Tag des offenen Denkmals Verschlossene Gebäude öffnen ihre Türen und Pforten

Region · Unter dem Motto "Farbe" steht der diesjährige Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September. In der Region öffnen dazu viele Häuser, Kirchen und andere Gebäude, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Pforten.

Zu erfahren ist, wie Farben nach historischem Vorbild hergestellt und am Bau verwendet werden können. Doch auch jenseits des Mottos gewähren die Denkmäler Einblicke in vergangene Zeiten. Der General-Anzeiger stellt drei Angebote im Linksrheinischen exemplarisch vor:

RHEINBACH

Wenn Dieter Oliver Bongartz sein Kettenhemd anlegt, sich den Schwertgurt umschnürt, die prächtigen Pfauenfedern an seinem Helm richtet und fortan im Gewand des Rheinbacher Ritters Theoderich II. daherkommt, spricht er nicht fortan in den fremden Zungen des Mittelalters. "Dass was man auf mittelalterlichen Märkten als mittelalterliches Deutsch hört, hat mit der Sprache des Mittelalters nichts zu tun", findet der 37 Jahre alte Germanist, Historiker und freiberuflicher Wissenschaftsautor. Am Sonntag schlüpft er in die Rolle Theoderichs, der "seine Burg" vorstellt, die Burg Rheinbach. Das Rheinbacher Stadtarchiv bietet von 11 bis 18 Uhr Führungen durch das Burggelände und natürlich den sogenannten, um 1185 entstandenen Hexenturm. "Der Hexenturm ist ja nicht so oft zugänglich", sagt Dietmar Pertz, Chef des Stadtarchivs, zur Exklusivität des Angebots. "Viele haben uns gefragt, wann der Turm mal geöffnet hat." Die Burgführungen beginnen um 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr; um 11.30, 12.30, 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr kreuzen Ritter ihre Schwerter zum Schaukampf. "Viele dürften gar nicht wissen, dass der Hexenturm einst Teil einer Burg war", berichtet Dieter Oliver Bongartz. Darüber hinaus gewährt das Stadtarchiv Einblicke in das ritterliche Leben zwischen dem 13. bis 15. Jahrhundert. Eine opulente Waffen- und Rüstungsschau ist ebenso zu sehen, wie eine Kemenate und eine ritterliche Tafel. Apropos Tafel: Die Freunde des Archivs servieren Kaffee und Kuchen. Neuzeitlich verpackt werden die Hintergründe zur Burggeschichte und zur Hexenverfolgung - in Gestalt von Video- und Powerpoint-Präsentationen.

MECKENHEIM

Das Glanzlicht des Meckenheimer Beitrags zum Denkmaltag stellt die Enthüllung und Segnung des Denkmals von Johann Adam Schall von Bell dar. Ort des Festaktes, organisiert von der Lüftelberger Dorfgemeinschaft, ist am Sonntag um 11 Uhr die Kurve an der Petrusstraße (Lindenkreuz). Anschließend ist von 12 bis 15 Uhr Jazzfrühschoppen an der Burg Lüftelberg mit den Hot Jazz Boys.

ALFTER

Mit einer buchstäblich farbenfrohen Ausstellung beteiligt sich das Haus der Alfterer Geschichte, Hertersplatz 19, am Tag des offenen Denkmals. Bunte Fahnen und Wimpel, Kostüme und Fotos aus Vereinen und der Kirchengemeinde Sankt Matthäus geben einen Einblick in die Vielfalt des Ortslebens. "Farbe bringen vor allem die Vereine und Einrichtungen in das Leben unseres Ortes", ist der Förderverein des Heimatmuseums überzeugt. "Sie schaffen soziale Strukturen und eine lebendige Gemeinschaft." In Anlehnung an das Motto des Denkmaltages will die neue Präsentation im Haus der Alfterer Geschichte deshalb zeigen: "Unser Dorf ist voller Farbe".

Besonders Alfterer Traditionsvereine wie die Prinzengarde und die Schützenbruderschaft, aber auch der Teckelklub und der Kirchenchor haben mit Exponaten aus ihrer Geschichte und ihren Aktivitäten die Schau bestückt. Sie wird am kommenden Sonntag um 11 Uhr eröffnet und kann an diesem Tag bis 18 Uhr besucht werden. Weitere Öffnungszeiten sind bis Ende Oktober jeweils dienstags und donnerstags zwischen 18 und 20 Uhr sowie am Sonntag, 28. September, von 10.30 bis 18 Uhr.

Zu sehen ist unter anderem die Jacke eines Schützenkönigs aus dem Jahr 1938 und die inzwischen löchrig gewordene Fahne des Josefsvereins aus der Gründungszeit um die Jahrhundertwende. Die Kirchengemeinde Sankt Matthäus gibt in einer Collage aus fast 300 Bildern einen Einblick in das Gemeindeleben der vergangenen zehn Jahre, Chor und Orchester Sankt Matthäus haben ein Teilstück der Kirchenorgel aus dem Jahr 1941 beigesteuert, die 2008 umfassend restauriert worden war.

Passend zum Motto des Denkmaltages hat auch das Haus der Alfterer Geschichte selbst einen Farbtupfer bekommen: An der Giebelwand des Hauses prangt nun das Zifferblatt der ersten Kirchturmuhr, die 1917 für die Pfarrkirche Sankt Matthäus angeschafft worden war. Bei der umfassenden Renovierung der Kirche in den Jahren 1964/65 wurde auch diese Uhr ersetzt, das Zifferblatt nahm damals der Alfterer Heimatforscher Willi Patt (1923-2008) in Verwahrung. Sein Sohn Manfred überließ es im vorigen Jahr dem Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte". Bernd Süring und Hans Günter Steinkemper kümmerten sich um die Restaurierung des verrosteten Zifferblattes, das einen Durchmesser von rund anderthalb Metern hat. Nach einer fachmännischen Sandstrahlung wurden die güldenen Ziffern originalgetreu neu aufgemalt.

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