Girls' und Boys' Day Schüler schauen hinter die Kulissen und testen verschiedene Berufe
RHEIN-SIEG-KREIS · Wir befinden uns auf einem Bahnsteig. Ein Jugendlicher mit Rucksack erscheint. Plötzlich zieht er Wurfsterne aus seiner Jackentasche und schleudert sie auf einen Bauzaun. Sofort ist eine Polizeistreife zur Stelle und stellt den Täter. Sie lassen sich vom jungen Mann den Ausweis zeigen und durchsuchen ihn.
Die Streife besteht aus zwei Polizeianwärtern im zweiten Dienstjahr. Sie absolvieren gerade ein Situationstraining im Polizeiaus- und fortbildungszentrum in Swisttal-Heimerzheim. Das Besondere: Sie haben Publikum.
20 junge Frauen und Mädchen haben gestern beim bundesweiten 13. Girls' Day mitgemacht und wie zig Tausend andere die Chance genutzt, einmal hinter die Kulissen verschiedener, vor allem eher frauenuntypischer Berufe zu schauen. So auch auf dem Bahnsteig samt abgestelltem Bahnwaggon, der sich in der Trainingshalle der Bundespolizei befindet.
"Ich bin zum ersten Mal dabei und würde später sehr gerne bei der Polizei arbeiten", sagte Julia (15) aus Brühl. "Ich finde es echt gut hier, und das Situationstraining ist super spannend", meinte Freundin Lina (15). Das hörte sich schon sehr nach zwei zukünftigen Bundespolizistinnen an. "Ja, wir freuen uns, wenn wir junge Frauen für den Beruf begeistern können", sagte Polizeihauptmeister Harald Windolph. "Ich kenne eine Vorzeigekandidatin. Sie hat den Girls' Day bei uns mitgemacht, dann Praktika und Ausbildung absolviert, und seit einem Jahr ist sie Polizeimeisterin."
Nach dem Situationstraining besuchten die jungen Frauen die Kriminalistik. Sie lernten, wie Spuren gesichert werden und wie ein Einbrecher anhand von Fußabdrücken identifiziert werden kann. "Ich finde besonders interessant an dem Beruf, dass es darum geht, herauszufinden, was passiert ist", sagte Anne (14) aus Ahrweiler. "Aber Polizistin möchte ich eher nicht werden, lieber etwas beim Film, zum Beispiel hinter der Kamera."
Fünf Mädchen aus dem Einzugsgebiet der Regionalverkehr- Köln-Niederlassung in Meckenheim (RVK) erkundeten das Berufsbild Fachkraft im Fahrbetrieb/Busfahrerin. "Ich fahre ja morgens immer mit dem Bus und wollte einmal hinter die Kulissen gucken, wie die Fahrpläne entstehen und wie die Dienste organisiert werden", sagte Ann-Kathrin. Die Zwölfjährige freute sich, dass sie auch selbst etwas ausprobieren konnte: "Wir teilen jetzt unter Anleitung die Busse vom Früh- in den Spätdienst ein."
"Hier ist eine gute Stimmung, wir bekommen alles genau erklärt und es macht echt Spaß", fand Göksu (13). Die Mädchen besuchten verschiedene Stationen von der Disposition über den Service bis zur Werkstatt. Dort fuhren sie im Bus durch die Wasch- und Tankstraße und ließen sich die Technik und das Cockpit im Bus erklären. "Wir sind zum siebten Mal beim Girls' Day dabei und würden uns sehr freuen, wenn der Frauenanteil größer werden würde", sagte Dieter Schäfer, Leiter der RVK-Niederlassung Meckenheim.
Zum vierten Mal wurde gestern auch der Boys' Day, der bundesweite Aktionstag zur Berufswahl für Jungen zwischen zehn und 15 Jahren, angeboten. Dabei können die Schüler eher jungen-untypische Berufe ausprobieren. Das ließen sich Niklas und Pascal nicht entgehen. Sie verbrachten ihren Tag mit Einrichtungsberaterin Andrea Heppe. Im Einrichtungshaus Kurth in Alfter konnten die Jungen ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen und eine Küche sowie ein Wohnzimmer im Schaufenster nach ihrem Geschmack dekorieren. "Cocktail-Party" lautete das Motto für die Gestaltung der Küche.
"Mir gefällt das ziemlich gut. Ich dekoriere auch zu Hause sehr gerne", sagte Niklas (10) aus Lessenich. "Mir macht es auch großen Spaß, der Tag gefällt mir sehr gut", ergänzte der elfjährige Pascal aus Bad Godesberg. "Ich finde es wichtig, dass Kinder hinter die Kulissen blicken und dabei ihre eigenen Erfahrungen mit den Berufen machen dürfen", sagte Designerin Heppe.
