GA-Serie "Hennefer Köpfe" 40 Jahre ehrenamtlicher Laienprediger

HENNEF · Nach 40 Jahren als ehrenamtlicher Prädikant ist Friedemann Knippschild entpflichtet. Er wird nun nur noch gelegentlich Gottesdienste in der Hennefer Christuskirche leiten.

Trockener Humor und eine positive Lebenseinstellung kennzeichnen Friedemann Knippschild, der es geschafft hat, 40 Jahre als Prädikant (Laienprediger) ehrenamtlich tätig zu sein. Am 30. September wurde Knippschild bei einem feierlichen Gottesdienst in der Evangelischen Christuskirche entpflichtet. „Ich bin jetzt nicht mehr verpflichtet, regelmäßig in Hennef oder anderen Gemeinden Gottesdienste zu leiten, aber ich werde mit Sicherheit noch die eine oder andere Predigt halten“, sagt der 76-Jährige.

1942 im sauerländischen Brilon als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren, war Knippschild, wie er selbst sagt, für seine spätere ehrenamtliche Tätigkeit als Prädikant „früh sensibilisiert“. Bereits in seiner Jugend engagierte er sich im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM). Als sein älterer Bruder, der ein begabter Musiker war und laut Knippschild Theologie studieren wollte, bei einem Badeunfall am Vierwaldstätter See 1958 ertrank, zog sich Knippschild für eine Weile aus dem kirchlichen Leben zurück.

„Der Unfalltod meines Bruders hatte mich sehr verunsichert und man stellt sich natürlich die Frage nach der Gerechtigkeit, wenn eine Familie ein solcher Schicksalsschlag ereilt“, erinnert sich Knippschild. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, nach deren Abschluss er als kaufmännischer Angestellter tätig war.

Als er eingezogen werden sollte, verweigerte Knippschild erfolgreich den Dienst an der Waffe. „Das war 1962 nicht ganz so einfach, aber es ist mir gelungen.“ Statt zur Bundeswehr zu gehen, absolvierte Knippschild seinen Wehrersatzdienst in der Orthopädischen Heil-und Pflegeanstalt Martineum in Volmarstein. Parallel ließ er sich dort von 1962 bis 1967 zum Diakon und Krankenpfleger ausbilden. „Viele Gespräche mit meinen damaligen Dozenten führten dazu, dass ich wieder zurück zum Glauben fand“, erinnert sich der 76-Jährige.

Dennoch strebte er kein Theologiestudium an, sondern bildete sich per Fernstudium in seinem kaufmännischen Beruf weiter. „Das Studium habe ich als praktischer Betriebswirt abgeschlossen“, sagt Knippschild. Er war im westfälischen Raum und in Berlin in verschiedenen Unternehmen der Möbelverarbeitung in der Vertriebsleitung, im Marketing und als Geschäftsführer tätig. Vor seinem Ruhestand im Jahr 2005 war er zwei Jahre lang selbstständig und betrieb ein Beratungsbüro. 1967 heiratete Knippschild seine Ehefrau Bärbel. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Töchter und drei Enkel.

Am 28. September 1978 wurde Knippschild als Prädikant im westfälischen Rüthen ordiniert und schaffte es 40 Jahre lang, bis zu 40 Gottesdienste im Jahr zu leiten. „An drei von vier Sonntagen war ich jeden Monat beschäftigt“, sagte Knippschild. Das sei neben seinem Beruf nur möglich gewesen, weil seine Frau, die Lehrerin war, an den Wochenenden als Kirchenmusikerin ebenfalls im Einsatz war.

2005 kam Knippschild nach Hennef und fühlte sich in der evangelischen Christuskirchengemeinde sofort wohl. „Der damalige Superintendent Hans Joachim Corts sprach mich an, weil er von meiner Ausbildung zum Diakon und von meiner Prädikantentätigkeit erfahren hatte und fragte mich, ob ich nicht auch in der Hennefer Gemeinde Gottesdienste leiten könne“, erinnert sich Knippschild.

Da es in der Evangelischen Kirche im Rheinland andere Vorschriften für die Ausübung der Laienpredigertätigkeit gibt, rechnete er zunächst damit, noch mal eine komplette Ausbildung absolvieren zu müssen. „Es war dann aber schließlich nur ein Colloquium an der Theologischen Fakultät der Universität Bonn.“

Im September 2009 hielt Knippschild seine erste Predigt in der Christuskirche. „Seitdem sind es viele Gottesdienste in Hennef, aber auch in anderen Gemeinden des Kirchenkreises wie Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid und Aegidienberg gewesen, wo ich öfter die jeweiligen Pfarrer vertreten habe.“

Als ordinierter Prädikant hielt er am 30. September anlässlich seiner Entpflichtung in der Christuskirche seine letzte Predigt. „Jetzt muss ich keine Gottesdienste mehr gestalten, aber ich kann, wenn ich möchte“, sagte Knippschild, der mit seiner Ehefrau in einer Seniorenwohnung in Hennef lebt. Da er nun auch ehrenamtlich in den Ruhestand gegangen ist, bleibt ihm künftig mehr Zeit für seine Familie und für Reisen. Einen positiven Blick auf das Leben hat sich Knippschild immer erhalten. „Ich bin und bleibe ein Optimist.“

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