Prozess vor dem Landgericht Tankstellen-Azubi gab Räubern Tipps für Überfall in Königswinter

Königswinter/Bonn · Drei junge Männer müssen sich vor der Bonner Jugendkammer verantworten: Zwei von ihnen wird vorgeworfen, eine Tankstelle im Mühlenbruch überfallen zu haben. Der Dritte soll ihnen als Azubi der Tankstelle geholfen haben.

 Die Angeklagten mit ihren Anwälten beim Prozessauftakt.

Die Angeklagten mit ihren Anwälten beim Prozessauftakt.

Foto: Schödel

Wie begossene Pudel sitzt das Trio vor der Jugendkammer des Bonner Landgerichts und gesteht alles: Der 20-jährige Angeklagte, der zur Tatzeit als Azubi an einer Tankstelle in Oberdollendorf arbeitete, gab einem 21-jährigen Kumpel aus der Berufsschule Tipps für einen Überfall auf seinen Arbeitsplatz, und der brach am 15. Dezember nachts mit einem 24-jährigen Komplizen in die Tankstelle ein, bedrohte und überfiel zwei dort anwesende Mitarbeiter und raubte die Einnahmen. Zwei Wochen später waren alle drei gefasst. Und bereuen nun zutiefst, was sie getan haben.

Vor allem der bis dahin unbescholtene 20-Jährige schämt sich sichtlich. Seine Eltern sitzen im Zuschauerraum und waren völlig fassungslos, als sie hörten, was ihr Sohn getan hatte. Sie sind, wie der Verteidiger ihres Sohnes erklärt, nicht nur gut integrierte und angesehene Leute in Königswinter, sondern waren auch mit dem Tankstellenbetreiber befreundet. Als der von der Rolle seines Azubi bei dem Überfall erfuhr, warf er ihn sofort raus. Er habe zwar, wie er nun im Prozess als Zeuge aussagt, die anschließende Entschuldigung des 20-Jährigen angenommen. Aber vergessen könne er nicht.

Vorwurf der schweren räuberischen Erpressung

Die Anklage wirft den beiden Komplizen, die den Überfall begingen, schwere räuberische Erpressung und dem 20-jährigen Tippgeber Beihilfe dazu vor. Er hatte seinem 21-jährigen Mitschüler unter anderem die Örtlichkeiten erklärt und gesagt, wann viel Geld im Tresor liegt, wo der sich befindet und welcher Mitarbeiter nachts in der Tankstelle ist.

Einen Tag vor der Tat hatte der bereits wegen einer Diebstahlserie zu Freizeitarresten verurteilte 21-Jährige den noch unbestraften 24-Jährigen als Mittäter angeheuert, und gemeinsam fuhren sie in der Tatnacht gegen 1 Uhr zur Tankstelle Im Mühlenbruch. Mit einem Stein warfen sie ein Seitenfenster ein, stiegen ein, bedrohten erst einen 43-jährigen Mitarbeiter und dann auch den plötzlich auftauchenden stellvertretenden Geschäftsführer mit spitzen Gartengeräten. Die hätten sie sich, so die beiden im Prozess, in Panik vor der Tankstelle gegriffen.

7840 Euro Beute

Der 21-Jährige drohte laut Anklage: „Ich kann Kampfsport.“ Außerdem soll er den 33-Jährigen mit Namen angesprochen und gedroht haben: „Ich weiß, wo du wohnst.“ Das alles gibt der 21-Jährige zu. Nicht erinnern könne er sich jedoch, dass er dem Mann auch gedroht habe, ihn abzustechen. Von den 7840 Euro Beute gab er seinem Mittäter 3000 Euro und dem 20-jährigen Tippgeber 600 Euro. Alle drei haben das Geld, wie sie kleinlaut zugeben, in nur zwei Wochen „sinnlos verballert“.

Wie der 20-Jährige erklärt, entstand die Idee zu dem Überfall, als er mit dem 21-Jährigen zusammensaß und sie feststellten, dass sie beide Geld brauchten. Der 21-Jährige habe zu ihm gesagt: Er arbeite doch an der Tankstelle, ob man da nicht was machen könne. Erst habe er abgelehnt, auch weil seine Eltern mit dem Betreiber befreundet seien. Dann habe er zugestimmt, jedoch gewarnt, dass der eine Tankstellenmitarbeiter herzkrank sei. „Ich wollte ja nicht, dass da was passiert“, sagt er nun. Nachdem er während des Überfalls telefonisch noch letzte Tipps gegeben hatte, habe er kaum schlafen können. „Ich würde gerne alles rückgängig machen“, beteuert er.

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