Flüchtlinge in Siegburg Der Respekt voreinander steht im Mittelpunkt

Rhein-Sieg-Kreis · Markus Wrobel von der Siegburger Stadtverwaltung erläutert den Flüchtlingen die Gegebenheiten des Karnevals, um den Bewohnern das traditionelle Fest im Rheinland zu erklären und ihnen gleichzeitig Verhaltenstipps zu geben.

 In der Hausgemeinschaft Siegdamm: Markus Wrobel (rechts) von der Stadt Siegburg klärt die Flüchtlinge über die Gebräuche im Karneval auf.

In der Hausgemeinschaft Siegdamm: Markus Wrobel (rechts) von der Stadt Siegburg klärt die Flüchtlinge über die Gebräuche im Karneval auf.

Foto: Holger Arndt

Wann findet Karneval statt, was passiert an den tollen Tagen, woher kommt der Brauch, wer feiert ihn und wie? Markus Wrobel, Sachgebietsleiter für Flüchtlingsangelegenheiten bei der Stadt Siegburg, besuchte in den vergangenen Tagen die Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt, um den Bewohnern das traditionelle Fest im Rheinland zu erklären und ihnen gleichzeitig Verhaltenstipps zu geben. Auf seiner letzten Station informierte er die Hausgemeinschaft am Siegdamm.

Ganz unwissend schienen dort zumindest die Kinder nicht zu sein. Denn die zehnjährige Sara sowie die Zwillinge Mojtaba und Erfan (elf Jahre) aus Afghanistan präsentierten ihm stolz selbst gebastelte Masken. Die haben sie bei Martina Clasen in deren Atelier „Rosa Aussicht“ gefertigt. In ihren Räumen bietet die Siegburger Künstlerin Integrations- und Alltagshilfen speziell für Kinder aus Flüchtlingsfamilien an. Wrobel ging darauf ein, weshalb sich die Menschen verkleiden, und dass niemand sich davor fürchten müsse. Es sei an den Tagen ganz normal, dass manche Menschen leicht bekleidet seien. Und auch, dass Fremde sich unterhakten, schunkelten und gemeinsam feierten.

Er sprach aber auch das Thema Alkohol an und warnte vor übertriebenem Genuss. Vor allem alleinstehende Männer ohne Familie ermahnte er eindringlich, nicht in zu großen Gruppen aufzutreten. Auf Nachfrage berichtete er, dass sei eine Anordnung aus dem Innenministerium aufgrund der Kölner Ereignisse während der Silvesternacht. Eine solche Ansammlung könne provozieren und manch einen der Feiernden beim Straßenkarneval glauben lassen, „da rottet sich was zusammen“, so Wrobel.

Besonders den Kindern war die Vorfreude anzumerken, als er auf den Rosenmontagszug zu sprechen kam, bei dem es üblich sei, Süßigkeiten zu werfen. Daher gab er auch den Tipp, eine Tüte mitzunehmen. Martina Clasen hat die Kinder bereits eingeladen, den Zug in Nähe ihres Ateliers an der oberen Kaiserstraße anzuschauen. Laut Wrobel werden die Sicherheitsmaßnahmen auch abseits vom Trubel erhöht. Alle Unterkünfte sind unter verstärkter Beobachtung von Security-Mitarbeitern. Den neuen Siegburger Bürgern wünschte Wrobel „schöne, neue Erfahrungen im Karneval“ und wies sie auf das wichtigste Wort bis Aschermittwoch hin: „Alaaf“.

Alle Informationen hat die Stadt auch in Flyern zusammengefasst. Sie sind seit vergangener Woche in verschiedenen Sprachen zu haben. Laut Wrobel werden sie in den Unterkünften verteilt. Am Neuenhof wird es an Weiberfastnacht zudem eine eigene kleine Karnevalsfeier geben.

„Feiern ohne Grenzen – aber mit Regeln“ heißt es auch von Seiten des Rhein-Sieg-Kreises, damit es an den tollen Tagen nicht zu Missverständnissen, Problemen und Streit zwischen den Feiernden kommt. Unter anderem in Englisch, Persisch und Arabisch erklärt das Integrationszentrum des Kreises in einem Infoblatt, was Kamelle, Strüssjer und Bützje sind und dass bei allem Tanzen und Schunkeln der Respekt im Vordergrund steht.

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