Ehrenamtlicher Pfarrer Holger Weitenhagen Ungewöhnliche Amtsentpflichtung in der Evangelischen Kirche

Rhein-Sieg-Kreis · Holger Weitenhagen wird in Heisterbacherrott als ehrenamtlicher Pfarrer offiziell von seinen Tätigkeiten entbunden. Eine einmalige Aktion im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland - womöglich sogar deutschlandweit.

 Auch als Autor kirchenhistorischer Schriften machte sich Holger Weitenhagen einen Namen.

Auch als Autor kirchenhistorischer Schriften machte sich Holger Weitenhagen einen Namen.

Foto: Ekasur

Eine „ungewöhnliche Amtsentpflichtung“ kündigt der Evangelische Kirchenkreis an Sieg und Rhein (Ekasur) für Sonntag um 11 Uhr in der Heisterbacherrotter Emmauskirche an. Der ehrenamtliche Pastor und Seelsorger Holger Weitenhagen, der in der kommenden Woche seinen 75. Geburtstag feiert, wird von Superintendentin Almut van Niekerk im Rahmen eines Gottesdienstes von seinen regelmäßigen Arbeitspflichten in der Gemeinde entbunden.

Die Amtsentpflichtung ist nicht nur ungewöhnlich, sie ist sogar einmalig im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKir) und, wie Weitenhagen selbst vermutet, möglicherweise sogar in ganz Deutschland . „Andere evangelische Kirchen lassen ja kaum voll ordinierte Pfarrer im Ehrenamt zu“, sagt er. Und das ist er.

In seiner fast 20-jährigen Tätigkeit als Vikar und Pfarrer verdiente er keinen Cent. Gerade deshalb legen er und die Ekasur, die ja offiziell gar nicht sein Arbeitgeber war, Wert darauf, dass das Dienstende einen offiziellen Charakter hat. „Es soll so ein öffentliches Zeichen gesetzt werden – sozusagen als symbolische Geste“, sagt Weitenhagen.

Autor von zahlreichen Bänden

Nach einer 30-jährigen Berufslaufbahn bei der Bundeswehr, wo er als Offizier im Generalstabsdienst tätig war, hatte er 1990 in Bonn mit dem Theologiestudium begonnen, das er in Eisenach mit einer Dissertation im Fach Kirchengeschichte abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Pastor engagierte er sich intensiv für den Verein für Rheinische Kirchengeschichte Düsseldorf und machte sich als Autor von zahlreichen Bänden der Schriftenreihe des Vereins einen Namen.

Sein Vikariat absolvierte Weitenhagen, der in Siegburg-Kaldauen wohnt, verheiratet ist und einen Sohn hat, in den Jahren 1999 bis 2001 in der Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott. Von 2002 bis 2013 diente er dann als Pastor im unterstützenden Dienst in der Kirchengemeinde Ruppichteroth.

Als Pia Haase-Schlie, die selber 25 Jahre als Pastorin im Ehrenamt in der Gemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott tätig war, im Herbst 2012 eine Dreiviertelstelle als hauptamtliche Pfarrerin übertragen wurde, kehrte er ins Siebengebirge zurück, um sie zu unterstützen. „Ich habe das nicht zuletzt wegen ihr gemacht. Sie hat durch ihre tolle Arbeit ein riesiges Verdienst daran, dass sie so viele Ehrenamtliche wirbt“, sagt er.

Keine Verabschiebung in den Ruhestand

Nicht umsonst habe die Gemeinde rund 120 ehrenamtliche Mitarbeiter. Für ihn selbst bedeutete die Tätigkeit in Heisterbacherrott bisher eine 40-Stunden-Woche. Mit Beerdigungen kam er auf 35 bis 40 Gottesdienste im Jahr, die meisten in seiner Stammgemeinde, hin und wieder half er aber auch in Holzlar, Hangelar oder an anderer Stelle aus.

Weitenhagen betont, dass es sich bei der Entpflichtung nicht um seine Verabschiedung in den Ruhestand handelt. „Ich habe jetzt nur noch Rechte, aber keine Pflichten mehr“, sagt er. Auch weiterhin möchte er mit den Heisterbacherrottern, die ihm ans Herz gewachsen sind, Gottesdienste feiern. Im Predigtplan von Pia Haase-Schlie ist er bis Ende des Jahres noch gut vertreten. „Es macht mir weiter große Freude.“ Aber eben nicht mehr verpflichtend, sondern wenn es passt.

Suche nach Ehrenamtlichen

In Zukunft werde auf das Ehrenamt ohnehin viel mehr Arbeit zukommen. „Wir werden in Zukunft händeringend nach Ehrenamtlichen suchen“, ist er überzeugt. Schließlich gibt es bei evangelischen Theologen kaum noch Nachwuchs. Um dem entgegenzuwirken, bildet die evangelische Kirche vermehrt Prädikanten aus. „Holger Weitenhagen geht es bei der Entpflichtung nicht um seine eigene Person, sondern darum, dass das Ehrenamt wahrgenommen wird. Es steht für die Kirche der Zukunft“, sagt Pia Haase-Schlie.

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