Konzert im Haus Bachem Königswinter Vom Schreittanz bis zum heißen Libertango

KÖNIGSWINTER · Das Akkordeon-Orchester Königswinter überzeugt bei seinem Auftritt mit einem breiten Repertoire. Die Zuschauer wippen im Takt mit - vor allem bei den temperamentvollen Piazzolla-Melodien.

 Unter Leitung von Stefan Dörrenbächer spielt das Ensemble volkstümliche Tänze, Filmmusik, Tango und die Annen-Polka.

Unter Leitung von Stefan Dörrenbächer spielt das Ensemble volkstümliche Tänze, Filmmusik, Tango und die Annen-Polka.

Foto: Frank Homann

Es wird oft unterschätzt. Aber dass das Akkordeon ein Tausendsassa unter den In᠆strumenten ist, stellte das Akkordeon-Orchester Königswinter erneut beim traditionellen Jahreskonzert im Haus Bachem unter Beweis. Diesmal stand es unter dem Motto „Tänze aus alter und neuer Zeit“. Als „Einmannkapelle“ für Volksfeste entwickelt, macht das Akkordeon aber auch im klassischen Sektor eine gute Figur.

Diesmal reichte das Repertoire des von Stefan Dörrenbächer gelenkten Ensembles von volkstümlichen Tänzen über Filmmusik und Tango bis hin zur Annen-Polka. Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) hatte diese Polka der damaligen österreichischen Kaiserin Maria Anna gewidmet und sie beim Annenfest 1852 im Wiener Prater uraufgeführt.

Und diese Komposition, die oft bei den Wiener Neujahrskonzerten zu hören ist, setzte einen beschwingten Schlussstrich unter ein Programm, durch das Mitspieler Oliver Nahm führte. Er bedankte sich auch bei Bürgermeister Peter Wirtz, der als Hausherr den Raum zur Verfügung gestellt hatte und selbst im Publikum saß.

Gestartet war das Orchester mit dem „Basse danse“ aus dem 16. Jahrhundert von Pierre Attaingnant, gewissermaßen mit „Donnerkrachen“, denn hier setzte Lukas Minz schlagkräftig die Trommel ein. Und das Publikum hatte Herren und Damen in langen Gewändern beim majestätischen Schreittanz an Fürstenhöfen vor Augen. „Bas“ bedeutet dabei soviel wie niedrig, also das Fehlen von Hüpfen und Springen.

Melancholisch die Musik aus dem Film „Wunderbare Welt der Amelie“, bei der auch das Glockenspiel erklang. Noch einmal trat das komplette Orchester mit zwölf Aktiven in Aktion, als der Tangoteil einsetzte. Der Verwandte des Akkordeons, das Bandoneon, diente als Vorbild. Von Astor Piazzolla, dem Begründer des Nuevo Tango, Komponist und Bandoneon-Spieler, stammte die Vorlage – der berühmte „Libertango“ und „Melodia en la menor“ waren zu hören. Da zuckten auch im Zuschauerraum einige Füße im Takt. Alles Tango in Königswinter.

Getragenes und Wehmütiges

Piazzolla, der Wanderer zwischen den Welten von Klassik, Jazz und Tango, erzählt mit „Chiquilin de Bachin“ im Jazz-Walzer-Rhythmus die Geschichte eines kleinen Jungen, der in der Nacht Blumen verkaufen muss. Dieses Stück wurde von Solistin Ingeborg Nahm vorgetragen. „Ich habe in meiner Jugend sieben Jahre lang gespielt, dann lange nicht. Vor sieben Jahren habe ich wieder angefangen. Vergessenes kam schnell zurück“, erzählte sie, auch um Mut zu machen, dieses Instrument zu erlernen. Denn Nachwuchs ist beim Akkordeon-Orchester gefragt.

Wehmütiger Klang dann, als Stefan Dörrenbächer das „Adios Nonino“, das Piazzolla 1955, wenige Tage nach dem Tod seines Vaters, komponierte – „Adieu, Väterchen“. Dörrenbächers Schülerin Tanja Schiefen war als weitere Solistin unterwegs mit einem französischem und einem polnischen Tanz. Orchester-Vorsitzende Gertrud Büllesbach, Peter Reichelt, Ingeborg Nahm, Judith Dornbusch und Stefan Dörrenbächer gefielen außerdem als Quintett mit Tänzen aus verschiedenen Ländern – von Belgien bis Israel.

Mehr Tango & Co. gibt es im Oktober, wenn Dörrenbächs Bruder Dieter mit seinem Orchester aus dem Stuttgarter Raum mit den Königswinterern zusammen ein Konzert gibt. Das Akkordeon-Orchester Königswinter probt immer mittwochs, 19.45 Uhr in der Drachenfelsschule in Niederdollendorf. Interessenten melden sich bei Gertrud Büllesbach, Rufnummer 0 22 24/97 87 39, oder per E-Mail an info@akkok.de

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