Ehepaar berichtet über Begegnung Wolf an Königswinterer Seufzerbrücke gesichtet

Siebengebirge · Immer wieder ist es rund um das Siebengebirge zu bestätigten Wolfssichtungen gekommen. Ein Königswinterer Ehepaar will nun ein Tier in der Nähe der L331 gesehen haben.

Ihren Osterspaziergang werden Edeltraud und Walter Behr noch einige Zeit in Erinnerung behalten. Am Montagnachmittag war das Paar aus Heisterbacherrott im Siebengebirge unterwegs, hatte vom Milchhäuschen aus die Ofenkaulen und schließlich die Brücke über die L 331 – die sogenannte „Seufzerbrücke“ – passiert. Und stand plötzlich einem Wolf gegenüber.

Da jedenfalls ist sich Walter Behr ziemlich sicher. „Das Tier stand vielleicht 40 Meter von uns entfernt auf dem Weg unterhalb des 'Wasserfalls“, sagt er. Von kräftigerer Statur als ein großer Schäferhund sei das Tier gewesen, dichter im Fell, gut genährt. „Er sah deutlich anders aus als ein Schäferhund“, sagt Behr. „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Beim Anblick der Spaziergänger habe sich das Tier umgedreht, sei noch zwei- oder dreimal stehengeblieben und dann langsam nach rechts im Gebüsch verschwunden. „Scheu oder gar panisch war das Tier jedenfalls nicht“, so Behr.

Verwechslungsgefahr ist nicht zu unterschätzen

Marc Redemann, Förster des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge und zugleich zuständiger Wolfsberater für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis, hält es gleichwohl für eher unwahrscheinlich, dass das Paar am Montag tatsächlich einem Wolf gegenübergestanden hat. „Bei uns hat sich bislang niemand gemeldet, der einen Wolf gesehen haben will“, sagt er. Tatsächlich habe es bislang auch keine Wolfssichtungen im Siebengebirge gegeben. Er kann es sich auch nur schwer vorstellen, dass sich die Tiere im eher belebten Herzen des Siebengebirges aufhalten. Letztlich, so der Förster, sei einfach auch die Verwechslungsgefahr zwischen Hund und Wolf nicht zu unterschätzen.

Auch Christoph Schwarz, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, hält es zwar theoretisch für möglich, dass das Paar einen Wolf gesehen hat, weil junge Rüden sehr weite Strecken zurücklegen würden. Praktisch ist er aber eher skeptisch. „Wölfe sind sehr scheu und meiden laute und störungsanfällige Gebiete“, sagt er. Auch er hält die Verwechslungswahrscheinlichkeit mit frei laufenden Schäferhunden für groß. Andererseits sei unbestritten, dass die Wolfspopulation in Deutschland in Ausbreitung begriffen sei. Deshalb sei nicht auszuschließen, dass Einzeltiere auch durch die Region streifen.

Stippvisite gut möglich

Für gut möglich hält Achim Baumgartner vom BUND im Rhein- Sieg-Kreis, dass Wölfe auch das Siebengebirge aufsuchen. „Sie können vor allem in der Nacht weite Strecken zurücklegen. Und im Westerwald sind ja Wölfe wiederholt nachgewiesen worden“, sagt er. Wölfe legen nach Einschätzung von Experten auf diese Weise mühelos Distanzen von 50 bis 70 Kilometern zurück.

Aber auch Baumgartner warnt: „Ich würde nicht behaupten, dass jeder gesichtete Wolf auch wirklich ein Wolf ist. Es gibt viele Hunde, die Wölfen ähnlich sind.“ Wölfe würden sich auch nicht gerne in bevölkerten Gebieten wie dem Siebengebirge aufhalten. „Denen ist es zu voll hier.“ Im Gegensatz zu den Wölfen sei die Wildkatze, deren erste Sichtungen im Siebengebirge vor Jahren noch als kleine Sensation galten, inzwischen heimisch. „Die Wildkatze ist ein fester Bestandteil des Siebengebirges“, sagt Baumgartner.

Auf einer Karte des Landesfachausschusses Wolf des Nabu in NRW sind seit dem Jahr 2009 insgesamt 33 Wolfsnachweise verzeichnet, die allermeisten an der Grenze zu Niedersachsen und am Niederrhein, nur wenige im südlichen Landesgebiet. So wurde im April 2016 ein Wolf bei Rösrath nachgewiesen, der damals zwei Ziegen riss. Bei ihm ließ sich sogar nachvollziehen, dass er im Jahr 2015 in einem Wolfsrudel bei Cuxhaven das Licht der Welt erblickt hatte, bevor er den weiten Weg ins Rheinland antrat.

200 Hinweise pro Jahr in NRW

„Es gibt pro Jahr in NRW rund 200 Hinweise. Die meisten werden als C 3, das sind unbestätigte Hinweise, eingestuft, von denen sich wiederum die Hälfte als falsch erweisen. Im Monitoring-Jahr 2015/2016 hatte wir nur fünf Hinweise der Kategorie C 1, das sind bestätigte Hinweise“, sagt Lanuv-Pressesprecher Wilhelm Deitermann. Bestätigungen gebe es nur durch einen DNA-Nachweis, wenn der Wolf zum Beispiel Tiere gerissen oder Haare verloren habe, oder durch Fotos oder Videos. Diese werden in Kooperation mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes für den Wolf genau unter die Lupe genommen.

Eher aufschlussreicher für das mögliche Auftauchen eines Wolfes im Siebengebirge sind die Statistiken aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz. Ende November 2017 wurde dort bei einer Drückjagd in der Nähe von Rheinbrohl und Leutesdorf zuletzt ein Wolf gesichtet. Aufgrund der Bildaufnahme bestätigte die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Anfang Februar nach Rücksprache mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes, dass es sich bei dem abgelichteten Tier um einen Wolf handelt.

Fotonachweis für einen Wolf im Kreis Neuwied

Weitere Wolfs-Nachweise in der Region lägen zurzeit jedoch nicht vor. Im Jahr 2016 gab es gleich drei derartige Nachweise für einen Wolf sowie einen Fotonachweis im Kreis Neuwied. 2012 war im Westerwald erstmals seit über hundert Jahren wieder ein Wolf nachgewiesen worden. Er wurde damals von einem Jäger aus Bad Honnef erschossen. Der Mann hatte ihn für einen streunenden Hund gehalten und musste sich anschließend vor Gericht verantworten.

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