Kritik am Verhalten im Naturschutzgebiet Mountainbiker sorgen für Ärger im Siebengebirge

Siebengebirge · Mountainbiker, die die Wege verlassen, Hundebesitzer, deren Tiere frei laufen und Pilzsammler, die ganze Körbe mitnehmen: Am Verhalten im Naturpark gibt es Kritik.

Naturschutz-, Wildnis- Wander- und Naherholungsgebiet. Das Siebengebirge erfüllt auf überschaubarem Raum viele Funktionen. Dass es immer wieder entsprechende Konflikte gibt, ist daher nicht verwunderlich. Zwei besonders neuralgische Punkte: Mountainbiker und Hundebesitzer, die ihre Tiere frei laufen lassen.

Seit 2013 gilt im Siebengebirge der sogenannte neue Wegeplan, ein bei seiner Einführung durchaus umstrittenes Konzept, da dadurch einige beliebte Wege gestrichen wurden. Ziel war es damals, zum einen das doch für ein Naturschutzgebiet sehr dichte Wegenetz etwas auszudünnen, um Ruheräume für das Wild und Platz für die neuen Wildnisgebiete zu schaffen. Zum anderen sollte endgültig geklärt werden, wer welchen Weg nutzen darf.

Grundsätzlich gilt, wie der Rhein-Sieg-Kreis als Untere Naturschutzbehörde klarstellt, im Siebengebirge: Besucher dürfen nur entsprechend gekennzeichnete Wege begehen oder befahren. Ehemalige Pfade und Wege ohne Markierung dürfen nicht genutzt werden, querfeldein marschieren oder fahren ist sowieso untersagt. Die Markierungen legen zudem die erlaubte Nutzung der Wege fest: Ein rotes Dreieck kennzeichnet den Wanderweg, ein gelbes erlaubt Radfahrer, blaue Dreiecke markieren Reitwege.

„Wir machen das ja nicht, um die Besucher zu ärgern“, betont Hans Peter Lindlar, Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), dem rund 850 Hektar Wald in der Mitte des Naturparks Siebengebirge gehören und der damit zu den Hauptbetroffenen gehört. Vielmehr gehe es um „den Schutz der Natur, die die Menschen, die hier herkommen, ja erleben wollen“.

Dafür aber seien Rückzugsgebiete für die Wildtiere ebenso notwendig wie ein Betretungsverbot für die Wildnisgebiete, in denen sich die Natur ohne Eingriff des Menschen entwickeln soll. „Die Tiere werden gestört, Altholzbestände – Rückzugsort für unzählige Lebewesen – zerstört und der Waldboden zerfahren, so dass sich keine waldtypische Krautschicht mehr bilden kann“, beschreibt der Kreis die Auswirkungen, wenn sich gerade Mountainbiker nicht an die Verbote handeln.

Dass das Thema Mountainbiker derzeit wieder einmal besonders im Fokus steht, hat mit einer geführten Fahrradtour zu tun, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) angeboten hatte und dessen Route sowohl durch Ruhezonen wie auch Wildnisgebiete führte. Und zwar auf Strecken, so der Kreis, die bereits vor dem neuen Wegeplan für Radfahrer aufgrund früherer Verordnungen für das Naturschutzgebiet untersagt waren.

Keiner Schuld bewusst

Seitens der Veranstalter war man sich keiner Schuld bewusst. „Natürlich haben wir zuvor recherchiert, weil in jedem Bundesland die Regelungen unterschiedlich sind“, sagt Gerhard Baumgärtel, Sprecher der Stadtteilgruppe Beuel und damaliger Führer der Gruppe. Dass es für das Siebengebirge einen Wegeplan und strikte Regeln gebe, habe er nicht gewusst. „Es stand nirgends ein Schild, dass das verboten ist.“ Er sieht da ein Informationsdefizit.

Eine Kritik, die Lindlar nur schwer nachvollziehen kann. „Ich finde es schon erstaunlich, dass ein so professioneller Verein das nicht weiß.“ Auch seien seit der Einführung des Wegeplanes viele Verbesserungen bei der Beschilderung und der Kennzeichnung erfolgt. Verständnis bringt er hingegen dafür auf, „dass die gekennzeichneten Fahrradwege im Siebengebirge nicht gerade der Traum eines Mountainbikers“ seien, da sie breit und befestigt sind.

„Andererseits mussten wir so handeln, denn auf den engeren Wegen kann es leicht zu Konflikten mit Wanderern kommen“, so Lindlar. Er plädiert daher für reizvolle und attraktive Parcours für die Anhänger der Trendsportart – „aber im Siebengebirge ist dafür einfach kein Platz“. Er kann sich ein solches Angebot beispielsweise in Windeck vorstellen.

Ähnlich sieht er auch das Thema freilaufende Hunde. Im Siebengebirge müssen Hunde (vor allem zum Schutz der Waldtiere) auch auf Waldwegen an der Leine geführt werden. „Das ist natürlich auch nicht gut“, so Lindlar. „Die Städte müssten daher genügend Flächen zur Verfügung stellen, wo Hunde ohne Leine toben und spielen dürfen.“ In einem Punkt sind sich Baumgärtel und Lindlar übrigens einig: Damit ein Miteinander in einem so viel besuchten Gebiet überhaupt möglich ist, müssen alle Seiten aufeinander Rücksicht nehmen. Allerdings verzweifelt Lindlar langsam. „Seitdem ich Vorsitzender bin, haben wir bereits zwei tief im Wald angelegte Parcours von Mountainbikern mit Sprungschanzen abreißen müssen.“

Immer wieder stoßen die ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten und VVS-Mitarbeiter auf Wanderer, Radler und Hundebesitzer, die sich nicht an die Regeln halten. Man versuche durch Informationen, die Erholungssuchenden über die Schutzwürdigkeit aufzuklären. Der VVS-Chef sagt aber auch klar: „Wenn das nicht funktioniert, werden wir irgendwann Ordnungspersonal einstellen müssen, das dann im Wald auch Knöllchen schreibt.“

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