GA-Winterwanderung Zu den Krippen zwischen Erpel und dem alten Schifferort Niederdollendorf

SIEBENGEBIRGE · In Erpel machte Erzbischof Reinald von Dassel Station. Der engste Berater von Friedrich I., dem Barbarossa genannten Kaiser des römisch-deutschen Reiches, war in besonderer Mission unterwegs. Er überführte 1164 der Legende nach die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln. Im noch vorhandenen Turmuntergeschoss der damaligen Pfarrkirche Sankt Severinus sollen sie vorübergehend aufgenommen worden sein.

 Alle Mann an Bord: Das Krippenschiff von Schreiner Peter Schützeichel in Niederdollendorf.

Alle Mann an Bord: Das Krippenschiff von Schreiner Peter Schützeichel in Niederdollendorf.

Foto: Frank Homann

Ein Wunder war zuvor geschehen! Die Schiffe stoppten von allein auf dem Rhein vor Erpel, so, als ob sie sich weigerten, Köln schon bald anzulaufen. Der Erzbischof erließ daraufhin per Boten den Befehl, die Stadt möge sich schmücken, um die Gebeine angemessen empfangen zu können. Dass Reinald von Dassel in Erpel einen Halt einlegte, bescherte dem Ort drei goldene Kronen im Wappen. Die Dreikönigspforte an der hinteren Wand der Erpeler Kirche dient heute noch als Beleg für diese hübsche Geschichte, die Erpel zum interessanten Ausgangspunkt für eine Wanderung so kurz vor dem Festtag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar favorisiert.

In den Kirchen des Dekanats Königswinter, zu dem Erpel die südliche Spitze bildet, finden sich ganz unterschiedliche Krippen. Sehenswert sind sie alle. Und der Vorsitzende des Dekanatsrates, Franz-Hubert-Werner Sand aus Oberdollendorf, hatte die Idee für einen Krippenweg. Wer sich auf einige Kirchengebäude im Tal entlang des Rheins beschränkt, schafft bei guter Kondition die Strecke von Erpel bis Nieder- und Oberdollendorf.

Ein Winterspaziergang direkt am Strom entlang verspricht ohnehin besondere Momente. Diffuses Licht bei Nebel oder bedecktem Himmel kann dabei genauso reizvoll sein wie die in strahlendem Sonnenschein getauchte Rheinuferlandschaft mit dem bizarren Geäst der kahlen Bäume und Sträucher.

Von Erpel geht es nach Unkel. Hier lohnt sich nicht nur ein Blick auf die Krippenlandschaft der Pfarrkirche Sankt Pantaleon, die für ihre 14 Nothelfer bekannt ist. Nicht versäumt werden sollte ein Gang über den Friedhof neben der Kirche. Von hier aus hat der Wanderer eine Balkonaussicht auf den Drachenfels.

Der gerade wieder frisch angelegten Uferpromenade gen Norden folgt ein Weg Richtung Bad Honnef, vorbei am Uhlhof, in dem Entwicklungshelfer fit für ihren Einsatz gemacht werden. Nicht entgehen lassen sollte sich der "Krippenforscher" den Streifzug über die Insel Grafenwerth, vorbei am Aalschokker Aranka.

Der Bad Honnefer Ortsteil Rommersdorf mit seinen urigen Fachwerkhäusern und der riesigen Wurzelkrippe in der Kapelle Sankt Anna ist eine zusätzliche Anstrengung wert. Einen Abstecher lohnt auch die Krippe im Wohnhaus von Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer in Rhöndorf. Das erfordert ebenfalls eine Abkehr vom Rheinufer. Hier gibt es dann aber auch Gelegenheit zur Stärkung, zum Beispiel im berühmten Café Profittlich. Von nun an ist der Drachenfels Begleiter des Krippenwanderers, bis Königswinter nach wenigen Kilometern erreicht ist.

Pfarrer Georg Kalckert hatte einst angeregt, Heimatkrippen in den Kirchen des Talbereichs von Königswinter aufzustellen, um darzustellen, dass Christus immer wieder neu vor Ort geboren wird. Schreiner Peter Schützeichel baute für Sankt Remigius in der Altstadt den Drachenfels als Kulisse für die Krippe, für Sankt Laurentius in Oberdollendorf die Chorruine Heisterbach und für Sankt Michael in Niederdollendorf das Krippenschiff.

Schiffer, Fischer, Winzer, Wäscherinnen, Kinder, eben die gesamte "Besatzung" eines solchen Schifferortes wie Niederdollendorf erleben die Geburt des Christkindes auf einem maßstabgetreu errichteten Schiff. Liebevolle Details machen die Besichtigung zu einem besonderen Erlebnis. Ein schöner Abschluss dieser Wanderung.

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