Entlaufener Hund Rettung aus dem Rapsfeld

KÖNIGSWINTER · Die Lage schien ziemlich aussichtslos. Skip, der junge Beagle-Rüde der 29-jährigen Verena Gode und ihrer Mutter aus Rauschendorf, hatte sich samt Leine am Samstagabend in den Feldern bei Bockeroth losgerissen.

 Wieder da: Beagle Skip (Mitte) mit Mandy van den Borg, Cristina Rohman (l.) mit Pearly und Tina Krah mit Feline.

Wieder da: Beagle Skip (Mitte) mit Mandy van den Borg, Cristina Rohman (l.) mit Pearly und Tina Krah mit Feline.

Foto: Verein Suchhundeeinsatz

Ein Reh hatte der Hund gewittert. Und das gerade in dem Moment, in dem Verena Gode die Leine kurz an ihre kleine Nichte überreicht hatte, um sich die Schuhe zu binden. Bis zum Pfingstmontag blieb Skip wie vom Erdboden verschluckt, bis ihn eine Truppe mit Spürhunden des in Essen ansässigen Vereins "Suchhundeinsatz" fanden.

Was sich dazwischen ereignete, ist ein schönes Kapitel von Nachbarschaftshilfe und ehrenamtlichem Engagement. In der Nacht zu Pfingstsonntag tat die Familie Gode kein Auge zu. In einem Wettlauf gegen die Dunkelheit machten sie sich auf die Suche nach Skip, "der für uns wie ein Mitglied der Familie ist", erklärte Verena Gode. Wie gelähmt sei sie gewesen. Die bei Bockeroth verlaufene ICE-Trasse habe ihre Sorge noch vergrößert. "Es haben sich so viele Freunde und Nachbarn an der Suche beteiligt. Das war wirklich fantastisch." Die ganze Nacht durch suchten sie. Vergebens.

Am Sonntag kam der Freund von Verena Gode auf die Idee, den Verein "Suchhundeinsatz" einzuschalten. Helfer kamen mit Suchhunden noch am selben Tag, hatten aber zunächst keinen Erfolg. Am Pfingstmontag folgte ein zweiter Anlauf. Die Vereinsvorsitzende Mandy van den Borg mit Suchhündin Feline, Cristina Rohman mit Suchhündin Pearly und Suchhelferin Tina Krah reisten an. Halter und Hunde sind für eine solche Suche speziell ausgebildet. Die sogenannten Pettrail-Hunde suchen nach dem Individualgeruch der Ausreißer. "Mit einer Mullbinde nehmen wir dafür beispielsweise Fellhaare aus dem Kofferraum", erklärte van den Borg.

Das funktioniere auch bei anderen Tieren. Allerdings rücken die ehrenamtlichen Helfer nur aus, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind: Die entlaufenen Tiere müssen alt, pflegebedürftig oder mit Leine ausgerissen sein, damit eine Suche Sinn macht; auch Hundewelpen sucht der Verein, der sich aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen finanziert. An der Stelle, an der Skip entlaufen war, führte Hündin Feline die Suche durch die Felder an. Nach einer Stunde ließ sich der Ort räumlich auf ein Rapsfeld eingrenzen. Problem: Der Raps steht zurzeit sehr hoch. Hündin Pearly war es schließlich , die den Eingang zum Rapsfeld fand und kurz darauf auch die Leine mit dem "ziemlich unbeeindruckten Skip" am anderen Ende (Mandy van den Borg).

Seine zehn Meter lange Leine hatte sich so in den Pflanzen verheddert, dass es für ihn kein Vor und Zurück gab. Verena Gode, der die Erleichterung gestern noch anzumerken war, ist überzeugt: "Ohne die Suchhunde hätten wir Skip nicht gefunden." Anhänglicher sei er geworden, das Abenteuer aber habe er gut überstanden.

Weitere Informationen über den Verein gibt es im Internet unter der Adresse www.suchhundeinsatz.de

Kurz gefragt

Meistens sind es spezielle Hunderassen, die ihren Besitzern entlaufen. Wie man sich an deren Stelle am besten verhält, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Tierheims Troisdorf, Ralf Snyders, Philipp Königs.

Herr Snyders, warum laufen Hunde überhaupt weg?

Ralf Snyders: Hunde laufen eigentlich relativ selten weg. Meistens sind es Rassen mit Jagdtrieb wie eben beispielsweise ein Beagle. Wenn sie Witterung aufnehmen, sind sie kaum zu halten. Ein Grundübel ist die fehlende Leine.

Wenn es denn doch passiert ist: Wie sollte man am besten reagieren?

Snyders: In vielen Fällen kommen die Tiere innerhalb der ersten Stunde wieder. Wichtig ist, dass man an der Stelle bleibt, wo die Hunde abgehauen ist. Sie kehren in der Regel dorthin zurück. Wenn Hundebesitzer alleine sind, sollten sie sich von dort nicht wegbewegen, höchstens rufen. Suchen beide aktiv, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie sich finden.

Was, wenn die erste Stunde keinen Erfolg bringt?

Snyders: Sowohl das Ordnungsamt als auch unser Tierheim nehmen solche Meldungen auf, es gibt entsprechende 24-Stunden-Notdienstnummern. Das ist sinnvoll, falls Bürger den entlaufenen Hund finden und uns deshalb anrufen. Soziale Netzwerke können auch nützlich sein. Am besten führen Hundehalter prophylaktisch ein Bild ihres Hundes mit. Einen Suchhundeservice bietet das Tierheim Troisdorf nicht an. Wir haben dafür keine speziell ausgebildeten Hunde. Wir rücken aber aus, wenn uns entlaufene Tiere gemeldet werden.

Kann man sie nicht einfach einfangen?

Snyders: Nein, die Tiere kennen einen nicht, und umgekehrt ist es genauso. Ein fremdes Tier sollte man weder einfangen noch im Auto transportieren.

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