Rhein-Sieg-Kreis Stadtbahnen sind unpünktlicher geworden

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Kreis legt die Statistik für das erste Halbjahr vor. Die Linie 66 ist etwas unzuverlässiger als im Vorjahreszeitraum. Sorgenkind des Kreises ist den jüngsten Zahlen zufolge die linksrheinische Stadtbahnlinie 18 der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) von Bonn Hauptbahnhof über Bornheim und Brühl nach Köln-Thielenbruch.

 Die Linie 66 an der Haltestelle Sankt Augustin Markt: Lediglich 68,7 Prozent der Bahnen sind auf die Minute pünktlich. Unter der dreiminütigen Toleranzgrenze bleiben 91,2 Prozent der Züge.

Die Linie 66 an der Haltestelle Sankt Augustin Markt: Lediglich 68,7 Prozent der Bahnen sind auf die Minute pünktlich. Unter der dreiminütigen Toleranzgrenze bleiben 91,2 Prozent der Züge.

Foto: Holger Arndt

Neulich in Sankt Augustin, Haltestelle Kloster. Fahrtrichtung Siegburg, kurz nach 9 Uhr. Alle Fahrgäste müssen auf einen Schlag aus der Linie 66 aussteigen. Die Bahn hat so viel Verspätung, dass sie gar nicht mehr bis zur Endhaltestelle kommt. Sie wechselt leer auf das Gegengleis und fährt zurück in Richtung Bad Honnef. Die Fahrgäste sind sauer, doch nur zwei Minuten später kommt die nachfolgende "66" aus Richtung Bonn.

Unpünktlichkeit ist bei den Stadtbahnlinien im Rhein-Sieg-Kreis nach wie vor ein Thema. Der Planungs- und Verkehrsausschuss des Kreises befasste sich am Mittwoch mit der Pünktlichkeitsstatistik der Stadtwerke Bonn (SWB) für das erste Halbjahr 2012.

Demnach gilt eine Bahn bis zu einer Verspätung von 2,59 Minuten als pünktlich - eine Toleranzgrenze. Legt man diese zu Grunde, dann hat sich auf allen Stadtbahnlinien im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 die Pünktlichkeitsquote verschlechtert.

Die Linie 66/67 kam im ersten Halbjahr auf eine Pünktlichkeitsquote von 91,2 Prozent. Das bedeutet ein leichtes Minus gegenüber dem Vorjahreszeitraum - und das, obwohl der eingleisige Streckenabschnitt Bad Honnef/Königswinter für zehn Tage im Januar gesperrt war. Die Linie 66 konnte dieses Nadelöhr wegen Hochwassers nicht passieren, das schlug sich laut Kreis positiv auf die Pünktlichkeit nieder.

Legt man die Maßstäbe strenger an und geht von Verspätungen von bis zu einer Minute aus, dann schneidet die Linie 66/67 deutlich schlechter ab. Unter dieser Grenze blieben laut SWB-Statistik im ersten Halbjahr 2012 68,7 Prozent der Züge (Vorjahr: 70,6 Prozent).

Als ausgefallen gilt ein Zug, wenn die Verspätung mehr als 10,59 Minuten beträgt. Bei der Linie 66/67 liegt die Ausfallquote bei unter einem Prozent. Die Hälfte der Ausfälle ist personalbedingt, weitere Ursachen sind technische Defekte und Streckenbehinderungen.

Sorgenkind des Kreises ist den jüngsten Zahlen zufolge die linksrheinische Stadtbahnlinie 18 der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) von Bonn Hauptbahnhof über Bornheim und Brühl nach Köln-Thielenbruch. Nur 74,1 Prozent der Züge waren im ersten Halbjahr pünktlich, das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum; die Ausfallquote stieg deutlich auf 3,4 Prozent.

Auch hier war fehlendes Personal die Hauptursache. "Wer mit so knappen Personalressourcen arbeitet, der nimmt Ausfälle in Kauf", ärgerte sich Ingo Steiner (Grüne), Vorsitzender des Planungs- und Verkehrsausschusses. Oliver Krauß (CDU) bedauerte, dass der geplante zweigleisige Ausbau der Vorgebirgsstrecke aus Kostengründen zu den Akten gelegt worden ist. Teilweise ist die Strecke nur eingleisig.

Ob der Rhein-Sieg-Kreis die KVB stärker an die Kandare nimmt, wird sich voraussichtlich im kommenden Jahr zeigen. Auf Antrag der SPD prüft die Kreisverwaltung zurzeit, ob sie mit allen im Kreisgebiet tätigen Verkehrsunternehmen eine Qualitätsvereinbarung abschließen kann. Solch eine ist bereits zwischen dem Kreis, der Stadt Bonn und den Stadtwerken Bonn für die die Linie 66 ausgearbeitet worden.

Dazu gehört ein Bonus-Malus-System: Bei guter Leistung - da ist die Pünktlichkeit ein Kriterium, aber auch die Sauberkeit - profitiert das Verkehrsunternehmen. Ist die Leistung schlecht, kann das Unternehmen zum Beispiel zu Strafzahlungen verdonnert werden. Die Regelung mit den Stadtwerken könne problemlos auf die KVB übertragen werden, teilte die Kreisverwaltung mit.

Auch auf alle Busunternehmen sollen nach dem SPD-Antrag die Vereinbarungen ausgedehnt werden. Eine solche Abmachung existiert bereits mit der Regionalverkehr Köln (RVK), allerdings ohne eine Bonus-Malus-Regelung.

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