Weihnachten in anderen Ländern "Babbo natale" bringt die Geschenke

Bornheim/Swisttal · In vielen Ländern wird an Heiligabend anders gefeiert als in Deutschland. Davon erzählen eine gebürtige Italienerin, ein US-Amerikaner und eine Ukrainerin, die im Vorgebirge leben.

 Iryna Esser trägt traditionellen ukrainischen Haarschmuck und eine bestickte Bluse. Heiligabend wird in der Ukraine erst am 6. Januar gefeiert.

Iryna Esser trägt traditionellen ukrainischen Haarschmuck und eine bestickte Bluse. Heiligabend wird in der Ukraine erst am 6. Januar gefeiert.

Foto: Celina de Cuveland

Grazia Fraccapani erinnert sich gerne an die Weihnachtsfeste in Italien zurück. Dort wird am 8. Dezember der Christbaum geschmückt. Damit er bis Anfang Januar durchhält, wird meistens ein Plastikbaum aus dem Keller hervorgeholt. "Und der ist total kitschig", lacht Grazia Fraccapani. "Die Weihnachtsbäume in Italien sind rot, blau oder pink." Dazu kommen bunte Lichterketten, glitzernde Weihnachtskugeln, eine metallisch schimmernde Christbaumspitze und viel Lametta. Eine Krippe darf auch nicht fehlen.

Gerne wird ein ganzes Dorf um den Stall herum aufgebaut. Wo die meisten deutschen Weihnachtsfans einen Herzinfarkt bekommen, fangen die Italiener gerade erst an. Je bunter der Baum und je größer die Krippenlandschaft, desto besser. "Der Weihnachtsbaum ist in Italien ein Schmuckstück", sagt die gebürtige Mailänderin. Vor 20 Jahren kam sie nach Deutschland, um zu studieren, dann lernte sie ihren Mann kennen. Inzwischen lebt sie in Bornheim-Sechtem, arbeitet als Italienischlehrerin und hat zwei Söhne.

Am meisten vermisst sie das Beisammensein mit Freunden an Heiligabend. In Italien ist es üblich, dass man sich zur Heiligen Messe und einem Umtrunk trifft. Die Geschenke werden am Morgen des 25. Dezember ausgepackt. Gebracht werden sie nicht vom Christkind, sondern vom "Babbo natale", dem Weihnachtsmann. Am Pranzo di natale, dem ersten Weihnachtsfeiertag, veranstalten die Italiener ein großes Essen. Im Norden gibt es Fleisch, im Süden wird Fisch aufgetischt. Man isst den Panettone, einen Früchtekuchen, oder den Pandoro, der kein Orangeat und keine Rosinen enthält. "Den Tag der Befana mag ich besonders gerne", sagt Grazia Fraccapani.

Die Befana ist der Legende nach eine gutmütige alte Frau, an deren Tür die Heiligen drei Könige auf ihrer Suche nach dem Christkind klopften, um sich nach dem Weg zu erkundigen. "Wenn die Befana in der Nacht zum 6. Januar kommt, nimmt sie die Weihnachtsdekoration mit", erklärt Grazia Fraccapani. "Dafür schenkt sie den Kindern Süßigkeiten." Den Nikolaustag und die Adventszeit gibt es in Italien hingegen nicht.

Mark Rossman ist in Portland, Oregon, geboren und lebt seit rund 40 Jahren in Deutschland. "Die Amerikaner feiern das Weihnachtsfest sehr unterschiedlich", weiß der 62-Jährige. "Direkt nach Thanksgiving wird der Baum geschmückt und die ersten Weihnachtseinkäufe müssen erledigt werden." Die Amerikaner machten aus dem Dekorieren ihrer Häuser einen Wettbewerb. Das Haus in der Nachbarschaft, das am hübschesten geschmückt sei, erhalte manchmal sogar einen Preis.

"Ich kann mich erinnern, dass wir einen riesigen Weihnachtsbaum hatten", sagt Rossman. "Der stand repräsentativ vor dem Hauptfenster des Hauses."

Unmengen Geld würden die Amerikaner jedes Jahr in ihre Weihnachtsdekoration stecken. Der Synchronsprecher aus Bornheim-Widdig hat sich in diesem Jahr gegen einen eigenen Weihnachtsbaum entschieden. Eine Zimmerpflanze mit Lichterkette und einigen kleinen Glitzervögelchen muss genügen. "Die Feiertage habe ich früher bei meinen Großeltern verbracht, wir Kinder haben an Heiligabend immer gesungen oder Instrumente gespielt", erinnert sich Rossman. Gegessen wurden ein Truthahnbraten, ein großer Schinken oder eine Lammschulter, die die Großmutter mariniert hatte.

Auch ein Besuch der Mitternachtsmesse durfte nicht fehlen. Entgegen der Tradition wurden die Geschenke bei Mark Rossmans Großeltern bereits an Heiligabend ausgepackt statt am Morgen des ersten Weihnachtstages. Santa Claus hatte sie in der Nacht durch den Schornstein ins Haus transportiert. "Der zweite Weihnachtsfeiertag ist der Umtauschtag", sagt Rossman. "Denn die Amerikaner verschenken viel zu viel, manches doppelt oder dreifach."

Iryna Esser stammt aus dem östlichen Teil der Ukraine, sie ist mit einem Deutschen verheiratet und arbeitet in einem Friseursalon in Swisttal-Heimerzheim. Sie berichtet, dass Weihnachten in der Ukraine von Region zu Region unterschiedlich gefeiert wird. "Im Westen sind die Leute traditionell eingestellt. Im Osten wird Weihnachten moderner gefeiert", sagt Iryna Esser. Heiligabend wird in ihrem Heimatland am 6. Januar gefeiert. Die Kinder ziehen um die Häuser, singen und erbitten Süßigkeiten. Schedruwaty oder Koljaduwaty nennen die Ukrainer diesen Brauch.

Anschließend gibt es ein Festessen. Doch zuvor wird Kotja aufgetischt: ein Reis mit Rosinen, Walnüssen und Honig. Jeder muss einen Löffel davon gegessen haben, erst dann beginnt das große Festessen. Zwölf vegetarische Speisen werden aufgetischt, manche davon mit Fisch. "Zwölf Gerichte wegen der zwölf Apostel", erklärt Iryna Esser. "Da gibt es zum Beispiel Backofengemüse und Wareniki, mit Obst oder Quark gefüllte Teigtaschen." Am ersten Weihnachtstag, 7. Januar, darf wieder Fleisch gegessen werden. "Der Tisch bleibt rappelvoll, bis alle Anwesenden gegangen sind." Die kirchliche Messe ist im Osten der Ukraine eher spärlich besucht. Nur die sehr religiösen, älteren Menschen bleiben die ganze Nacht über in der Kirche.

Den Baum schmücken die Ukrainer im "amerikanischen Stil", bunt, mit vielen blinkenden Lämpchen und Kugeln.

Am 19. Januar ist dann alles vorbei. Viele Ukrainer gehen anlässlich der Taufe Jesu zum Eisbaden. Drei Mal muss der Kopf untergetauscht werden, dann sind sie von den Sünden rein gewaschen. Der Tannenbaum wird aus der Wohnung getragen, der Schmuck verschwindet. Bis es dann im nächsten Jahr wieder heißt: Frohe Weihnachten!

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