Zum 135-jährigen Jubiläum der Drachenfelsbahn Siebengebirgsmuseum zeigt Fotografien von Christian Klant

Königswinter · Zum 135-jährigen Jubiläum der Drachenfelsbahn hat Christian Klant die Zahnradbahn abgelichtet. Das Ergebnis zeigt jetzt eine Ausstellung im Siebengebirgsmuseum in Königswinter.

 Mit einer rund 150 Jahre alten Technik hat Christian Klant die Drachenfelsbahn fotografiert.

Mit einer rund 150 Jahre alten Technik hat Christian Klant die Drachenfelsbahn fotografiert.

Foto: Frank Homann

Etwas an den Bildern ist anders. Der Anblick der Zahnradbahn ist altvertraut. Die Landschaft ein täglicher Begleiter, der Weg zum Drachenfels seit Jahrzehnten bekannt. Und doch zwingen die schwarz-weißen Fotografien Christian Klants den Betrachter, einen zweiten und dritten Blick auf das Motiv zu werfen. „Sie sind spiegelverkehrt“, klärt der 37-Jährige auf, „manchmal kann das irritieren.“

Geschuldet ist die ungewöhnliche Perspektive der noch ungewöhnlicheren Technik, mit der Klant arbeitet: Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren stammt aus den Anfängen der Fotografie vor mehr als 150 Jahren. Zum Jubiläum der Drachenfelsbahn, die in diesem Jahr 135 Jahre alt wird, hat Klant die Zahnradbahn fotografiert. Das außergewöhnliche Ergebnis ist jetzt im Siebengebirgsmuseum zu sehen.

Vier Mal war Klant im vergangenen Jahr in Königswinter, um das Projekt zu realisieren. Für den Fotografen, der heute in Berlin zu Hause ist, sozusagen ein Heimspiel: Als Kind lebte er mit seiner Familie in der Altstadt. Aufwendig und zeitintensiv ist das Verfahren, mit dem der 37-Jährige arbeitet. Rund 25 Kilo wiegen allein seine große Plattenkamera und das Stativ, die er für die Aufnahmen auch immer wieder hinauf auf den Drachenfels bugsiert hat.

Zelt als mobile Dunkelkammer

Als mobile Dunkelkammer diente ihm ein rotes Zelt, das er in der Talstation aufgebaut hatte. Sind die Platten einmal belichtet, bleiben ihm nur wenige Minuten, um das Bild zu entwickeln. Vereinfacht gesagt, werden bei dieser Technik Glasplatten mit Kollodium begossen und im Anschluss mit Silbersalzen lichtempfindlich gemacht. „Man braucht Geduld“, sagt Klant. „Und darf keine Angst haben, mit Chemikalien zu arbeiten.“

Die Idee zu diesem Projekt entstand vor mehr als zwei Jahren, als Klant seine Arbeiten in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof ausstellte und dort auf Fiona Achenbach, eine der Gesellschafterinnen der Bergbahnen AG, traf. „Ich habe damals seine Arbeiten gesehen und sie haben mich nicht mehr losgelassen“, erinnert sie sich. Gemeinsam habe man dann das Projekt zum Jubiläum der Drachenfelsbahn erarbeitet. „Und als ich im vergangenen Jahr die ersten Bilder gesehen habe, wusste ich: Er hat genau das getroffen, was wir uns erhofft hatten.“

Insgesamt 16 großformatige Reproduktionen und Originale – allesamt in Schwarz-Weiß – zeigt die neue Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum, einige der Arbeiten waren bereits in den vergangenen Wochen in der Talstation der Drachenfelsbahn zu sehen. „Mensch – Berg – Technik – Heimat“ lautet ihr Titel. Und tatsächlich hat Klant Details entlang der Strecke und der Maschinentechnik eingefangen, hat die so typischen Esel am Drachenfels und die Menschen mit seiner besonderen Technik verewigt.

Porträts und historische Aufnahmen

Apropos Menschen. Neben den Motiven der Drachenfelsbahn zeigt Klant in Königswinter auch knapp ein Dutzend Porträts, die im Rahmen eines Buchprojekts entstanden sind. Die Aufnahmen zeigen Junge und Alte, Männer und Frauen, die ernst, amüsiert, herausfordernd in seine Kamera schauen. „Für jedes Porträt nur eine Aufnahme – das war meine selbst gesetzte Herausforderung“, erklärt er. Seine besondere Technik, die das für das menschliche Auge sonst unsichtbare ultraviolette Licht reflektiert, gibt den Gesichtern manchmal etwas Grobes und Schonungsloses, niemals Glattes, in jedem Fall aber Außergewöhnliches. „Es ist eine Hommage an die analoge Fotografie“, sagt Klant.

Aus eben jener Zeit stammen auch die zahlreichen historischen Aufnahmen und grafischen Arbeiten der Drachenfelsbahn, die Klants Momentaufnahmen in den geschichtlichen Kontext einbetten. Sie stammen teils aus dem Archiv der Drachenfelsbahn selbst oder dem des Heimatvereins Siebengebirge, reichen von den ältesten Aufnahmen zur Eröffnung der Zahnradbahn, zeigen Menschen, die in den 1920er Jahren an der Winzerstraße Spalier stehen, um die Lokversetzung nicht zu verpassen. Und spart auch Aufnahmen von dem schweren Bahnunglück im Jahre 1958 nicht aus.

„Das hier sind nicht einzelne Bilder. Es ist ein Gesamtporträt“, sagte Museumschefin Sigrid Lange bei der Eröffnung der Ausstellung. Der Menschen, der Natur und natürlich der Drachenfeldbahn.

Die Ausstellung „Mensch – Berg – Technik – Heimat“ ist bis zum 28. Oktober im Siebengebirgsmuseum in Königswinter, Kellerstraße 16, zu sehen. Am Mittwoch, 26. September, ist Christian Klant bei der Veranstaltungsreihe „Kostprobe“ zu Gast und berichtet über seine Arbeit. Infos unter www.siebengebirgsmuseum.de

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