Prozess nach Messerangriff Niederdollendorfer soll Kontrahenten niedergestochen haben

KÖNIGSWINTER/Bonn · Seit Montag steht ein Niederdollendorfer wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Der Mann soll im vergangenen Sommer auf offener Straße den Freund seiner früheren Lebensgefährtin niedergestochen haben.

 Ein 57-Jähriger muss sich seit Montag vor Gericht wegen versuchten Totschlags verantworten.

Ein 57-Jähriger muss sich seit Montag vor Gericht wegen versuchten Totschlags verantworten.

Foto: dpa

Es wurde nicht das entspannte Sonntagsfrühstück, das die Cafébesucher in Niederdollendorf eigentlich erwartet hatten. Ende August 2017 eskalierte in unmittelbarer Nähe auf der Heisterbacher Straße ein Streit zwischen zwei Männern und einer Frau.

Am Ende der Auseinandersetzung hatte einer der Männer eine schwere Stichverletzung und musste im Krankenhaus notoperiert werden. Gegen seinen Kontrahenten wurde Haftbefehl erlassen. Seit Montag muss sich der heute 57-Jährige vor dem Bonner Schwurgericht wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Auslöser für die Messerattacke soll laut Anklage der Bonner Staatsanwaltschaft ein Streit um die langjährige Lebensgefährtin des Opfers gewesen sein, die davor mit dem 57-Jährigen liiert gewesen war. Als das Paar an jenem Augusttag aus seinem Wohnhaus auf die Heisterbacher Straße trat, wartete der Angeklagte dort auf sie und ging auf seine Ex-Freundin zu. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden, in die sich der 59-jährige Freund der Frau einschaltete. Auf ihn ging der Angeklagte los, schubste ihn und schlug ihm ins Gesicht.

Der Verletzte verblutete fast

Obwohl sich die Frau zwischen die Männer stellte, konnte sie Schlimmeres nicht verhindern. Laut Anklage zog der 57-Jährige ein Taschenmesser mit einem Widerhaken, stach zu und traf seinen 59-jährigen Kontrahenten unter der linken Achselhöhe. Der Stich verletzte eine Arterie, sodass der Mann nur dank der schnellen Hilfe von Tatzeugen und der anschließenden Notoperation nicht verblutete.

Mit seiner Verteidigerin und einer Dolmetscherin an seiner Seite verfolgte der 57-jährige Portugiese am Montag die Verlesung der Anklageschrift und wollte sich auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Josef Janßen nicht zu den Vorwürfen äußern. In einer Erklärung skizzierte die Rechtsanwältin Valerie Banse vielmehr die Verteidigungsstrategie für die auf vier Prozesstage angelegte Verhandlung.

So habe sich der Angeklagte „zum Tatzeitpunkt in einer extremen psychischen Ausnahmesituation befunden“. Insbesondere die „äußerst komplizierte Beziehung“ zu seiner Ex-Freundin sei Auslöser für die Tat gewesen. „Diese Beziehung wurde nach den bisherigen Ermittlungen falsch dargestellt“, so Banse.

Verteidigerin: psychische Ausnahmesituation

Nach jahrelanger Trennung sei es nämlich die Frau gewesen, die den Kontakt zu ihrem ehemaligen Partner wieder hergestellt und mit ihm eine heimliche Beziehung begonnen habe. Der heutige Lebensgefährte der Frau habe die Auseinandersetzung auch provoziert, indem er dem Angeklagten ins Gesicht geschlagen, zwischen die Beine getreten und ihn beleidigt habe.

Zwar habe der 57-Jährige seinen Kontrahenten mit dem Messer – das er laut Verteidigung an diesem Tag für Gartenarbeiten bei sich trug – angegriffen. Doch habe er in dem Gerangel nicht sehen können, wo er ihn treffen würde, und letztlich „entsetzt über sein Handeln“ von seinem Opfer abgelassen.

Tatzeugen aus dem benachbarten Café hatten die Polizei und den Notarzt verständigt. Drei Beamtinnen stellten den 57-Jährigen wenige Meter entfernt, er hockte hinter einem Auto. „Erst nachdem eine Kollegin ihre Waffe zog, legte er sich auf den Boden“, sagte eine der Polizistinnen am Montag im Zeugenstand. „Auf mich wirkte er abwesend, verwirrt.“

Ein Tatzeuge, der auf der Terrasse des Cafés hatte frühstücken wollen, beschrieb den Angeklagten als „sehr aggressiv“ im Tonfall. „Ich sah, wie er dem Opfer einen Schlag in die kurze Rippe gab. Dann strömte schon das Blut.“ Der Prozess wird an diesem Dienstag fortgesetzt.

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