Oberpleis Kandidaten des Wahlkreises 98 stehen Schülern Rede und Antwort

OBERPLEIS · Auf Tuchfühlung mit Politikern: Bei einer Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl mit den Kandidaten des Wahlkreises Rhein-Sieg II nutzten rund 500 Erstwähler aus Königswinter, Bad Honnef und Sankt Augustin die Gelegenheit das kundzutun, was jungen Erwachsenen unter den Nägeln brennt.

"Ich finde es widerlich, dass man zusieht, wie in Syrien Grundschulen bombardiert werden. Und ich frage mich, weshalb man erst wirklich über ein Handeln redet, wenn Giftgas eingesetzt wird. Warum schickt man keine Rettungswagen, um den Menschen dort zu helfen?" Die Schülerin, die diese Frage am Dienstag in der Aula des Schulzentrums Oberpleis stellt, ist froh, "das endlich loszuwerden" - und zwar an die richtige Adresse, nämlich an die der Politiker.

Bei einer Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl mit den Kandidaten des Wahlkreises Rhein-Sieg II, zu der das Gymnasium am Oelberg eingeladen hatte, nutzten rund 500 Erstwähler aus Königswinter, Bad Honnef und Sankt Augustin die Gelegenheit, sich nicht nur über die Haltung der Politiker zu aktuellen politischen Fragen zu informieren, sondern eben auch das kundzutun, was jungen Erwachsenen auf den Nägeln brennt.

Und dies waren neben dem Syrien-Konflikt auch Themen wie Mindestlöhne, Mietpreisbremse, Energiekosten, Finanztransaktionssteuer und vor allem - vor dem Hintergrund der NSA-Abhöraffäre - auch Internetkommunikation.

Die Idee zu der Veranstaltung war von den Schülern selbst gekommen: "Sie haben von sich aus den Wunsch geäußert, eine Podiumsdiskussion zu organisieren", berichtet Lehrerin Stefanie Wulf.

Ziel war es, den Erstwählern Gelegenheit zu geben, die Kandidaten, die auf den Stimmzetteln stehen, persönlich kennenzulernen. Die notwendigen Schritte hat das Projektteam, das sich aus zwölf Oberstufenschülern zusammensetzte, eigenständig geplant und in die Tat umgesetzt, vom Drucken der Plakate bis hin zur Suche nach Sponsoren, mit denen das für die Podiumsdiskussion notwendige technische Equipment finanziert werden konnte.

"Das war wirklich großartig, wir Lehrer haben da gar nicht viel mitorganisieren müssen", so Wulf, die das Projekt gemeinsam mit ihren Kollegen Benjamin Altrogge und Patrick Decoene betreut. Auch Schulleiterin Sonja Friedrich lobte das Engagement der Schüler: "Ich weiß, dass die viel Arbeit und Einsatz in diese Veranstaltung gesteckt haben."

Yannik Breitbach, Pauline Büsken, Redon Gervalla, Erik Hamann und ihren Mitschülern war es auch gelungen, alle Kandidaten des Wahlkreises nach Oberpleis zu holen: Bettina Bähr-Losse (SPD), Andreas Danne (Die Linke), Thorsten Knott (FDP), Arnd Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen), Norbert Röttgen (CDU) und Jürgen Weiler (Piraten). Die Moderation übernahmen die Schüler Lisa Olbrück und Maximilian Stockhausen, die zur Vorbereitung auf ihren Einsatz eigens eine Reihe von Podiumsdiskussionen besucht hatten. An der Veranstaltung teil nahmen auch Schüler des Rhein-Sieg-Gymnasiums Sankt Augustin, des CJD sowie des Bad Honnefer Siebengebirgsgymnasiums.

Der Themenkatalog war Ergebnis einer Umfrage unter den Oberpleiser Oberstufenschülern. Die Fragen hatten die Projektmitglieder dann selbst erarbeitet, und die waren zum Teil alles andere als bequem, sondern provokativ und direkt: "Die Energiepreise sind nach der Energiewende gestiegen. Macht Herr Altmaier da etwas falsch, Herr Röttgen?"

Oder: "Wieso gönnen Sie Studenten keinen Mindestlohn?" Und: "In den USA hat das Fracking zu einer neuen Konjunkturwelle geführt. Wie viel Umweltschutz kann Deutschland sich noch leisten?" Mehr als zwei Stunden Zeit nahmen sich die Politiker, um alle Fragen zu beantworten, und standen den Schülern auch im Anschluss an die Podiumsdiskussion noch für Gespräche zur Verfügung.

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