Narrengericht in Oberdollendorf Schneewittchen muss vor Gericht

OBERDOLLENDORF · Narrengericht der KG Küzengarde tagt in Oberdollendorf und "schröpft" ihre Opfer gründlich für den guten Zweck.

 Keinen Spaß verstehen die Richter am Narrengericht in Oberdollendorf, wenn sie auf Spaßbremsen treffen. Das Geld, mit dem sich die Festgenommen freikaufen können, wird unter anderem in Kamelle für die Pänz angelegt.

Keinen Spaß verstehen die Richter am Narrengericht in Oberdollendorf, wenn sie auf Spaßbremsen treffen. Das Geld, mit dem sich die Festgenommen freikaufen können, wird unter anderem in Kamelle für die Pänz angelegt.

Foto: Frank Homann

Als „multiple Persönlichkeit“ bezeichnete Staatsanwalt Fritz Wenzel den Königswinterer Bürgermeister Peter Wirtz am Karnevalssamstag. „An Weiberfastnacht noch als unschuldiges, schwarz-gelocktes Schneewittchen im niedlichen Kleidchen mit Puffärmeln und ausladendem Dekolleté unterwegs, mutiert er am Rosenmontag beim Rathaussturm sicher wieder zum eiskalten „Big Boss“ der Verwaltung“, unterstellte der Chefankläger, ansonsten Präsident der Oberdollendorfer Küzengardisten, dem Stadtchef.

Nachdem diesem schon eine Woche zuvor die Vorladung zugestellt worden war, hatte Wirtz es vorgezogen, freiwillig vor dem Hohen Gericht zu erscheinen, statt von den Häschern der KG eingefangen und vorgeführt zu werden. Die Vorwürfe wogen schwer: Mächtig mit den Hüften schwingend, habe er an Wieverfasteloven wieder einmal die jecken Wiever ihren Männern abspenstig gemacht. Zudem habe er nicht daran gedacht, wenn schon nicht sich selbst, dann doch wenigsten seine sieben Zwerge jröön-wiess einzukleiden. Gerade rechtzeitig sprang da Andrea Milz dem Angeklagten zur Seite.

Als Choreografin des Zwergentanzes hatte die Landtagsabgeordnete unter Beweis gestellt, dass sie den Bürgermeister und seine Büttel nach ihrer Pfeife tanzen lassen kann. Die blinde „Justitia“, die erstmals im Weinhaus „Weinmühle“ hing, thronte über Richter Klaus Weber, Senatspräsident der KG. „Jeder, der sich nicht karnevalistisch verhält und den Fastelovend nicht ausreichend unterstützt hat, muss sich vor dem Tribunal verantworten“, so Resi Wenzel. Zusammen mit dem 1. Schatzmeister der Küzengarde, Lorenz Schwindt, strich die Frau des Richters die Gelder ein, mit denen sich die Delinquenten freikauften. Und die Kasse schwoll sehr zur Freude des Vorsitzenden Marc Heinekamp zusehends an, werden die Gelder doch in Kamelle für die Pänz sowie in Kaffee und Kuchen für die Seniorensitzung angelegt.

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