Mit Beethoven wandern Neuer Wanderweg im Siebengebirge

SIEBENGEBIRGE · Zum Jubiläumsjahr haben die Tourismus Siebengebirge GmbH und die Beethoven-Jubiläumsgesellschaft eine neue Tour abgesteckt. Zur offiziellen Eröffnung im Herbst werden Stelen aufgestellt, die über das Siebengebirge zur Zeit des Komponisten informieren.

Am Schluss seiner Sinfonie Nummer 6 imitierte Ludwig van Beethoven mit der Flöte den Ruf der Nachtigall. Zwar schuf er diese Komposition in Wien, aber die Liebe zur Natur entdeckte der Komponist in seiner Jugend bei Ausflügen in die Bonner Umgebung.

Zum Beethovenjahr 2020 wird im Siebengebirge ein Beethoven-Wanderweg eingerichtet. Offizielle Eröffnung ist im Herbst, doch schon jetzt kann man sich darauf einstimmen. Die von der Tourismus Siebengebirge GmbH kreierte Wanderroute startet im Nachtigallental, wenige hundert Meter vom Parkplatz unter der Drachenfelsbrücke entfernt.

Zu Beethovens Zeit hieß das Tal noch Mennesbachsiefen. Später ließ der Bürgermeister August Miebach den Pfad in eine Promenade umwandeln – den Sommerfrischlern zuliebe. Heute genießt der Wanderer die Ruhe im Schatten hoher Bäume. Wie mag es Beethoven ergangen sein?

Mit dem Schiff nach Königswinter

Der Musikkritiker und Komponist Hector Berlioz (1803-1869) erfuhr es im August 1845, als er das erste Beethovenfest in Bonn besuchte und in Königswinter Quartier bezogen hatte: Beethoven sei oft in die Rheinebene zum Träumen und Arbeiten, berichtete man ihm.

Wer also auf Beethovens Spuren wandeln will, könnte Königswinter mit Fähre oder Schiff ansteuern – das Siebengebirgs-Panorama vor Augen und das „liebe Nest“, wie Karl May das Städtchen bezeichnete.

Beim Wandern bleibt Zeit, um über vergangene Zeiten zu sinnieren. Der Altar am Eingang zum Nachtigallental wurde zur Tausend-Jahr-Feier der Rheinlande 1925 aus Steinen der alten Remigiuskirche errichtet.

Weder ihn noch das Willi-Ostermann-Denkmal oder gar das prächtige Schloss Drachenburg, das sich auf halber Höhe ins Bild schiebt, hat Beethoven gesehen. Überhaupt: Am nach ihm benannten Wanderweg eröffnen sich völlig andere Aussichten als zu Beethovens Zeiten.

Die Tour verknüpft drei Punkte, an denen die Bonner Beethoven-Jubiläums-Gesellschaft anlässlich des 250. Geburtstages des Komponisten drei Stelen aufstellen wird. Ein sogenanntes Landschaftsvermittlungssystem – Bronze-Informationstafeln – soll dem Wanderer dabei Einblicke in die Ansichten um 1780 verschaffen.

Die Drachenfelsbahn gab es noch nicht

Der Steinabbau war zu Beethovens Zeit im Siebengebirge allgegenwärtig, Weinberge und Felder erstreckten sich bis an den Rhein, dessen Regulierung erst ab 1817 erfolgte. Die Orte waren klein und malerisch.

Auch die Drachenfelsbahn kam erst 100 Jahre nach Beethoven. Wer sich die Tour etwas erleichtern möchte, fährt mit der Zahnradbahn auf den Berg hinauf, um die Aussicht vom Drachenfelsplateau und von der Ruine aus zu genießen: das Panorama über den Rhein mit den Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth bis in die Eifel und nach Köln.

Von dort führt die nächste Etappe, ein bequemer Weg durch Wiesen und an alten Bäumen vorüber, zum Milchhäuschen, das ursprünglich wahrscheinlich Burg Drachenfels und die Wolkenburg mit landwirtschaftlichen Produkten versorgte. Weiter geht es über den Geisberg und die Rosenau mit der Burgruine. Die nächste Möglichkeit für eine Pause ist das idyllische Einkehrhaus Waidmannsruh.

Stenzelberg und Weilberg sind die nächsten Berge, zwischen denen die Landesstraße 268 überquert werden muss. Mit ihren Aufschlüssen aus Latit und Basalt geben sie ein eindrucksvolles Bild vom Vulkanismus und vom Steinabbau im Siebengebirge.

Vom Stenzelberg zu Kloster Heisterbach

Eine besondere Stimmung herrscht am früheren Kletterparadies Stenzelberg mit dem „Campanile Basso“, einem abenteuerlich geformten Felsturm. Nach diesem Schlenker erreicht der Wanderer das Gelände der Klosterruine Heisterbach – zu Beethovens Jugendzeit blühte hier klösterliches Leben der Zisterzienser. Eine Smartphone-App führt durchs Klostergelände.

Danach wird es noch einmal etwas anstrengend – beim Aufstieg zum Petersberg. Wer das Plateau erreicht, steht vor jahrhundertealter Geschichte. Die 1764 eingeweihte Kapelle war einst Ziel von Wallfahrern aus allen Himmelsrichtungen. Das Grandhotel Petersberg dominiert an der Westseite. Vor den letzten Kilometern kann man sich im Biergarten oder in einem der Restaurants bei herrlicher Aussicht stärken.

Über den Bittweg – zwölf von ursprünglich 14 Stationen sind erhalten – geht es nach Königswinter hinab, zum Startpunkt der Wanderung. Das sogenannte Stapelkreuz im Tal setzt den Schlusspunkt. Es wurde 1661 errichtet. Zu Beethovens Zeit stand es allerdings noch an anderer Stelle, an der Ecke Bahnhofstraße/Winzerstraße.

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