Befruchtung: Arzt sieht steigenden Trend "Es ist extrem belastend"

Bonn · Hans van der Ven, 61, ist Direktor der Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Uniklinik Bonn. Mit ihm sprach Matthias Hendorf.

Herr van der Ven, wie viele künstliche Befruchtungen gibt es etwa pro Jahr in Deutschland?
Hans van der Ven: 2013 waren es 54 000, bei uns in Bonn 700.

Ist die Tendenz steigend?
Van der Ven: Ja, insgesamt steigt die Zahl. 2005 etwa waren es 38.000, im Jahr 2010 dann 50.000.

Woran liegt das?
Van der Ven: Der Kinderwunsch stellt sich bei vielen Frauen erst später ein. Oder der Kinderwunsch ist erst später realisierbar. 1997 etwa lag das mittlere Alter der Frauen, die sich zur künstlichen Befruchtung in Behandlung begaben, bei 32,6 Jahren. 2013 lag es schon bei 35 Jahren.

Bis wann ist die künstliche Befruchtung medizinisch sinnvoll?
Van der Ven: Ab dem 40. Lebensjahr wird die Wahrscheinlichkeit deutlich schlechter. Und ab 43 wird es viel, viel schwieriger. Bei Frauen, die älter als 44 sind, liegt die Chance nur bei fünf Prozent.

Was kostet ein Versuch, wenn ein Paar ihn komplett selbst zahlt?
Van der Ven: Je nach Methode inklusive der Medikamente zwischen 2500 und 3000 Euro.

Sagen Sie Paaren, die es immer weiter erfolglos versuchen, auch: Vielleicht lasst ihr es besser?
Van der Ven: Ja. Es ist kostspielig und emotional und körperlich extrem belastend. Das hören manche Paare aber nur ungern. Und für einige ist es schwer aufzuhören.

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