Ausstellung in der Königswinterer Emmauskirche Wenn der Maler singen kann

HEISTERBACHERROTT · Heinrich Mauersberger aus Leipzig zeigt in der Emmauskirche beeindruckende Tuschezeichnungen und Ölmalerei, überzeugte aber auch mit seinem musikalischen Können.

 Heinrich Mauersberger aus Leipzig zeigt seine Werke in der Emmauskirche.

Heinrich Mauersberger aus Leipzig zeigt seine Werke in der Emmauskirche.

Foto: Frank Homann

Und singen kann er auch noch. Der Leipziger Maler Heinrich Mauersberger zeigt in der Emmauskirche seine Werke. Bei der Vernissage aber gab es für das Publikum zusätzlich zum optischen auch akustischen Genuss: Der Künstler trug bei Begleitung an der Orgel durch Pavel Brochin Lieder wie Schuberts „Ave Maria“ oder Bachs „Der Tag ist hin“ vor. Aber vielleicht muss das ja so sein, wenn man aus der Thomaner-Stadt kommt? Jedoch: Seine gesangliche Kompetenz erlangte der 28-Jährige nicht im Thomaner-Chor, sondern beim Kinder- und später beim Erwachsenen-Chor des Gewandhauses sowie beim Vocalconsort Leipzig. Und mit dem einstigen Thomaskantor Mauersberger ist der Maler Mauersberger auch nicht verwandt.

Ärztin Brita Larenz, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Unsere Gemeinde – kirchliches Leben am Siebengebirge“, hatte den jungen Maler beim Bachfest 2010 kennengelernt und initiierte nun diese beeindruckende Bilderschau. Große Freude bei Stiftungschef Jens Röttgen, dass der Künstler einen Teil des Verkaufserlöses der Gemeindestiftung zukommen lassen will. Er studierte von 2008 bis zum Diplom 2013 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und schloss gerade erfolgreich das sich anschließende Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ab.

Die Motive für seine Tuschezeichnungen und Ölmalerei schöpft er aus seinem unmittelbaren Umfeld. „Malen ist die Aneignung von Welt, von dem, was ich gesehen habe; ich reflektiere so das Erlebte.“ Das reicht vom Frühling in Stötteritz über Weihnachtsglitzer und Silvesterglanz bis zum Kreuzrippengewölbe der Thomaskirche. In diesem berühmten Gotteshaus absolvierte er seinen Zivildienst und arbeitet jetzt dort nebenher als Küster.

Die Architektur nimmt Mauersberger beim Malen zunehmend gefangen. So lässt er auch die innenarchitektonischen Feinheiten der Thomaskirche dem Betrachter sichtbar werden. Das hochformatige Werk mit dem fast „hingehauchten“ Gewölbe der Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach ziert den Altarraum der Emmauskirche vorzüglich – wie für diese Wand gemalt.

Heinrich Mauersbergers Arbeiten sind dem Realismus und der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen, aber er lässt auch Raum für Romantik bei allem Interesse an Kanten, Ecken und Flächen. Er holt mit seiner ausgefeilten Technik die Ästhetik des Alltäglichen hervor, das schnell übersehen wird. „Ich befasse mich mit meiner Umgebung. Was mich staunen lässt – dem wende ich mich zu.“ Das kann auch ein altes Auto sein oder ein längst stillgelegter Hangar. Heimat ist ihm bei seiner Arbeit ein wichtiger, wenn auch schwieriger Begriff. Beständigkeit interessiert ihn, seitdem ihn als Kind im ersten Jahrzehnt nach der Wende das „Wegwerfen“ überraschte. „Da wurden die schönsten Gründerzeitmöbel aussortiert.“

Seine Vorgehensweise im Atelier: „Ich fange manchmal blind an, setze eine Linie aufs Blatt. Dann kommt die Lust zum Weiterspinnen.“ Eine Tuschezeichnung entstand nach dem Besuch eines gebrechlichen 90-Jährigen, der allein in einem alten Gehöft lebt, an dem ebenfalls der Zahn der Zeit nagt. „Verlassener Hof“ heißt das Werk, das aus der Erinnerung entstand und von Vergänglichkeit geprägt ist; ihm hängt etwas Geisterhaftes, Mystisches an.

Eindringlich das Bild „Leise Unruhe“ mit einer „Armee von Kreuzen“ – in Reih und Glied aufgestellt auf dem Leipziger Ostfriedhof wie einst die Soldaten, die hier ihre Grabstätte gefunden haben. Pure Romantik dagegen bei Bildern wie „Haus am Waldrand“ oder „Rosenstunde“, bei der nicht eine Rose gemalt ist. Und dennoch: Die vortreffliche Bildkomposition lässt den Betrachter den Rosenduft nahezu erahnen.

Die Bilder und Zeichnungen von Heinrich Mauersberger sind bis zum 29. April in der Emmauskirche an der Dollendorfer Straße 399 zu sehen – und zwar dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Mit einer Finissage wird sie am Freitag, 29. April, 18 Uhr, abgeschlossen.

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