Kreisbildungskonferenz in Königswinter Schon heute fehlen Fachkräfte

Königswinter · Mehr junge Menschen müssen sich für Naturwissenschaft und Technik begeistern - dieses Ziel hat sich die Bildungskonferenz im Rhein-Sieg-Kreis gesteckt. 180 Teilnehmer trafen sich dazu in der CJD Christophorusschule in Königswinter.

 Technisches Wissen perfekt genutzt: Junge Tüftler zeigten bei der Bildungskonferenz ihre Roboter.

Technisches Wissen perfekt genutzt: Junge Tüftler zeigten bei der Bildungskonferenz ihre Roboter.

Foto: Frank Homann

„Ich will die Welt verstehen! – MINT-Potenziale entdecken und entwickeln“: Unter diesem Motto stand die achte Kreisbildungskonferenz. Der Rhein-Sieg-Kreis und die Bezirksregierung als Veranstalter konnten dazu rund 180 Teilnehmer aus Kommunen, Schulen, Hochschulen, Wirtschaft, Stiftungen und Politik in der Aula der CJD Christophorusschule in Königswinter begrüßen. Ziel: Ideen und Strategien entwickeln, um junge Menschen stärker als bisher für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu interessieren und zu begeistern.

„Das ist ein Thema, das uns unter den Nägeln brennt“, so Kreisschuldezernent Thomas Wagner. Die Fachkräftegewinnung und -sicherung im Bereich der technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Berufe gilt als das gesellschaftspolitische Zukunftsthema für die Region. „Wir haben in der Region bereits akute Nachwuchssorgen in diesen Bereichen.“ Zwar gebe es Schulen wie das CJD in Königswinter, die auf dem Gebiet beispielhaft voran schritten, „doch wir möchten heute den Startschuss geben, um mehr in die Fläche zu gehen“.

Bei Mara und Magdalena braucht die Begeisterung für MINT nicht mehr geweckt zu werden, sie ist längst da: Die beiden Sechstklässlerinnen erläuterten den Konferenzteilnehmern bei einer Ausstellung von Wettbewerbsbeiträgen der Robotik-AG, wie ihre selbstgebauten und programmierten Lego-Roboter funktionieren. Viele andere Kinder und Jugendliche indes stehen den MINT-Fächern eher skeptisch oder gar ablehnend gegenüber.

„Damit man Kinder für etwas begeistern kann, müssen sie erst einmal begreifen, dass dies mit ihrem Leben zu tun hat“, so Christa Kuhle, Abteilungsleiterin Schule der Bezirksregierung Köln. Notburga Kunert, Vizelandrätin des Rhein-Sieg-Kreises, warb dafür, den MINT-Unterricht spannender und vor allem lebensnäher zu gestalten, damit er auch Mädchen anspricht und interessiert: „Mädchen haben eine andere Sicht auf die Dinge.“

Firmen kämpfen um Auszubildende

Bereits heute bleiben in der Region Ausbildungsplätze im MINT-Bereich leer. Wie schwierig es ist, Jugendliche für technische Berufe zu gewinnen, schildert Antonio Casellas von der GKN Sinter Metals Components GmbH aus Bonn, einem Hersteller von Präzisionsbauteilen aus Metall: „Wir kämpfen verzweifelt um junge Menschen, die sich für uns interessieren.“ Im „kreativen Wissenszeitalter“ sei daher umso mehr die Industrie gefragt, auf die Schulen zuzugehen und auch außerschulische Lernorte zu schaffen. Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, unterstrich die Bedeutung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik für die große Bandbreite aller Berufe: „Es gibt keinen Beruf, in dem man MINT nicht benötigt, das fängt bei der Floristik an und hört beim Ingenieur auf.“

Hermann Tengler, Wirtschaftsförderer des Rhein-Sieg-Kreises, sieht MINT auch als eine Chance für die Region: „Durch den Trend zur Digitalisierung wird der Bedarf an MINT weiter zunehmen. Wenn sich nichts Entscheidendes ändert, werden uns in Deutschland in weniger als fünf Jahren rund 1,3 Millionen Arbeitskräfte in den MINT-Berufen fehlen.“ Gerade im Rhein-Sieg-Kreis seien die Perspektiven in den MINT-Berufsfeldern für junge Leute verheißungsvoll: „Ein sicheres, wachsendes, zukunftsweisendes und überdurchschnittlich bezahltes Arbeitsplatzangebot sollte Grund genug sein, dass sich der Nachwuchs verstärkt für die MINT-Ausbildung interessiert“, so Tengler weiter. Es sei daher eine Frage von intensiver Abklärung, Information, Kommunikation und Motivation, um diese Herausforderung bewältigen zu können.

Tengler unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer Vernetzung von Schulen, Hochschulen, Kommunen, Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft, wie sie in der Region bereits mit dem zdi-Netzwerk Rhein-Sieg-Kreis (zdi: Landesinitiative Zukunft durch Innovation) auf den Weg gebracht wurde. „Ab dem Kindergartenalter über die Schulzeit hinweg bis hin zu Ausbildung und Beruf sollen die Kinder und Jugendlichen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis durch eigenständiges Forschen, Experimentieren und neugieriges Lernen eine bestmögliche Förderung von MINT-Interessen und Talenten erhalten.“

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