Kabarett in Hennef „Mother Merkel“, Trump und der Selfie-Wahn

Hennef · Das Quintett „Schlachtplatte“ rechnet in der Meys Fabrik mit dem Jahr 2016 ab. Die Banken, die Kanzelerin und der neue US-Präsident bekamen ihr Fett weg.

 Mit bissigen Pointen und viel Sprachwitz unterhalten (von links) Lioba Albus, Fatih Cevikkollu, Robert Griess und „Feuerstein“ das Publikum in der Meys Fabrik.

Mit bissigen Pointen und viel Sprachwitz unterhalten (von links) Lioba Albus, Fatih Cevikkollu, Robert Griess und „Feuerstein“ das Publikum in der Meys Fabrik.

Foto: Ingo Eisner

Ausverkauft war die Meys Fabrik, als am Donnerstagabend die Kabarettisten Robert Griess, Fatih Cevikkollu, Lioba Albus, sowie Ape & Feuerstein als, besser bekannt als die „Schlachtplatte“ die Bühne betraten, um in gewohnt bissiger Form all das aufs Korn zu nehmen, was in Politik und Gesellschaft die Gemüter im vergangenen Jahr erregte. Die zweistündige Darbietung zeigte einmal mehr, dass Griess und Co. nichts heilig ist. Vom sarkastischen Stand-up-Monolog bis zur satirischen Massenszene, vom sozialkritischen Song bis zum spaßigen Sketch wurde nichts ausgelassen, um das Publikum anspruchsvoll zu unterhalten.

„Mother Merkels“ Rautengeste

Bereits zum fünften Mal gastierte das kabarettistische Quintett in Hennef, um mit all dem Wahn- und Schwachsinn des vergangenen Jahres abzurechnen. Und da gab es ein Füllhorn an Ereignissen, das die Kabarettisten in gewohnt bissiger Form servierten. Dabei nahmen sie auch den Selfie- und Smartphone-Wahn der Menschen aufs Korn. „Wir werden alle irgendwann mit einem krummen Rücken und zwölf Dioptrien durch die Gegend laufen“, prophezeite Robert Griess.

Lioba Albus setze sich mit „Mother Merkel“ („So nennen sie ja viele Flüchtlinge“) und ihrer Politik, aber auch mit ihrer berühmt gewordenen Rautengeste auseinander. „Also diese Raute vor dem Intimbereich macht Männer doch nervös. Sie können doch gar nicht wegschauen. Selbst Erdogan fällt durch diese Geste gar nicht auf, dass Merkel gar kein Kopftuch trägt“, ätzte Albus und bescheinigte überdies dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, dass er einen „Pekinesen auf dem Kopf und einen Pit-Bull im Kopf“ herumtragen würde.

Bei Robert Griess bekamen mal wieder die Banken und ihre Protagonisten sowie die Neo-Kapitalisten ihr Fett weg. Früher wären laut Griess die Räuber in die Bank gegangen, um die Geldinstitute zu erleichtern, heute säßen die Räuber in den Banken. Auch die Unterstützung der Banken nach der Finanzkrise beleuchtet der Vollblutkabarettist kritisch. „Da wird sich über die Hilfe für Griechenland aufgeregt, aber sagen sie mir mal bitte, wo sie lieber Urlaub machen möchten: in Griechenland oder in einer Bankfiliale.“

Fatih Cevikkollu nahm sich in bissiger Form den Ereignissen der Kölner Silvesternacht 2015 und dem Rassismus an, der seiner Ansicht nach im Anschluss geschürt wurde. „Wer Arschlöcher auf ihre Herkunft reduziert, ist doch ein Rassist, oder?“ fragte er provozierend in die Runde und stellte zudem fest, dass diese Ereignisse komischerweise keine Diskussion über sexualisierte Gewalt gegen Frauen, sondern eine Debatte über sexualisierte Gewalt gegen Frauen durch Migranten ausgelöst habe.

Das Duo „Ape und Feuerstein“ zeichnete für die musikalischen Beiträge des Abends verantwortlich, wobei die beiden Kabarettisten besonders mit einem Schmählied auf die „Banker“ brillierten. Unterm Strich schaffte es die „Schlachtplatte“ auch mit der neuen Auflage ihrer „Endabrechnung“, das Publikum mit politischem Kabarett auf sehr hohem Niveau bestens zu unterhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort