Laufsteg der Mümmelmänner Kaninchenzüchter präsentieren ihre Tiere in Eudenbach

EUDENBACH · 240 Langohren, vom zarten Zwergkaninchen bis hin zu gewichtigen Deutschen Riesen, mümmelten bei der Kreisverbandsschau der Rassezüchter in ihren Käfigen genüsslich ihr Heu. Für die schönsten Langohren gab es Auszeichnungen.

 Rassekaninchenzuechter Benny und Gerda Mark Landesverbansmedaille Zwergwidder Weiß Blau Auge Foto: Frank Homann

Rassekaninchenzuechter Benny und Gerda Mark Landesverbansmedaille Zwergwidder Weiß Blau Auge Foto: Frank Homann

Foto: Frank Homann

„Hotots“ sind etwas ganz Besonderes: ihr seidiges Fell ist schneeweiß, lediglich die Augen ziert ein außergewöhnlicher, tiefschwarzer Ring, der unbedingt geschlossen sein muss – sonst wird es nichts mit einer Karriere als Rassekaninchen. Auch ein zarter gelblicher Schimmer im Pelz führt bei Zuchtschauen unweigerlich zu Punktabzug – und gegen den hilft nicht mal eine gründliche „Kaninchen-Wäsche“. „Der Gelbstich entsteht, wenn das Kaninchen noch nicht richtig durchgehaart, also noch im Fellwechsel ist“, erläutert Alfred Bay. Er ist Vorsitzender des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Rassekaninchenzüchter, der am Wochenende bei seiner jährlichen Kreisverbandsschau eine Auswahl der schönsten Rassekaninchen im Gasthaus Zum Siebengebirge in Eudenbach präsentierte.

Ergebnisse jahrelanger Linien-Zucht

240 Langohren, vom zarten Zwergkaninchen bis hin zu gewichtigen Deutschen Riesen, mümmelten in ihren Käfigen genüsslich ihr Heu und ließen sich von den vielen Menschen, die neugierig durch die Gitter schauten, nicht irritieren. Maximal 1,1 Kilogramm dürfen die allerkleinsten Vertreter aus der Familie der Hasen, die Farbenzwerge, auf die Waage bringen. „Bei ihrer Geburt sind sie gerade einmal 20 oder 30 Gramm schwer“, berichtet Bay. Ganz groß sind die Minis aber hinsichtlich ihrer Farbvielfalt: es gibt sie in den Schattierungen Havanna, Rot, Fehfarbig, Weißgrannenfarbig-Blau und Weißgrannenfarbig-Schwarz sowie in der Nuance „Hotdog“. Welche Farbe nun gerade durch den Stall hoppelt, ist nicht etwa eine Laune der Natur, sondern Ergebnis jahrelanger Linien-Zucht. „Jeder Farbschlag ist eine eigene Zucht“, erläutert der Experte. Das ist bei den kleinen nicht anders als bei den großen Rassen.

Ob mini oder maxi, bei allen handelt es sich übrigens um Nachfahren des Wildkaninchens. Selbst das Hasenkaninchen ist aus dem „Oryctolagus cuniculus“ hervorgegangen. Tatsächlich wäre eine Kreuzung zwischen Kaninchen und Hasen auch biologisch gar nicht möglich. „Das Hasenkaninchen ist dem Feldhasen lediglich vom Typ her nachgezüchtet worden“, erklärt Heinz-Josef Schneider, Züchter seit mehr als 35 Jahren. Im Gegensatz zu seinen meisten Artgenossen ist das Hasenkaninchen ein richtig sportliche Typ; dank seiner schlanken, gestreckten Körperform wirkt es geradezu schnittig und zugleich elegant, gilt also nicht umsonst als Ferrari unter den Rassekaninchen. „Es ist auch viel lebhafter als andere“ – ein Grund, wieso Schneider sich genau in diese Rasse verliebt hat.

Ebenso wenig wie das Hasenkaninchen vom Hasen abstammt, hat das Havanna-Kaninchen seine Heimat in Havanna. Seinen Namen verdankt es vielmehr seiner schokoladenbraunen Fellfarbe, die ein wenig an die kubanischen Zigarren erinnert. Der „Neuseeländer“ indes ist in Europa wirklich ein Zugereister – gezüchtet wurde die Rasse allerdings auch nicht, wie der Name vermuten lässt, in Neuseeland, sondern in den USA. Bewertet werden bei den Zuchtschauen die jeweils rassetypischen Merkmale wie Gewicht, Körperform, Typ und Bau, das Fellhaar und der Pflegezustand.

Ein Pärchen macht noch keine Zucht

Die Züchter investieren viel Zeit und Geld in ihr Hobby. Mit einem einzigen Kaninchen-Pärchen ist es da nicht getan: zwischen 20 und 70 Tiere haben die meisten im Stall. Und jedes einzelne will umsorgt und gepflegt werden: „Die sind wie kleine Kinder“, so Bay schmunzelnd. „Der eine mag nur Möhren, der andere gar keine. Ein guter Züchter muss seine Tiere genau beobachten und täglich kontrollieren.“ Für ihn gibt es allerdings kein schöneres Hobby: „Mir gibt das nach dem Arbeitsalltag totale Entspannung und Zufriedenheit. Bei den Tieren kann ich total runterfahren.“

Die Medaille der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ging an Noreen Aprile für ihre wildfarbenen Grauen Wiener. Aus ihrer Zucht stammt auch das beste männliche Tier der Schau. Gerda Mark konnte sich über die Landesverbandsauszeichnung für ihre weißen Zwergwidder freuen. Bei den Jugendlichen ging diese Auszeichnung an Michelle Husmann. Eine ausgezeichnete Nachwuchszüchterin ist auch Elisa Marie Guder, die die Landesverbandsmedaille erhielt. Kreisverbandsehrenpreise durften Thomas Linßen, Marliese Lipka und Wolfgang Köpcke in Empfang nehmen. Letzterer hat auch die beste Häsin der Schau gezüchtet. Die Kreismeisterschaft der Vereine konnten die Züchter aus Königswinter für sich entscheiden, die Plätze zwei und drei gingen an die Vereine Dollendorf-Oberkassel und Bonn-Duisdorf.

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