Tag des Pilzes am 24. September Nur die Guten ins Körbchen

SIEBENGEBIRGE · Champignons, Pfifferlinge und Co. sind nicht nur lecker, sondern auch gesund – vorausgesetzt, man erwischt beim Sammeln nicht die Falschen. Damit der Gaumenschmaus nicht im Krankenhaus endet, bietet der Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS) zusammen mit dem Hegering Siebengebirge anlässlich des ersten Europäischen Pilztages am Samstag eine Exkursion an.

 Versteht viel von Pilzen: Sachverständiger Daniel Frank.

Versteht viel von Pilzen: Sachverständiger Daniel Frank.

Foto: so

Teilnehmer erfahren unter Anleitung der Bonner Pilzexperten Daniel Frank und Bernd Zimmermann, was ins Körbchen darf und um welchen Pilz lieber ein großer Bogen macht werden sollte. Gesammelt wird allerdings nicht, da dies im Siebengebirge als Naturschutzgebiet verboten ist.

Die Welt der Pilze ist unüberschaubar groß: Laut Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gibt es allein in Deutschland 14.400 bekannte Arten – die meisten möchte niemand auf dem Teller haben, Schleimpilze zum Beispiel, „Wolfsfürze“ oder die blutroten „Ochsenzungen“. Von den 4.000 bis 5.000 Großpilzen in unseren Breiten sind nur rund 500 bis 800 essbar. Sie zu unterschieden ist oftmals selbst für Experten eine Herausforderung.

Sich also lediglich ein Buch über Pilze zu besorgen und dann mit der Familie ab in den Wald zu gehen, hält Frank für fahrlässig: „Es ist ja auch keine gute Idee, ein Medizinbuch lesen und dann sein Wissen sofort an einem Patienten anzuwenden.“ Sein Ratschlag: sich unbedingt bei einer Pilzbestimmungsexkursion von Fachleuten in die Materie einführen lassen. „Wenn man dort die ersten einfachen Arten wie Röhrlinge oder Täublinge gezeigt bekommen hat, ist das schon die halbe Miete.“

Als ausgewiesener Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie weiß Frank, dass Pilze es in sich haben – und das nicht nur im positiven Sinne: „Pilze können alles, außer Knochen brechen. Kein Körperteil ist sicher“.

Während die einen die Haut angreifen, wirken andere auf den Magen-Darm-Trakt, wieder andere können Niere, Leber oder gleich das gesamte zentrale Nervensystem außer Gefecht setzten. Frank, der als Experte auch immer wieder bei Notfällen zu Rate gezogen wird, hat schon so manchen Pilzesser im kritischen Zustand auf der Intensivstation liegen sehen: „Schwere Verläufe kommen durchaus immer wieder vor. Besonders bei Kindern ist das ganz schlimm.“

Im Rheinland ist der Giftchampignon mit für die meisten Vergiftungsfälle verantwortlich – er löst heftige Magen- und Darmreaktionen aus. Der Unterschied zwischen dem leckeren Wiesenchampignon und seinem gefährlichen Artgenossen lässt sich für Laien nur durch einen Schnitt durch die Stielknolle feststellen, die beim Giftchampignon chromgelb anläuft.

Einen generellen Tipp, um essbare Pilze von giftigen zu unterscheiden, gibt es übrigens nicht: „Die einzige Regel, die es gibt, ist, dass es keine gibt.“

Um sicher zu gehen rät Frank, nach dem Sammeln den Pilzkorb von einem Sachverständigen prüfen zu lassen. Da Pilze laut Faustregel gekühlt 24 Stunden haltbar sind, empfieht es sich, die Sammelaktion vorzeitig mit dem Pilzexperten abzusprechen. „Ich möchte wirklich jedem, der Pilze gesammelt hat, ans Herz legen vorbeizukommen und seinen Korb überprüfen zu lassen“, betont Frank.

Auch wenn Pilze im Herbst besonders zahlreich aus dem Boden sprießen, haben sie das ganze Jahr über Saison: „Man kann im Winter Austernsaitlinge finden, im Frühjahr Morcheln und im Sommer Champignons.“ Vorausgesetzt es ist feucht und am Besten auch warm - weshalb Pilzfreunde für die bevorstehende Herbstsaison dringend auf einen kräftigen Landregen warten.

„Pilze kennen keinen Kalender, die kommen dann, wenn die richtige Witterung ist“, so Frank. Daher war in diesem Jahr der April und Mai „eine ganz tolle Pilzzeit, weil so viel Regen runter gekommen ist.“ Momentan sieht es aufgrund der anhaltenden Trockenheit eher mau aus.

Kontakt: Daniel Frank ist unter 0177/4284514 telefonisch zu erreichen.

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