"Frollein Klotz" sorgt in Eudenbach für Aufruhr Theatergruppe der Katholischen Frauengemeinschaft zeigt "Der neue Verein"

EUDENBACH · Die Kneipe "Zom Dürschtijen Mattes" ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Nicht die Eudenbacher Männer versammeln sich dort zum Bier, sondern die Fraulück halten eine Versammlung ab.

 Wie bitte? Nur mit Hörrohr kann Frau Tütennüggel alias Marlies Meier den Gesprächen ihrer Geschlechtsgenossinnen folgen - und versteht doch nicht alles richtig.

Wie bitte? Nur mit Hörrohr kann Frau Tütennüggel alias Marlies Meier den Gesprächen ihrer Geschlechtsgenossinnen folgen - und versteht doch nicht alles richtig.

Foto: Frank Homann

Oder besser: Die alte Juffer, et Frollein Klotz, macht mobil in Sachen Freiheit und Gleichberechtigung. Alles Theater - im doppelten Sinne, denn die Theatergruppe der Katholischen Frauengemeinschaft zeigte das Stück "Der neue Verein" vor prächtiger Kulisse, für die Karl Heinz Bluhm Requisiten aus seiner Gratzfelder Sammlerscheune zur Verfügung gestellt hatte.

Das Publikum im Saal des Pfarrheims spendete immer wieder Zwischenapplaus für diese bestens aufgelegte Schauspieltruppe und hatte Lachtränen in den Augen. Urkomisch die Damen. Aber Annelore Broscheid hatte die Rollen auch perfekt besetzt.

Und: Inzwischen haben die Schauspielerinnen eine Menge Erfahrung gesammelt. Textsicher waren sie bis hinters Komma; die Souffleuse hatte nichts zu tun. Köstlich die schwerhörige Frau Tütennüggel, die von Marlies Meier dargestellt wurde und immer wieder das Hörrohr ans Ohr presste.

Half nur nichts, immer wieder gab es Missverständnisse. "Na, dat Minsch met seger dämlichen Ideen!", sagte Frau Tütennüggel über Frau Klotz. Meinte die Gescholtene erbost: "Na, Jott sei Dank jehören Sie un Ihr Mann mit dieser Meinung wohl zur Minderheit!" "Winterzeit?" Das Publikum lachte sich scheckig.

Frau Klotz, von Angelika Limbach dargestellt, hatte es aber auch mit den anderen Damen nicht leicht - Bäckereimeistergattin Frau Deechlecker, Hannelore Heinrich, Metzgermeistergattin Frau Speckschwaat, Ilse Kurenbach, Frau Zappes Maria Koll, Frau Drühleech, Beate Klein als Versammlungsteilnehmerin, und schließlich die burschikose Fuhrunternehmergattin Billa Schürreskahr, Angelika Schumacher, die bei so viel nervenden Fraulück erst mal bestellte:

"Ich bruche jetz en Schnaps. Breng mir tirek ens en jruuß Jlas Bier un ne dobbelte Koorn. Novend zesamme!" Auch Frau Zappes hatte mit den Geschlechtsgenossinnen nicht viel am Hut: "Setz Dich, Billa, du bess de irschte vernönftihe Jass höck ovend!"

Da wollte sie ihr sogar eine Zigarre herbeischaffen. Aber Angelika Schumacher, in Motorradkluft, hatte ja ihre Pfeife. Was brauchte Frau Schürreskahr die Gleichberechtigung. Gleichberechtigter geht doch gar nicht.

Und die anderen Damen? Die waren ganz schöne Biester. Setzte die Bäckersfrau in die Welt, dass die Reste vom Gehackten beim Fleischer in die Wurst kommen. Und Frau Zappes beschied Frollein Klotz: "O josses, dän Mann mööch ich sehen, der an Öch Jefallen hät. Der arme Mann, der fällt jo für Schreck in Ohnmacht."

Ob Frau Klotz, diese "avvjebrochenne Bonnestang", noch einen abkriegt oder doch den Verein gründet? Am Sonntag, 20. November, 15 Uhr wird das Stück wiederholt - dann löst sich das Rätsel ein zweites Mal. (oro)

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