Freibäder und Eisdielen im Siebengebirge Wann wird's mal wieder richtig Sommer

Siebengebirge · Die warmen Temperaturen sind bisher nicht so richtig in Gang gekommen. In den vergangenen Wochen herrschte Aprilwetter - zum Leidwesen der Freibadbetreiber und Gastronomen im Siebengebirge. Wie es weitergeht, prognostizieren die Meteorologen.

 Viel Platz haben die wenigen Besucher derzeit im Freizeitbad auf der Insel Grafenwerth.

Viel Platz haben die wenigen Besucher derzeit im Freizeitbad auf der Insel Grafenwerth.

Foto: Heike Hamann

Seit Dienstag ist Sommer. Nicht, weil sich das seit Wochen jeder wünscht. Vielmehr hatte die Sonne am Dienstag exakt um 0.34 Uhr in der nördlichen Hemisphäre den höchsten Stand über dem Horizont erreicht, und damit ist zumindest kalendarisch Sommer. Der hat allerdings so einiges aufzuholen – da sind sich die Menschen im Siebengebirge einig.

Gerade einmal eine Handvoll Männer und Frauen ziehen an diesem Morgen ihre Bahnen im Lemmerzfreibad in Königswinter. Das Wasser im Schwimmerbecken misst 21 Grad, die Außentemperatur liegt kaum höher. „Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Saison jemals schlechter angefangen hat“, sagt Gordon Mäschig, Technischer Leiter beim Schwimmtreff Königswinter, der das Bad betreibt.

Seit dem 8. Mai hat das Bad geöffnet, dreimal wöchentlich können die Schwimmer zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten auch zwischen 7 und 9.15 Uhr ins Wasser steigen. „Im gesamten Mai sind gerade einmal 28 Frühschwimmer gekommen. Das ist wirklich sehr bescheiden“, so Mäschig. An vier Tagen habe man ob des schlechten Wetters erst gar nicht geöffnet. Sein Wunsch für die kommenden Wochen: „Sonne, Sonne, Sonne. Und viele Badegäste.“

Beim Wunsch nach Sonne sind sich Mäschig und Gastronom Karl Berzen einig. Letzterer setzt allerdings mehr auf die Spaziergänger auf der Königswinterer Rheinpromenade, an der sein Bistro liegt. „In manchen Jahren haben wir unsere Außenterrasse bereits im Februar geöffnet“, sagt er. „Wenn die Temperaturen so um die 13, 14 Grad liegen, kann man es schon aushalten.“ In diesem Frühjahr sei daran jedoch kaum zu denken gewesen. „Ich habe schon drei Vaterunser extra fürs Wetter gebetet“, sagt er. „Bislang hat es nicht geklappt.“

Weniger Tagestouristen hat auch Angelika Jenhs an der Königswinterer Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer in der bisherigen Saison ausgemacht. „Die Gruppen, die gebucht haben, kommen natürlich“, sagt sie. „Doch die Leute, die bei schönem Wetter auch mal spontan ein Ticket kaufen, sind bislang weniger.“ Sie setzt ihre Hoffnung jetzt auf die zweite Hälfte der Ausflugsschiff-Saison, die in diesem Jahr bis zum 23. Oktober dauert.

Alles andere als erfreulich war der Saisonstart auch für Alessandro Chiappin, der in Rhöndorf ein Eiscafé betreibt. „Seit 16 Jahren bin ich jetzt hier, aber an ein solches Frühjahr kann ich mich nicht erinnern“, sagt er. Tonkabohneneis hat er in diesem Jahr erstmals im Angebot, bislang jedoch fehlt es an Kundschaft. „Die beste Zeit für Eisdielen ist immer im April und Mai“, sagt er. „Dann riechen die Leute das schöne Wetter, bekommen richtig Lust auf Eis.“ In diesem Jahr nicht – zu kalt, zu viel Regen. „Ich habe mit Kollegen in Süddeutschland gesprochen, die haben in diesem Jahr bislang bis zu 70 Prozent weniger Umsatz“, sagt er. „Das ist schon katastrophal.“

Exakt 1289: So viele Besucher verzeichnete das Freizeitbad auf der Insel Grafenwerth am 8. Mai 2016 – bisheriger Tagesrekord in diesem Jahr. Zum Vergleich: Am 19. August 2012 kamen rund 5500 Besucher ins Honnefer Freibad – der bislang höchste Wert in der Statistik von Leiter Rico Stein. „Damals standen die Leute noch nachmittags um halb fünf in langen Schlangen vor dem Kassenhäuschen“, erinnert er sich.

Wartezeiten am Eingang müssen die Freibadbesucher derzeit nicht einplanen, und auch auf der Liegewiese und in den Schwimmbecken ist jede Menge Platz. „Gerade auch mit Blick auf das Public Viewing macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung“, sagt Stein. „Wir übertragen jede Partie der Europameisterschaft, aber selbst bei den deutschen Spielen waren es bislang maximal 130 Fans, die die Spiele geschaut haben – mit Decken und unter dem Schirm.“

Und wie geht es jetzt weiter mit dem Sommer 2016? Der Bonner Meteorologe Karsten Brandt macht für die nächsten Wochen nicht viel Hoffnung: „Bisher war es im Schnitt zwar zu warm“, sagt er. „Aber das macht bei deutlich zu viel Regen dann auch keinen Spaß.“ Und viel Regen gab es: In Bad Honnef sind laut Brandt allein im Juni bislang 170 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen, normal sind 70 bis 80 Liter. Eine durchgreifende Änderung ist nicht in Sicht. Bis zum Wochenende klettern die Temperaturen auf bis zu „dampfige 30 Grad“, so Brandt. „Das ist klassisches Kopfschmerz- und Kreislaufwetter.“ Am Wochenende und in der neuen Woche sinken die Temperaturen zwar, dafür ist aber erneut mit teils heftigem Regen zu rechnen.

„Die Wetterlage bleibt sehr instabil“, so der Meteorologe. Die erste (Sommer)-Halbzeit ist für ihn gelaufen. Brandt hofft auf die zweite: „Ich setze auf August.“

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