Rassistischer Vorfall in Königswinter Mann bedroht Mutter und Kind in Linie 66 mit dem Tod

Königswinter · Ein Unbekannter hat eine 44-jährige aus der Türkei stammende Frau und ihren fünfjährigen Sohn am Donnerstag in der Stadtbahnlinie 66 in Königswinter beleidigt und mit dem Tod bedroht. Der Staatsschutz ermittelt.

 Linie 66

Linie 66

Foto: Frank Homann (Archivfoto)

Fast täglich fährt Meral Basar mit der Bahn von Niederdollendorf nach Königswinter, wo sie sich nach Auskunft ihres Sohnes Yasin Akkaya (21) mit ihren Freundinnen trifft. Die Fahrt am Donnerstagnachmittag wird die 44-Jährige, die mit ihrer Familie seit 40 Jahren in Deutschland lebt und die deutsche Staatsangehörigkeit hat, nicht mehr vergessen. Als die schwer herzkranke Frau das Fenster in der Bahn schloss, wurde sie gegen 15.10 Uhr von dem Unbekannten geschubst und bedroht. "Der etwa 30 bis 35 Jahre alte Mann hat gesagt, dass er meine Mutter, meinen Bruder und jeden Ausländer umbringen und verbrennen möchte." Als ein älterer Herr und andere Fahrgäste versucht hätten, ihnen zu helfen und den Unbekannten zurechtwiesen, seien sie ebenfalls bedroht worden.

Seine Mutter habe darauf mehrmals den Platz in der Bahn gewechselt, woraufhin ihr der Unbekannte gefolgt sei. An der Haltestelle Sea Life verließ der Mann dann die Bahn. "Meine Mutter hat mich weinend aus der Bahn aus angerufen, weil sie nicht mehr wusste, was sie tun sollte", sagte Yasin Akkaya dem General-Anzeiger am Freitag. Er sei zu diesem Zeitpunkt noch in Auerberg gewesen. "Mein Bruder hat einen Schock erlitten und die ganze Nacht geschrien, so dass meine Mutter heute mit ihm ins Krankenhaus gefahren ist." Seine Mutter wolle nun auch nicht mehr mit der Bahn fahren, weil sie große Angst habe, dem Unbekannten erneut zu begegnen. Einen solchen Vorfall habe sie in über 40 Jahren in Deutschland noch nicht erlebt. „Wir sind in Deutschland geboren und haben die deutsche Staatsangehörigkeit.“

Akkaya bemängelt, dass die Polizei erst nach 40 Minuten am Einsatzort war. Er sei zum Zeitpunkt des Anrufs seiner Mutter noch in Auerberg gewesen, aber dann schneller vor Ort als die Beamten. Bei der Bonner Polizei weist man das zurück. „Es hat zunächst Missverständnisse über den richtigen Einsatzort gegeben“, so ein Sprecher. Statt Sea Life seien die Haltestellen Longenburg und Rhöndorf genannt worden. Erschwerend sei auch, dass an der Haltestelle keine Zeugen mehr anzutreffen waren.

Eine sofort eingeleitete Fahndung nach dem Unbekannten verlief bisher ergebnislos. Bei der Bonner Polizei hat das Kommissariat Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Man sucht nach dem Mann, der eine Jogginghose, ein weißes T-Shirt mit grünen Streifen und Sportschuhe mit auffällig neongelben Schnürsenkeln getragen habe. Dazu einen Rucksack und einen Sixpack Wasser. Hinweise nehmen die Ermittler unter 02 28/1 50 entgegen. Fahrgäste, die das Geschehen in der Stadtbahn verfolgt haben, werden ebenfalls gebeten, sich unter dieser Nummer zu melden.

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