Interview "Arbeitgeber werden flexibler"

BORNHEIM · Die Bornheimer Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank möchte das Selbstbewusstsein der Bornheimerinnen stärken. Anlässlich des heutigen Weltfrauentages sprach Bettina Thränhardt mit der 44-jährigen Diplom-Verwaltungswirtin.

 "Ich möchte das Selbstvertrauen von Frauen stärken. Denn eine Frau mit einem gesunden Selbstbewusstsein weiß sich oft selber zu helfen", sagt Heike Blank.

"Ich möchte das Selbstvertrauen von Frauen stärken. Denn eine Frau mit einem gesunden Selbstbewusstsein weiß sich oft selber zu helfen", sagt Heike Blank.

Foto: Wolfgang Henry

Frau Blank, am Samstag ist Weltfrauentag. Was bedeutet das Datum für Sie als Gleichstellungsbeauftragte?
Heike Blank: Für mich ist das ganze Jahr Weltfrauentag. Ich kümmere mich täglich um die Belange von Frauen.

Mit welchen Fragestellungen kommen die Bornheimerinnen zu Ihnen?
Blank: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt viele Frauen. Ich habe den Eindruck, dass Frauen sich in den letzten Jahren noch früher als bislang mit dem Wiedereinstieg in den Beruf befassen. Manche lassen sich schon in der Schwangerschaft beraten. Und junge Mädchen denken bereits bei der Berufswahl an die Vereinbarkeit mit der Familie.

Was sind die Gründe für das Umdenken?
Blank: Eine Motivation dafür ist sicherlich das neue Unterhaltsrecht, nach dem den Frauen im Falle einer Trennung nur in den ersten drei Lebensjahren des Kindes Unterhalt zusteht. Danach müssen sie sich ihr Brot wieder selber verdienen. Und nun finden Sie als Alleinerziehende mit einem oder mehreren kleinen Kindern mal einen Job! Außerdem spielen natürlich gesellschaftliche und politische Faktoren eine Rolle, etwa das Elterngeld.

In den vergangenen Tagen ging eine EU-Studie durch die Medien, nach der ein Drittel aller Frauen in der EU schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt hat. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
Blank: Es hat mich zumindest nicht überrascht. Gewalt gegen Frauen geht durch alle Schichten. Mit vielen Veranstaltungen zielen wir aber darauf ab, für das Thema zu sensibilisieren. Neulich rief ein Mann bei mir an, der den Eindruck hatte, dass seine Nachbarin von Gewalt betroffen ist. Er wollte wissen, wie er ihr helfen kann. Das fand ich bemerkenswert.

Wie können Sie Betroffenen helfen, wenn sie sich an Sie wenden?
Blank: Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist die Vernetzung mit Institutionen. Ich kann den Frauen Ansprechpartner vermitteln, zum Beispiel dabei helfen, einen Platz in einem Frauenhaus zu finden.

Was tun Sie noch in Ihrer täglichen Arbeit?
Blank: Ganz wichtige Punkte sind für mich Prävention und Aufklärung! Ich möchte das Selbstvertrauen von Frauen stärken. Denn eine Frau mit einem gesunden Selbstbewusstsein weiß sich oft selber zu helfen. Das trifft für Frauen zu, die Gewalt erfahren, aber auch für Frauen, die einen neuen Job suchen.

Wie stärken Sie das Selbstbewusstsein von Frauen?
Blank: Wir fangen schon bei den Kindern an. So wurde zum Beispiel vergangenes Jahr in Rösberg ein Präventionsprojekt zum Thema "Mein Körper gehört mir" an der Grundschule durchgeführt. Einbezogen wurden die Schüler der 3. und 4. Jahrgangsstufe, aber auch die Lehrer und Eltern.

Und was machen Sie mit den Erwachsenen?
Blank: Auch hier setze ich auf Information und Prävention, organisiere Veranstaltungen in Kooperation mit der Volkshochschule oder anderen Institutionen. Zum Beispiel bieten wir bald einen Workshop zum Thema "Rückkehr in den Beruf" zusammen mit dem Jobcenter Alfter an. Wir sprechen mit dieser Veranstaltung gezielt erwerbslose Frauen mit Kindern unter drei Jahren an.

Welche Chancen hat denn eine Bornheimerin, wenn sie nach der Babypause wieder in den Beruf zurück möchte?
Blank: Natürlich bleibt noch viel zu tun. Aber mein Eindruck ist, dass Arbeitgeber zunehmend flexibler werden. Aufgrund des Fachkräftemangels ist man eher für neue Arbeitszeitmodelle offen. Vor zehn Jahren gab es allenfalls klassische Halbtagsstellen, heute gibt es viele verschiedene Modelle. Zum Beispiel arbeiten Mütter oder Väter oft in Telearbeit von zu Hause aus. Ich selber arbeite drei Tage in der Woche ganztags, an diesen Tagen holen meine Eltern unseren achtjährigen Sohn um vier von der Schule ab. An den anderen Tagen kommt er früher nach Hause, und wir können Zeit miteinander verbringen.

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