Baustelle in der Altstadt stillgelegt Stadt Königswinter macht Café Europa dicht

KÖNIGSWINTER · Der Umbau des Hauses im Herzen der Altstadt muss nicht zum ersten Mal unterbrochen werden: 2012 und 2013 hatte die Verwaltung das marode Gebäude versiegelt. Diesmal fehlt der Statiknachweis. Die Stadt hält die Baustelle inzwischen für lebensgefährlich.

 Eine Versiegelung der Baustelle vom Café Europa droht dem Eigentümer Mohamed Rizk bereits zum dritten Mal.

Eine Versiegelung der Baustelle vom Café Europa droht dem Eigentümer Mohamed Rizk bereits zum dritten Mal.

Foto: Frank Homann

Der jahrelange Streit zwischen der Stadt Königswinter und dem Eigentümer des Café Europa, Mohamed Rizk, geht in die nächste Runde. In der vergangenen Woche hat die Verwaltung dem ägyptischen Geschäftsmann eine Stilllegungsverfügung zukommen lassen. Bis auf Weiteres darf er keine weiteren Bauarbeiten auf seinem Grundstück an der Ecke Hauptstraße/Drachenfelsstraße, im Herzen der Altstadt, ausführen lassen.

Nachdem die Stadt das Gebäude im Dezember 2012 und im Dezember 2013 bereits zweimal hatte versiegeln lassen, droht dem Eigentümer diese Zwangsmaßnahme nun erneut. Die Verwaltung hatte Rizk, dem nach seiner Aussage elf Objekte in Königswinter gehören, im November 2016 eine Baugenehmigung erteilt – allerdings mit der Auflage, vor Baubeginn den Nachweis der Statik für die gesamte Sanierungsmaßnahme und ein Sachverständigengutachten zum Schallschutz vorzulegen.

Geforderte Papiere fehlen bisher

Ende Juni zeigte der Eigentümer der Stadt dann den Baubeginn an, ein Bauschild am Eingang weist darauf hin. Die geforderten Papiere lieferte er nach Angaben der Verwaltung jedoch bis heute nicht. „Wir haben Herrn Rizk mehrfach darauf hingewiesen, dass wir die Unterlagen unbedingt benötigen. Der statische Nachweis liegt im öffentlichen Interesse“, sagt Anya Geider, Leiterin des städtischen Planungsamtes, in Vertretung des im Urlaub weilenden Technischen Dezernenten Theo Krämer. Die Stadt möchte verhindern, dass von der Baustelle eine Gefahr für Leib und Leben für Passanten, vor allem aber auch für die Arbeiter im Café Europa ausgeht.

Rizk, der erst am Montag aus einem Urlaub in Ägypten zurückgekehrt ist, sagte hingegen am Dienstag dem General-Anzeiger, die geprüfte Statik des Bonner Ingenieurbüros Henneker Zillinger liege der Verwaltung bereits seit Montag vergangener Woche vor. Er habe die Stadt bereits vor drei Wochen informiert, dass sie die Unterlagen erhalten werde. Beim Schallschutz hätten sich zudem keine Veränderungen ergeben. Er wirft der Verwaltung mangelnde Kompetenz vor und kündigt an, auch für den Fall, dass die Stilllegung wieder aufgehoben werde, nicht mehr am Café Europa weiterarbeiten zu wollen. „Ich habe keine Lust mehr. Ich lege das Gebäude freiwillig für die kommenden Jahre still.“

Streit mit der Stadt füllt zwei Aktenordner

Laut Anya Geider ist die geprüfte Statik bis gestern noch nicht bei der Verwaltung eingetroffen. Die Frist, die die Verwaltung Rizk gesetzt hatte, lief am 11. August ab, woraufhin die Stilllegungsverfügung versandt wurde. „Herr Rizk hat jetzt noch die Möglichkeit, die Unterlagen bis zum 25. August nachzureichen. Wir haben ihm sonst als Zwangsmittel angedroht, das Gebäude erneut zu versiegeln“, so Geider.

Gegenstand des Bauantrags ist die Sanierung des Cafés und die Nutzungsänderung für die ebenfalls dem Geschäftsmann gehörenden Nachbargebäude in der Drachenfelsstraße 25 und 27. Das Erdgeschoss des ehemaligen Schuhgeschäfts möchte er gastronomisch, das Dachgeschoss für Wohnungen nutzen. Zwei Aktenordner füllt der seit fünf Jahren währende Streit der Stadt mit Rizk nun bereits. Dabei konnte der Ägypter das Café Europa damals nur erwerben, weil die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft , die im Auftrag der Stadt die Altstadtsanierung steuern sollte, als Treuhänder die Frist für die Ausübung des Vorkaufsrechts hatte verstreichen lassen.

Erster Bauantrag wurde 2012 gestellt

Einen ersten Bauantrag hatte Rizk im Jahr 2012 gestellt. Damals wurde ihm lediglich die Genehmigung für den Rückbau als Vorbereitung für die Sanierung erteilt. Als Rizk nach Angaben der Verwaltung anschließend ohne Genehmigung tragende Teile des Gebäudes entfernen ließ, wurde das Gebäude erstmals versiegelt. Gleichzeitig veranlasste die Verwaltung durch den Statiker eine Sicherung, um eine Gefahr für Leib und Leben abzuwenden. Im März 2013 durfte Rizk weiterarbeiten. Aber nur bis Dezember 2013. Damals wurde das Café Europa für fast drei weitere Jahre versiegelt, weil der Eigentümer sich nach Angaben der Stadt nicht an Absprachen hielt oder Unterlagen nicht beibrachte.

In den Folgejahren erstattete die Stadt dann mehrfach vergeblich Strafanzeige gegen Unbekannt, weil das Siegel immer wieder gebrochen wurde. „Herr Rizk ist für mich kein erfolgreicher Geschäftsmann, der zur Qualitätssteigerung in Königswinter beiträgt“, sagt Bürgermeister Peter Wirtz. Er weist dabei auch auf das Alte Brauhaus, die Orangerie und das ehemalige Haus Metternich (heute Haus Rizk) hin, die alle dem Ägypter gehören und heute nicht mehr gastronomisch genutzt würden. „Sie dienen nur noch zur Vermietung von Wohnungen oder zur Aufbewahrung von Antiquitäten“, sagt Wirtz.

Der Stadt liegt an einem Fortschritt an dieser Stelle

Im Interesse der Stadtentwicklung hofft er jedoch, dass der Eigentümer die fehlenden Unterlagen schnellstmöglich beibringt. „Wir wollen nichts verhindern, sondern nur ein funktionierendes Objekt an dieser extrem wichtigen Stelle haben“, so Wirtz. Umso bedauerlicher sei die Situation angesichts der positiven gastronomischen Entwicklung auf der südlichen Seite der Drachenfelsstraße. „Wenn die andere Seite auch schön wäre, hätten wir hier ein kleines Zentrum.“

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