Stadtrat Königswinter Ratlosigkeit nach Entscheidung gegen Gesamtschule

OBERPLEIS · Der Abstimmungskrimi im Stadtrat mit dem denkbar knappen Votum gegen die Gesamtschule war gerade vorbei, da dachten einige Eltern bereits darüber nach, wie diese Schulform in Königswinter doch noch eine Zukunft haben könnte. Am kommenden Montag wird es ein Treffen geben, bei dem die Chancen eines Bürgerbegehrens ausgelotet werden sollen.

Fest steht, dass es eine neue Schulform in der Stadt frühestens zum Schuljahr 2014/2015 geben kann. Dann wollen CDU und FDP eine Sekundarschule einrichten. Sie stimmten gegen die Gesamtschule, weil sie den Schulentwicklungsplan für keine tragfähige Grundlage für eine Entscheidung halten und den künftigen Bestand des Gymnasiums am Oelberg, besonders in der Sekundarstufe II, gefährdet sehen.

"Viele Mitglieder meiner Fraktion haben Frieden mit der Gesamtschule geschlossen. Es geht jedoch darum, welche Schulform für den Standort Oberpleis geeignet ist", sagte CDU-Fraktionschef Josef Griese. Der "Frieden" drückte sich auch in Zahlen aus: Mindestens zwei Koalitionsmitglieder stimmten in der geheimen Abstimmung über den Schulentwicklungsplan mit der Opposition.

Bürgermeister Peter Wirtz (CDU) hatte aus seinem Votum für die Gesamtschule ohnehin nie einen Hehl gemacht. Nach einer Sitzungsunterbrechung waren die Reihen jedoch wieder geschlossener: Es gab nur noch eine Enthaltung. Griese betonte, seine Fraktion wolle den "Kannibalismus zwischen zwei Schulen an einem Standort verhindern".

Sein Fraktionskollege Roman Limbach sah Koalition und Opposition sogar nicht so weit auseinander. "Wir wollen eine Gesamtschule ohne Oberstufe, die heißt im Volksmund jetzt Sekundarschule." FDP-Fraktionschef Dietmar Rüsch pflichtete dem bei: "Für uns gehört zu einer intakten Schullandschaft auch ein funktionierendes Gymnasium. Wer uns Lobbyismus vorwirft, will das Gymnasium nicht erhalten."

Lobbyismus wegen der Parteinahme für das Gymnasium hatte die Opposition der Koalition im Schulausschuss vorgeworfen. "Die meisten Eltern wollen keine Sekundarschule, sondern eine Gesamtschule, weil diese die Sicherheit bietet, das Abitur machen zu können, ohne die Schule wechseln zu müssen", sagte Jürgen Klute (Köwi). Er geht davon aus, dass die Eltern jetzt mit den Füßen abstimmen und ihre Kinder an anderen Gesamtschulen anmelden werden.

"Es gibt Hinweise, dass die Sekundarschule die Resteschule von morgen ist", meinte auch Joachim Hirzel (SPD). "Ich fühle mich dem gesamten Schülerspektrum verpflichtet", sagte Köwi-Fraktionschef Lutz Wagner. Die Opposition geht davon aus, dass die Sekundarschule keine Alternative zur Gesamtschule darstellt.

Sie beruft sich auf das Ergebnis der Umfrage der Stadtschulpflegschaft: Danach würden sich 55,2 Prozent der Eltern für eine Gesamtschule, 39,8 Prozent für eine Realschule und nur fünf Prozent für eine Sekundarschule entscheiden, sollten die Leistungen ihres Kindes für den Besuch eines Gymnasiums nicht ausreichen.

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