Jedes Mal ist ein anderer der Chef Männer-Kochclub aus Oberpleis wird 50

Oberpleis · Mit einem Kochkursus für Männer fing es 1968 an. Seitdem wechselten die Mitglieder und auch die Küchen, in denen der 1. Kochclub Oberpleis in den Töpfen rührte. Zehn Unentwegte sind immer noch mit Begeisterung dabei.

 Topfkieker: Fürs Foto scharen sich die Kochbrüder ausnahmsweise um einen Pott.

Topfkieker: Fürs Foto scharen sich die Kochbrüder ausnahmsweise um einen Pott.

Foto: Frank Homann

Kümmel und Knoblauch sind tabu. Zwei Mitglieder des 1. Kochclubs Oberpleis können an diesen Gewürzen partout keinen guten Geschmack finden. Auch wenn die künstlerische Freiheit – zum Beispiel was Ausflüge in die mediterrane Küche angeht – ohne Kümmel und Knoblauch natürlich etwas eingeschränkt ist.

Ansonsten gibt es in der Institution, die in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, keine Verbote. Das Motto des Clubs lautet: Kochen auf höchstem Niveau. Nach einem halben Jahrhundert ist tatsächlich noch ein Mitglied der ersten Stunde dabei: Der 87-jährige Karl-Dieter Freund hat vom ersten Tag an mitgekocht.

1968 hatte das Volksbildungswerk, ein Vorläufer der heutigen Volkshochschule, einen Kochkursus für Männer unter der Leitung des Kochs Martin Grund angeboten. Es kamen zehn Herren, die jeden Freitag in der Küche der damaligen evangelischen Schule – heute befindet sich hier der Busbahnhof – den Kochlöffel schwangen.

Vom Bauunternehmer bis zum Kohlenhändler

Aus dem Kursus wurde ein Klub. Männer der ersten Stunde waren neben Freund und Grund der Bauunternehmer Wolfgang Schulz, der Dreher Josef Zimmermann, der Kohlenhändler Franz Klein, der Betriebsleiter Helmut Reuter, der Zahnarzt Hans-Robert Mies und der Beamte Johann Quirrenbach.

Als die Schule abgerissen wurde, zog man in die Küche der Realschule um. Da war aber um 22 Uhr Schluss. Wenn man weiß, dass die Kochbrüder gerne bis weit nach Mitternacht zusammenhocken, weil nach dem Essen getrunken und geredet und gespült wird, kann man sich vorstellen, dass den Köchen das nicht schmeckte.

So wechselte die Gruppe in die Lehrlingswerkstatt der Möbelfabrik Brune. Firmenchef Wolfgang Brune war selbst ein Kochbruder. Nach den Plänen von Helmut Reuter wurde damals ein Gasherd gebaut, der bis heute das Herz des Küchenequipments ist. Nach dem großen Brand bei Brune 1998 zog der Kochclub in die neue Kantine des Unternehmens um.

Der Herd steht jetzt im Gewerbegebiet Wahlfeld

Dort blieb er bis 2013. Seitdem wird bei Mitglied Wolfgang Schmidt im Gewerbegebiet Wahlfeld gekocht. Tagsüber werden hier Verpackungsfolien hergestellt, abends schwingen die Hobbyköche den Löffel. „Wir treffen uns alle zwei Wochen“, sagt Norbert Mahlberg. Der stellvertretende Bürgermeister darf seit 2006 mitkochen. Manchem mag die Zusammenkunft alle 14 Tage häufig vorkommen. „Ich finde das nicht. Ich bin immer gerne dabei“, sagt Friseurmeister Peter Gesell.

Nur wenn von den zehn Kochbrüdern mehr als die Hälfte absagt, fällt das Kochen aus. Und das kommt höchst selten vor. Eigentlich ist nur zwischen Weihnachten und Neujahr Pause. Selbst die jährliche Mannschaftstour wird so gelegt, dass sie in den 14-Tage-Rhythmus passt.

Der Kochabend verläuft nach einem Ritual ab. Zunächst sammelt Peter Gesell die Kochbrüder mit seinem Transit-Bus ein. Am Ort des Geschehens eingetroffen, werden die Aufgaben verteilt. Dazu gibt es leckeres Brot mit Salzbutter und ein Fässchen Bier von einer bekannten Kölner Hausbrauerei.

Wenn man sich einig ist, ist ein Team für die Vorspeise, ein zweites für die Hauptspeise und ein drittes für das Dessert zuständig. Jedes Mal bekommt ein anderer Kochbruder die Chefmütze auf. Der kauft ein, sucht die Rezepte aus und leitet die Kollegen an.

Jeder Kochbruder hat seine Spezialität

Dabei hat jeder seine Stärken. Wolfgang Schmidt und der Apotheker Heinz Vogt etwa sind Meister in der Zubereitung von Fleisch, Peter Gesell ist eher auf Nachspeisen spezialisiert. Jüngst hatte der Friseur die Mütze auf. Da gab es als Vorspeise den rheinischen Klassiker Himmel un Ääd, allerdings frei interpretiert mit panierten und frittierten Apfelscheiben und einem Selleriepüree.

Als Hauptgericht wurde als ein weiterer Klassiker Hämmche serviert. „Es gibt bei uns durchaus unterschiedliche Vorlieben, was das Essen angeht. Allzu fein darf es aber nicht werden“, sagt Mahlberg. Dummerweise muss nach dem meist sehr geselligen Abend zum Schluss noch gespült werden.

Verraten möchte keiner, wer der unglückliche Kochbruder gewesen ist, der bei der Jubiläums-Clubtour beim Austreten eine Böschung herunterpurzelte. Das Ereignis trug sich bereits in den Nachmittagsstunden bei einer Kutschfahrt in Westfalen zu.

Zuvor war die Truppe vom Hotelkoch eingeladen worden, die Küche zu besichtigen, und hatte dabei zwei Liter Schnaps und drei Kästen Bier geleert. „Das Abendprogramm haben wir trotzdem durchgezogen, auch wenn wir da zu allem Überfluss auch noch verkorkten Wein getrunken haben“, sagt Gesell. Um gleich hinzuzufügen: „Das war eine tolle Tour.“ Streng geheim ist auch, wer die zu früh parate Sauce Hollandaise zum Warmhalten in den Backofen stellte. Seitdem hält sich im Kochkreis hartnäckig der Spruch: Gib mir noch ein Scheibchen Hollandaise.

Für Unterhaltung im Kochclub, dem zurzeit zehn Herren angehören, ist auch durch das jüngste Mitglied gesorgt. Der Schauspieler Tom Simon, Mitglied der legendären Kölner Stunksitzung, kocht seit zwei Jahren mit und ist zumindest in dieser Hinsicht ganz sicher eine Bereicherung.

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