Kulturprojekt in Königswinter Lemmerzhallen: Antiform steigt aus

Königswinter · Die Künstlerinitiative ist von der Stadtverwaltung enttäuscht: „Geringe Wertschätzung“. Der Verein verfolgt das Projekt "Kulturfabrik" nicht weiter und gibt der Stadt die Schuld am Scheitern. Bürgermeister Peter Wirtz weist die Vorwürfe zurück (siehe Interview).

 Unter anderem das Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes der Lemmerzwerke soll unter Denkmalschutz gestellt werden. ARCHIVFOTOS: FRANK HOMANN

Unter anderem das Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes der Lemmerzwerke soll unter Denkmalschutz gestellt werden. ARCHIVFOTOS: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

. Antiform wirft die Brocken hin: „Das Engagement für eine Kulturfabrik in den Königswinterer Lemmerzhallen wird beendet“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Darin begründen die Kunstschaffenden nicht nur ihre Entscheidung, sondern üben auch deutliche Kritik an der Königswinterer Stadtverwaltung. Sie habe sich konstruktiven Gesprächen verweigert und die ehrenamtlichen Planer „vor den Kopf gestoßen“, als man 50 000 Euro für ein Rechtsgutachten bereitgestellt habe, um die Erfolgsaussichten für eine Klage gegen den Denkmalschutz zu prüfen. „In einer solchen Atmosphäre scheint ein Engagement auf gemeinnütziger Basis für eine Kulturfabrik letztlich nicht mehr möglich und erfolgversprechend“, so der Vorsitzende von Antiform, Helmut Reinelt, der betonte: „Wir finden das sehr schade.“

Damit wird ein Projekt zu Grabe getragen, das 2013 seinen Anfang genommen hatte. Damals hatte sich der Verein darum bemüht, in den Lemmerzhallen eine Ausstellung zu realisieren. Bereits dieses Projekt war mit einigen Hindernissen verbunden, da Stadt und Künstler unterschiedliche Vorstellungen hatten, welche Maßnahmen zum Beispiel im Zuge der Brandschutzbestimmungen zu treffen waren. Letztlich konnte die Ausstellung „XXL Hallenkunst“ dann im Sommer letzten Jahres realisiert werden. „Sie wurde ein voller Erfolg, hatte mehr als 3500 Besucher und sorgte für ein überaus positives Echo in den Medien“, so Reinelt. Und daher habe man gehofft, dass Verwaltung und Politik „das kulturelle Potenzial des geschichtsträchtigen Ortes nun tatsächlich erkannt hatten“.

Jedoch stand das Thema im vergangenen Jahr auch wieder für die Politik auf der Tagesordnung, nachdem klar war: Werden die Hallen und das Verwaltungsgebäude nicht bis Ende 2015 abgerissen, bleibt die Stadt auf den Kosten einer möglichen Altlastenentsorgung sitzen.

Also beschloss der Rat, so schnell wie möglich abzureißen – doch der Beschluss rief Investoren auf den Plan, die sich für das Gelände interessierten. Der Abbruch wurde auf Eis gelegt. Fast zeitgleich hatten die Künstler die Denkmalbehörden auf die aus ihrer Sicht schutzwürdigen Gebäude hingewiesen. Und tatsächlich kamen die Denkmalschützer nach einem Ortstermin zu dem Schluss, dass einige Teile der Lemmerzgebäude für eine Unterschutzstellung in Frage kämen.

Das Problem für die Stadt: Der Investor, der die Hallen nutzen wollte, sprang ab. Und der andere hat nur Interesse, wenn er die Gebäude auf dem Gelände zumindest zum Teil abreißen darf. Im Dezember beschloss der Rat daher, möglichst bis auf höchster Ebene gegen den möglichen Denkmalschutz für Teile der Gebäude vorzugehen. Antiform habe sich derweil bemüht, eigene Investoren zu finden, so Reinelt. „Wir hatten drei gefunden, für die der Denkmalschutz kein Problem gewesen wäre.“ Diese hätten sich in Form eines „alternativen aber professionellen Nutzungskonzepts“ engagieren wollen.

Doch die Verwaltung, so Vereinsvorsitzender Reinelt, „war nicht mehr zu weiteren Gesprächen bereit“. Stattdessen habe man sich daher an die Fraktionen gewandt und einen ergebnisoffenen Workshop vorgeschlagen. „Wir hatten auch schon mit Schloss Drachenburg gesprochen, um ihn dort zu veranstalten“, sagte Reinelt zum General-Anzeiger. Und auch Experten der Metropolenregion Ruhr und aus dem Düsseldorfer Bauministerium hätten ihre Mitarbeit bereits zugesagt. „Das stieß zwar bei den Fraktionen auf viel Interesse, jedoch sah sich die Verwaltung immer noch nicht dazu in der Lage, an dieser Initiative mitzuwirken.“

„Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, so Reinelt. Aber es gebe Grenzen, was Ehrenamtliche leisten könnten. „Wir haben viel Arbeit hineingesteckt.“ Offenbar werde diese nicht wertgeschätzt, der Rückzug sei daher konsequent.

Das bedeute aber nicht, dass man sich ganz aus Königswinter zurückziehe. Selbstverständlich werde man sich wieder am Königssommer beteiligen. Zudem ist für den Sommer eine Ausstellung mehrerer Fotografen geplant, die sich mit den Lemmerzhallen beschäftigt haben. Reinelt: „Damit nehmen wir dann Abschied von diesem Projekt.“

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