Schläger von Walberberg Täter trat Opfer gegen den Kopf

BORNHEIM/BONN · Eine brutale Schlägerei nach dem Junggesellenfest in Bornheim-Walberberg im August des vergangenen Jahres beschäftigt seit gestern das Bonner Amtsgericht.

Für den Übergriff an der Haltestelle der Linie 18 müssen sich drei junge Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung vor den Richtern des Jugendschöffengerichts verantworten.

Haupttäter soll ein 18 Jahre alter Bornheimer sein. Der arbeitslose junge Mann soll mit seinen 16 und 19 Jahre alten Freunden einen damals 17 Jahre alten Schüler grundlos krankenhausreif geschlagen und getreten haben. Dass er das Opfer geschlagen habe, räumte der Angeklagte gleich zu Prozessbeginn ein - bis er auch gestand, den am Boden liegenden Schüler getreten zu haben, verging allerdings noch mehr als eine Stunde.

Die beiden Mitangeklagten behaupten hingegen nach wie vor, dass sie das Opfer nur geschlagen und nicht getreten hätten. Zudem schilderten alle drei, dass der Schüler sie vor der Attacke unter anderem als "Scheiß Ausländer" beleidigt habe. An Beleidigungen und Provokationen durch ihn kann sich der Schüler jedoch nicht erinnern. Er war damals nach eigenen Angaben mit drei jungen Frauen an der Bahnhaltestelle, darunter war auch seine Freundin. Im Zeugenstand beschrieb er eine vollkommen andere Situation: Er habe auf einer Bank gesessen, als der 18-Jährige plötzlich kam und fragte, warum er ihn angucke.

"Dann ging es schon los", so der Zeuge. Von links und rechts sei er geschlagen worden. Gewehrt habe er sich erst, als die Angreifer seine Freundin attackiert hätten. Da habe er den 18-Jährigen weggeschubst. Der Hauptangeklagte war daraufhin auf die Gleise gefallen.

Er hatte sich jedoch aufgerappelt und dann soll der 18-Jährige dem anscheinend durch einen Faustschlag eines Mittäters zu Boden gegangenen Opfer mehrfach gegen den Kopf getreten haben.

Nach dem zweiten Tritt wurde der Schüler nach eigenen Angaben bewusstlos. Beendet wurde die Attacke offenbar erst durch einen Bekannten der Angeklagten. Der soll dazwischen gegangen sein und zu dem 18-Jährigen gesagt haben: "Willst du den töten? Hör auf." Das Opfer trug unter anderem eine Gehirnerschütterung sowie eine angebrochene Nase davon und musste stationär im Krankenhaus behandelt werden. Immer noch werde er täglich von Kopfschmerzen geplagt. Zudem leide er unter anhaltenden Nacken- und Rückenschmerzen.

Unter Tränen schilderte die 17 Jahre alte Freundin des Opfers im Zeugenstand die Details der Prügelattacke. Sie bestritt vehement, dass die Angeklagten beleidigt wurden. Es sei genau anders herum gewesen: Die Angreifer, die sie zuvor noch nie gesehen habe, hätten sie und ihren Freund beleidigt und ohne Grund zugeschlagen.

"Es war unbegreiflich. Wir haben nichts getan, wir wollten nur nach Hause", so die Zeugin, die selber an einem Finger verletzt wurde. "Man denkt, dass einem nichts passiert, wenn man nichts tut. Aber leider ist das heute nicht so." Sie war sich sicher, dass sowohl der 18-Jährige als auch der 16-Jährige zutraten. Laut der Schülerin waren es "wirklich heftige Tritte".

Im Gesicht ihres Freundes sei nachher der Abdruck einer Schuhsohle zu erkennen gewesen. In dem Prozess geht es zudem um eine zweite Schlägerei im März 2014. Damals soll der 18-Jährige mit seinem zwei Jahre älteren Bruder - der als vierter Beschuldigter ebenfalls auf der Anklagebank sitzt - am Bahnhof in Bornheim-Sechtem zugelangt haben. Dies räumten die Brüder gestern ein.

Für erhebliches Aufsehen hatte der Fall auch deshalb gesorgt, da der 18-Jährige nach der zweiten Schlägerei im August noch Urlaub in der Türkei gemacht haben soll. Anschließend war er untergetaucht und für die Ermittler nicht mehr auffindbar. Zugleich fanden sich in sozialen Netzwerken viele, teils ältere Fotos des Gesuchten. Unter anderem war dort zu sehen, wie er mit einer Kalaschnikow posiert. Der Prozess wird fortgesetzt.

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