Arbeitsgruppe Altstadtentwicklung tagt Kritik an "modernen Wohnsilos" in Königswinter

Königswinter · Die Bürger kritisieren, dass im Viertel entlang der Dechant-Ibach-Straße immer mehr "Wohnsilos" entstünden, wodurch der Charakter der Altstadt verloren gehe.

 Mit der Zukunft der Königswinterer Altstadt beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihren Sitzungen.

Mit der Zukunft der Königswinterer Altstadt beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihren Sitzungen.

Foto: Frank Homann

Ungewöhnlich lange tagte die Arbeitsgruppe Altstadtentwicklung am Mittwochabend im Haus Bachem. Ein Grund: Heimo Thomas und Markus Jochim erläuterten den Mitgliedern detailliert den Hintergrund ihres Bürgerantrags zur Aufstellung eines Bebauungsplans zwischen Hauptstraße und Rheinufer.

Auslöser für den Antrag ist die geplante Neubebauung entlang der Dechant-Ibach-Straße, für die der Verwaltung eine Bauvoranfrage für zwei Mehrfamilienhäuser vorliegt. Die Kritik der Bürger: In dem Viertel entstünden immer mehr moderne „Wohnsilos“, der Charakter der Altstadt gehe verloren. Der Bürgerantrag hatte die Mitglieder des Königswinterer Planungs- und Umweltausschusses bereits bei seiner Sitzung im April beschäftigt. Dort hatte man vor der Zustimmung zu dem Bauvorhaben noch Beratungsbedarf gesehen und vorgeschlagen, das Thema in der Arbeitsgruppe erneut auf die Tagesordnung zu bringen.

Vorgesehen ist, an der Hauptstraße ein Gebäude mit drei Geschossen und einem Staffelgeschoss zu errichten, ein zweites an der Dechant-Ibach-Straße soll zwei Geschosse und ein Staffelgeschoss erhalten. Zwei Doppelhaushälften sollen abgerissen werden. Laut Anya Geider vom Planungsamt sei die Bauvoranfrage „entscheidungsreif“, die Verwaltung habe keine Grundlage, sie abzulehnen.

„Wir sind nicht dagegen, dass da irgendwas passiert“, sagte Thomas am Mittwochabend. „Nur keine modernen Wohnsilos, die einfach nicht in das Gesamtbild passen.“ In den vergangenen Jahrzehnten seien etliche Einfamilienhäuser abgerissen worden und stattdessen Mehrfamilienhäuser mit großen Parkplätzen entstanden, da als Entscheidungsgrundlage die Umgebungsbebauung nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs herangezogen werde. „Kritische Beispiele sind Vorbild für neue kritische Beispiele“, so Thomas. Wunsch der Bürger sei es, für diesen Bereich einen Bebauungsplan aufzustellen als Grundlage für zukünftige Projekte.

Das Thema wollten die Politiker am Mittwoch ebenso zur Beratung in ihre Fraktionen mitnehmen wie die Vorentwürfe für die Bebauungspläne in den Rheingassen. „Wir haben in der Altstadt einen Zielkonflikt“, sagte Dominik Braunsteiner von der Verwaltung. Mehr Grün in der Innenstadt und Nutzungsvielfalt gehöre zu den städtebaulichen Zielen. Zur Wohnqualität gehörten aber heutzutage auch Parkmöglichkeiten, was wiederum eine Versiegelung des Bodens zur Folge habe.

Eine ausgewogene Planung müsse daher das Ziel bei künftigen Projekten sein, so Braunsteiner. Zu entscheiden haben die Politiker auch, ob und wie eine bessere Verbindung zwischen Rathausplatz und Siebengebirgsmuseum geschaffen werden kann. Dazu müssten drei Wohngebäude „überplant“ werden: „Damit hätte die Stadt ein Vorkaufsrecht“, so Geider. „Was wäre der Mehrwert einer direkten Verbindung?“, fragte Joachim Hirzel (SPD). Anders sah das Bruno Gola: „Die meisten rennen heute an dem Museum vorbei“, sagte der FDP-Politiker. „So behalten wir uns alle Möglichkeiten vor.“

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