuführen.

„Wir haben den Markt in den vergangenen Wochen beobachtet und leichte Verbesserungen festgestellt“, sagte Breuer. Besonders am Donnerstag sei das Gesamtbild schön, an den anderen Tagen werde das Gewünschte allerdings noch nicht erzielt. Für Hans-Joerg Nacken (SPD) ist das neue Konzept der Marktgilde nicht überzeugend. „Das sind Vorschläge aus der Mottenkiste. Die werden keinesfalls zu einer Verbesserung der Situation beitragen. „Dieser Beschluss ist nur eine Schadensbegrenzung“ sagte Gerd Weisel von den Linken. „Wir haben am Wochenende mit Marktbesuchern gesprochen und Ideen gesammelt“, sagte Sozialdemokrat Jochen Herchenbach.

Wichtig seien Anbieter von Frischware

Sein Fazit: „Wir müssen uns auf Kriterien verständigen und einen vernünftigen Mix hinbekommen. Ein Textilanbieter reicht doch vollkommen aus. Wichtiger sind Anbieter von Frischeware. Allerdings muss es sich natürlich auch für die Marktbeschicker lohnen“, sagte Herchenbach. Das sieht auch Peter Auerbach von der CDU so. „Das Thema ist schwierig. Die klassischen Marktgänger sterben langsam aus, und die Discounter sind eine große Konkurrenz.“

Die Stadt hat zwischenzeitlich die Möglichkeiten der Marktbetreibung in Eigenregie geprüft. „Die Stadt kann es derzeit nicht besser machen. Um das vernünftig zu gestalten, benötigen wir zunächst eine Vollzeitstelle“, sagte Breuer. Mit 60 000 Euro beziffert er die jährlichen Kosten, die mit einem Sperrvermerk in den Haushalt aufgenommen werden sollen. Dem gegenüber stehen geschätzte Erträge in Höhe von 20 000 Euro aus den Standgeldern.

Die derzeitige Lösung mit der Marktgilde beschert der Stadt Erträge von etwa 9500 Euro pro Jahr. Ob die Zusammenarbeit mit der Marktgilde 2019 fortgeführt wird, soll dann im Herbst entschieden werden.

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